Verteidigungsminister Kostelka präzisiert Konzept zur Armeereform
Viel wurde bereits davon gesprochen und auch von uns darüber berichtet, dass die Tschechische Armee bis zum Jahr 2006 ihre Transformation von einer auf der Basis des Grundwehrdienstes beruhenden Streitkraft hin zu einer Berufsarmee vollzogen haben will. Nach dem überraschenden Rücktritt von Ex-Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík im Frühjahr dieses Jahres schien die Realisierung der ambitionierten Armeereform wieder etwas in weitere Ferne gerückt, doch dieser Tage hat erstmals auch sein Nachfolger Miroslav Kostelka eine konkrete Konzeption zur Umsetzung der Reform auf en Tisch gelegt. Lothar Martin informiert sie über die Einzelheiten:
Die Tschechische Armee, die derzeit eine Stärke von über 60.000 Soldaten hat, wird bis einschließlich des Jahres 2006 Schritt für Schritt die Anzahl der Wehrdienstleistenden auf Null herunterschrauben und dann nur noch aus 33.200 Personen bestehen, von denen rund 8000 Leute zivile Angestellte sein werden. Das Korsett der neuen Berufsarmee wird dann vor allem aus Unteroffizieren und Rottmeistern gebildet, während sich die Anzahl von hochrangigen Offizieren drastisch verringern wird. Dabei wird versucht, den Letztgenannten - falls sie nicht ohnehin ins Rentenalter eintreten - ein neues Wirkungsfeld in alternativen Bereichen anzubieten. Die Armee verlassen muss auch ein Teil der Zivilangestellten. Diese erhalten jedoch - in Abhängigkeit von der Länge ihrer Tätigkeit bei den bewaffneten Streitkräften - eine Abfindung von bis zu dem Neunfachen ihres durchschnittlichen Monatsgehalts. Die Obergrenze der Abfindung wird in den Fällen ausgereizt, in denen es sich um Zivilbeschäftigte handelt, die über 25 Jahre der Armee die Treue gehalten haben. "Die Abfindungsmodalitäten sind, ich würde sagen, wirklich luxuriös", merkte dazu Verteidigungsminister Kostelka an.
Wo weniger Soldaten ihren Dienst leisten, nein: in Zukunft ihren Job machen werden, da wird es auch zu Einsparungen bei Kampftechnik und Ausrüstung kommen. Wie sich deren Anzahl verringern wird, dazu sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums Ladislav Sticha gegenüber Radio Prag:
"Die Armee wird in der Tat kleiner. Nichtsdestotrotz erfolgt ihr Umbau hin zu einer Berufsarmee weiterhin nach der Philosophie, wie sie der ehemalige Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík ausgegeben hat. Das bedeutet, obwohl die Streitkräfte kleiner werden, so werden sie einen sehr spezifischen Charakter haben. Unsere derzeitige Dominante sind zum Beispiel die Einheiten zur Abwehr von ABC-Waffen und wir beabsichtigen auch weiterhin, uns auf den Ausbau von professionell ausgebildeten und ausgerüsteten Spezialeinheiten zu orientieren. Auch wenn alle Komponenten zurückgefahren werden, so wird ein gewisser Teil an Technik bleiben. Dazu gehören auch Düsenabfangjäger und ein kleines Kontingent an Panzern vom Typ T-72, wo wir mit der Anzahl von 30 Stück rechnen."
Neben den erwähnten 30 Panzern wird eine weitere Anzahl von ihnen konserviert werden und nur für den Fall zum Einsatz kommen, sollte sich Tschechien einer ernsthaften Bedrohung ausgesetzt sehen. In solch einem Fall will man auch auf Panzerabwehrwaffen und moderne Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 zurückgreifen. Die Luftstreitkräfte sollen nach den neuesten Vorstellungen des Verteidigungsministeriums über 24 bis 36 leichte Kampfflugzeuge vom Typ L-159 Alca aus heimischer Produktion verfügen. Minister Kostelka ist jedoch auch ein Befürworter für den Erwerb von Überschalljagdflugzeugen. Hierfür zieht man in Betracht, 14 ältere Maschinen von NATO-Verbündeten zu mieten oder billig zu kaufen.