Hörerforum
Im heutigen Hörerforum zitieren wir zunächst wieder aus Hörerbriefen zu den Themen "Europäische Union - Ernüchterung oder Impuls für die baldigen neuen Mitgliedsstaaten" und "Verdiente Auszeichnungen für Václav Havel". Nach einigen Hörerfragen zur Null-Promille-Grenze im tschechischen Straßenverkehr und zu unserem kleinen Tschechischkurs lassen wir abschließend noch zwei Schülerinnen und den Tutor der Klasse 13 t8 des Philipp-Reis-Gymnasiums aus Friedrichsdorf bei Frankfurt/Main zu ihren Eindrücken über eine einwöchige Studienreise nach Prag zu Wort kommen.
"Schon vor ein paar Wochen haben die Bürger eines baltischen Staates für die Mitgliedschaft in der EU gestimmt. Somit haben die Kandidaten, in denen auch die Bewohner demokratisch an der Entscheidung Anteil hatten, einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einheit Europas getan. Gerade diese Entscheidung durch die Wählerinnen und Wähler deutet durchaus an, dass dort demokratisches Leben auf einer durchaus qualitativ hohen Ebene besteht. In Deutschland, Gründungsstaat der EU bzw. EWG, gab es diesen demokratischen Schritt ebenso wenig bei der Frage um die Mitgliedschaft als auch bei der Frage der Einführung des Euros als Gemeinschaftswährung. Somit sind einige der Neulinge durchaus fortschrittlicher und demokratischer als Staaten aus der Riege der Altstaaten, die immer so taten und tun, als seien sie der Hort der Demokratie."
Nun, Herr Stawski, aus Ihren Worten ist eine gewisse Verärgerung darüber heraus zu hören, dass der "mündige Bürger" Ihrer Meinung nach zu wenig bzw. gar nicht in grundsätzliche Entscheidungen, die auch seinen weiteren Werdegang mitbestimmen könnten, eingebunden wird. Eine nicht ganz von der Hand zu weisende Tatsache, die auch der ehemalige tschechische Präsident Václav Havel erkannt hatte und daher die Bürger auch immer wieder dazu angehalten hat, sich mehr in die bereits statisch gewordenen Prozesse einzumischen, sich in Initiativen und Organisationen zu formieren und zu artikulieren. Sein Traum von einer so genannten Bürgergesellschaft bedarf jedoch noch großer Anstrengungen und des Engagements von Tausenden und Abertausenden. Aber Václav Havels Denkanstöße und sein nicht weg zu diskutierender Einfluss im In- und Ausland seit der politischen Wende im Jahr 1989 haben ihm jüngst auch wieder einige Auszeichnungen zuteil kommen lassen, was unseren Stammhörer Engelbert Borkner aus Hildesheim Mitte Oktober u. a. zum Schreiben dieser Zeilen veranlasste:
"Am gestrigen Donnerstag brachten Sie im Tagesecho die Meldung, dass Ex-Präsident Václav Havel vom Parlament die beiden höchsten Orden der Tschechischen Republik verliehen bekommen hat. Dass ihr Ex-Präsident Václav Havel diese Orden verliehen bekommen hat, geht doch in Ordnung. Schließlich hat er sich nicht nur Verdienste für ihr Land vor und nach der Wende erworben, sondern das ganze Europa hat ihm sehr viel zu verdanken."
Womit wir wieder beim Thema wären: Das vereinigte Europa. Da sprechen offensichtlich einige unserer Hörer aus Erfahrung, indem sie nicht nur die positiven Seiten des Lebens in der EU herausstreichen. Wie Herr Paul Feiler aus der Wiener Neustadt, der kurz und bündig meinte:
"Zur Arbeitslosigkeit: Mit dem Beitritt der Tschechischen Republik zur EU wird die Arbeitslosigkeit in Ihrem Land sicher noch größer, das ist sicher."
Und der bereits zitierte Herr Stawski aus Recklinghausen fügte an:
"Die Kandidaten - und einigen ist dies gerade im Zusammenhang mit der Diskussion um eine EU-Verfassung durchaus bewusster geworden - müssen erkennen, dass mit dem Beitritt nicht nur ein großes Maß an Souveränität, sondern auch an Demokratie auf der Strecke bleiben wird. Ganz abgesehen von den Alltagsärgernissen, die u. a. Schöpfung der EU-Bürokraten sind, wie der Größe von Obst, dem Biegungsgrad von Gurken und Bananen und der mangelnden Vielfalt von Saatgut - Dingen, die weiß Gott banal erscheinen müssen, aber für den Menschen am vordergründigsten erkennbar sind. Die heimische Bürokratie ist berechenbar, die europäische noch nicht. Und was für Deutschland oder Frankreich Gültigkeit hat, wird sich auch bei den Neulingen bestätigen: Man sät Bürokraten und erntet Akten (in unserem Fall: EU-typische Verordnungen)."
Nun, wie man hört, gibt es um und über das gemeinsame Europa immer viel zu diskutieren. Daher lasst es uns ab dem 1. Mai kommenden Jahres auch gemeinsam tun - als vollwertige Mitglieder einer einzigen, aber weiter verbesserungswürdigen Europäischen Union!
