Das 12. internationale Festival der Sakralmusik, "Die Festtage des Heiligen Wenzel", würdigen den böhmischen Landespatron
Der 28. September wird in Tschechien seit nunmehr drei Jahren als der Staatsfeiertag des Heiligen Wenzel gewürdigt. Dieses böhmischen Landespatron gedenken nicht in Prag nur die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten - allen voran die Kapelle des Heiligen Wenzel im Sankt-Veits-Dom, in der böhmische Krönungsschätze aufbewahrt werden sowie der Wenzelsplatz, der größte und pulsierendste Ort Prags. Seit bereits zwölf Jahren werden zu Ehren des Heiligen Wenzel in der ersten Septemberhälfte die internationalen Festspiele der Sakralmusik vernastaltet, die "Die Festtage des Heiligen Wenzel" genannt wurden. Und gerade sie stehen im Mittelpunkt unseres heutigen Kultursalons. Am Mikrophon begrüßt Sie dazu unsere freie Mitarbeiterin Lucie Drahonovska.
Der Name des Heiligen Wenzel war einst bei den Tschechen dermaßen verbreitet, dass sich der weitgereiste deutsche Humanist Johann Fischart zur folgenden Gleichung hinreissen ließ: "Böhmen heißen Wenzel (auf Tschechisch Vaclav), Polen Stenzel (Stanislaw)."
Und in der Tat: Der von seinem Bruder 929 oder 935 ermordete böhmische Herzog Wenzel stellte für die Tschechen einen Landespatronen dar, zu dem sie immer dann empor blickten, wenn sie von Not und Elend geplagt waren. Nicht zufällig ist der Wenzelsplatz seit der Mitte des 19. Jahrhunderts das politische Herz der Stadt - und das zur Zeiten der Slawenkongresse sowie zur Ausrufung der ersten Tschechoslowakischen Republik, während des Einmarsches deutscher Truppen im Jahre 1939 und des Prager Frühlings bis zu den Novemberdemonstrationen im Wendejahr 1989.
Die Person des Heiligen Wenzel, eines seinerzeit ungewöhnlich gebildeten und liberalen Herrschers, würdigen die Tschechen auch in ihrer jüngsten Geschichte: Seit nunmehr drei Jahren ist der 28. September, an dem im 10. Jahrhundert der Heilige Wenzel getötet wurde, zum tschechischen Staatsfeiertag erklärt worden.
Der böhmische Schutzheilige überschirmt seit nunmehr zwölf Jahren auch ein Musikfestival, das in der Hauptstadt jeweils in der zweiten Septemberhälfte stattfindet: "Die Festtage des Heiligen Wenzel".
Sein Veranstalter, die Gesellschaft für die Sakralmusik - auf tschechisch "Spole?nost pro duchovni hudbu" - geführt von dem renommierten Komponisten Peter Eben, hat in den 90er Jahren ein Prager Musikfestival gründen wollen, das sich speziell auf die Kirchenmusik richtet. Denn ihrer Meinung nach war die geistliche Musik in Prag trotz unzähliger Prager Musikfestivale entwender selten oder nur ganz oberflächlich interpretiert worden. Auf diese Weise hob 1991 eine Handvoll führender Prager Kirchenmusiker - darunter Dirigenten und Organisten - "Die Festtage des Heiligen Wenzel" aus der Taufe. Ihr jetziger Vorsitzender, Dr. Jaroslav Elias, fasste den Grundgedanken der Gesellschaft folgendermaßen zusammen:
"Die Berufung der Gesellschaft für die Sakralmusik lag in der Erhebung der Kirchenmusik im Bezug auf ihr technisches sowie inhaltliches Niveau. Dabei ist unter "Kirchenmusik" solche lithurgische Musik zu verstehen, die in Kirchen gespielt wird. Vom Anfang an sind unsere Festspiele grundsätzlich ökumenisch aufzufassen, so dass wir keinen Unterschied zwischen der katholischen und protestantischen Kirche gemacht haben."
Der ökumenische Gedanke des Festivals zieht sich alljährlich wie ein roter Faden durch seine Dramaturgie: Im Festivalprogramm ertönt jedes Jahr neben den christlichen und protestantischen Werken Musik jüdischer und orthodoxer Kirchen. So, wie in Prag nebeneinander katholische, protestantische und jüdische Sakralbauten stehen, wechseln auch Orte, an denen musiziert wird: die Teyn-Kirche am Altstädter Ring, die Prager Synagogen, die erhabenen Räumlichkeiten der Prager Burg und viele andere Orte. Mit ansteigender Tendenz nehmen an den "Festspielen des Heiligen Wenzel" neben heimischen Künstlern Musiker aus dem Ausland teil.Zu den Höhepunkten des diesjährigen Festivals der Sakralmusik, der mit einem traditionellen Abschlusskonzert im Wladislav-Saal der Prager Burg am vergangenen Samstag zu Ende ging, gehörten in diesem Jahr vor allem zwei ausländische Gäste: Zuerst waren es gleich zwei norwegische Chöre: Zwölf Sängerinnen des Musikensembles "Schola Sancte Sunnivae", die mittelalterliche Kirchenlieder interpretieren werden und das Ensemble "Il Mormorie della Ensemble, das sich auf italienische Musik des 17. Jahrhunderts spezialisiert. Später hat das amerikanische Männerquartett "Acappella" das Festivalpublikum mit traditionellen Gospels und Spirituals begeistert.
Eine Hörprobe ihrer Gesangkunst möchten wir Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, gerade jetzt präsentieren. Die Besetzung der "Accapella - mit Matt Nunally (Tenor), Nicolas Dunbar (Baryton), Gary Evans (Bass) und ihrem künstlerischen Leiter Sean Samuel singt das Spiritual "Nobody knows"...