Woche der Auslandstschechen in vollem Gang

Woche der Auslandstschechen (Foto: CTK)

Hörerinnen und Hörer von Radio Prag wissen es wahrscheinlich bereits: In Prag findet gerade die sogenannte "Woche der Auslandstschechen" statt, ein Veranstaltungsreigen, wo die verschiedenen tschechischen Minderheiten aus allen Teilen der Welt zusammenkommen, sich kennen lernen, ihre Probleme miteinander besprechen und diese nicht zuletzt auch gegenüber den tschechischen Politikern in Prag erläutern können. Am Dienstag fand eine erste Pressekonferenz zum Thema statt. Gerald Schubert war dort, und hat folgenden Bericht gestaltet:

Woche der Auslandstschechen  (Foto: CTK)
Ein in Kanada lebender Tscheche beklagt, dass zwischen beiden Staaten noch immer gegenseitige Visumspflicht besteht. Eine tschechischstämmige Dame aus Ägypten ermahnt die Journalisten hierzulande, sich doch vermehrt der ausländischen Landsleute anzunehmen. Ein Herr, der aus der Ukraine angereist ist, wünscht sich ein Gesetz, das die Rechte von Tschechinnen und Tschechen in aller Welt eindeutig regelt. Ein Tschechoamerikaner beklagt das tschechische Wahlrecht, das keine Möglichkeit zur Briefwahl vorsieht. Und eine Dame, die die Tschechen in der Slowakei vertritt, spielt auf die komplizierte Situation nach der Teilung der ehemaligen Tschechoslowakei im Jahr 1993 an, wo einige Aspekte des Staatsbürgerschaftsrechtes noch heute auf eine Lösung warten:

"Wir sind niemals in Ausland gegangen, und sind dennoch Ausländer geworden", sagt sie.

Premierminister Vladimir Spidla  (Foto: CTK)
So also sind die Probleme der Auslandstschechen teilweise ganz unterschiedlich, teilweise wiederum sind sie so gut wie identisch. All dies jedoch auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, das scheint so gut wie unmöglich zu sein, und deshalb existiert auch kein gemeinsamer Dachverband, der die Tschechen aus allen Ecken der Welt vertreten würde.

Dennoch gibt es natürlich grundsätzliches zu den Fragen von Migration und Exil zu sagen, und genau das hat am Dienstagvormittag Premierminister Vladimir Spidla getan, der die zahlreich angereisten Auslandstschechen in der Prager Karlsuniversität begrüßte:

"Es ist natürlich ein Unterschied zwischen der Migration, die sich im Rahmen eines normalen demokratischen Staates und in normalen menschlichen Verhältnissen abspielt, und erzwungenem Exil. Im ersten Fall entscheiden Menschen einfach aus verschiedenen Gründen, dass sie ihr Glück woanders suchen und sich woanders eine Heimat aufbauen wollen. Etwa weil sie sich verliebt haben, weil es irgendwo eine bessere Arbeitsmöglichkeit gibt, oder einfach, weil ihnen die Kultur eines bestimmten Landes gefällt. Das ist ganz natürlich, und man muss sich davor nicht fürchten. Im Gegenteil: Das ist etwas, das die Tschechische Republik sogar sehr bereichert."

Erzwungene Emigration jedoch habe laut Spidla allein in den Jahren 1947 bis 1989 dazu geführt, dass mehr als eine halbe Million Menschen dem Land den Rücken kehren mussten. Die vom kommunistischen Regime aufgerissenen Gräben zwischen Emigranten und denen, die zuhause geblieben waren, die gelte es nun zu überbrücken, so Spidla.

Die Woche der Auslandstschechen dauert noch bis zum 4. Oktober und kann dazu vielleicht einen Beitrag leisten.