Zu einigen Hörerfragen. Als Reaktion auf die so genannte "Aktion Christoph", bei der in Tschechien massiv Verkehrskontrollen durchgeführt worden sind und über die wir in unserem Tagesecho vom 8. Oktober berichtet haben, fragte Herr Fritz Andorf aus Meckenheim bei uns nach: Wie hoch ist denn in Tschechien die zulässige Promillegrenze?
Ja, Herr Andorf, Sie erinnern sich gut, wenn Sie festgestellt haben, dass früher Nulltoleranz herrschte und man deshalb - im alten Regime - auch Auto fahrenden Priestern nachstellte, die während des Gottesdienstes Messwein konsumiert hatten. Die Null-Promille-Grenze beim Autofahren gilt in Tschechien auch heute noch, doch leider wird sie - wie die "Aktion Christoph" wieder einmal bewiesen hat - nicht von jedem gewissenhaft eingehalten. Bis auf eine saftige Geldbuße muss der ertappte Sünder leider nichts befürchten, es sei denn, er hat alkoholisiert einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Aber man macht sich zumindest Gedanken, mit einem ähnlichen Punktsystem wie dem von Flensburg in Zukunft noch mehr Druck auf das Verkehrsverhalten von Auto- und Kradfahrern hierzulande ausüben zu können.
"Ihren Sprachkurs hörte ich jetzt das erste Mal. Es war mir bislang noch nicht bekannt, dass es einen solchen gibt. Schlecht finde ich es nicht, auf diese Weise eine kleine Einführung in die tschechische Sprache vermittelt zu bekommen."
Diese Zeilen hat uns vor einiger Zeit Herr Ulrich Stühmke aus Essen geschrieben. Ja, Herr Stühmke, weil Sie mit dieser Auffassung nicht alleine dastehen unter unseren Hörerinnen und Hörern, haben wir seit dem vergangenen Sonntag eine Neuerung eingeführt. Ab sofort können Sie nämlich eine völlig neue Lektion unseres Sprachkurses immer zuerst in unserer Sendung vom Sonntag, die am Montagvormittag wiederholt wird, hören, und am darauf folgenden Freitag bzw. Samstagvormittag wird dieser Sprachkurs an seinem gewohnten Sendeplatz noch einmal wiederholt. Wir hoffen, der gesteigerten Nachfrage an unserem Sprachkurs damit ausreichend Rechnung getragen zu haben.
Neben Ihren Zuschriften, liebe Hörerinnen und Hörer, bei deren Absendern wir uns an dieser Stelle einmal in aller Form bedanken möchten, schauen hin und wieder auch Stammhörer oder Interessierte in unserer Prager Redaktion direkt vorbei. Zuletzt konnten wir hier die wissbegierigen Schülerinnen und Schüler der Klasse 13 t8 des Philipp-Reis-Gymnasiums aus Friedrichsdorf bei Frankfurt/Main begrüßen. Im Anschluss an deren Visite in unseren modernen Studios hatte ich die Gelegenheit, mit den Schülerinnen Jana Adamos und Julia Mohr sowie mit Tutor Christopher Steinke das nachfolgende Gespräch zu führen. Die erste Frage wird dabei von Julia Mohr beantwortet:
Zur Frage nach den Zielen und Eindrücken ihrer einwöchigen Studienreise nach Prag, nach dem, was sie von hier mitnehmen und ob sich ihre Vorstellungen von der Reise in etwa erfüllt, antworteten mir:
Julia Mohr: "Also wir sind ein Politik-Wirtschaft-Leistungskurs und vor diesem Hintergrund sind wir eben nach Prag gekommen. Uns haben vor allem Dinge wie die Flüchtlingsfrage interessiert bzw. alles, was mit Politik und Wirtschaft zu tun hat. - Zur Flüchtlingsfrage haben wir sehr viel mitnehmen können, und ich war auch überrascht davon, wie viel darüber hier in Tschechien gesprochen und berichtet wird. - Die Berichterstattung von Radio Prag und anderen Medien der neuen EU-Mitgliedsländer finde ich sehr gut. Ich würde es auch gut finden, wenn dies vermehrt auch in Deutschland gemacht würde. Ich finde es super, dass man in Tschechien so vieles über Land und Leute erfahren kann. Aber in Deutschland gibt es derlei Informationen noch zu wenig. Daher glaube ich, dass bei uns noch die meisten Menschen sehr viele Vorurteile gegenüber den neuen EU-Ländern haben."
Jana Adamos: "Also was ich mitnehme: Prag ist eine sehr, sehr schöne Stadt, sie hat mir sehr gefallen; also sehr schöne Architektur, ganz schöne Gebäude und ich habe viel von der Geschichte mitbekommen, weil wir eben auch viele Vorträge vorbereitet und selbst geführt haben, und so habe ich eigentlich die Stadt sehr gut kennen gelernt."
Christopher Steinke: "Also in meiner Klasse hat sich auf jeden Fall etwas getan. Wir sind wieder ein Stück weitergekommen. Ich hatte schon relativ gute Vorstellungen darüber, was uns hier erwarten wird, aber diese Vorstellungen sind noch übertroffen worden. Die Woche war phantastisch, finde ich. Dazu hat natürlich auch das Wetter beigetragen, aber auch die Stadt und die vielen Erlebnisse, die wir gehabt haben. Das, was wir unternommen haben, war wunderbar. Heute haben wir sozusagen einen krönenden Abschluss hier im Radio erhalten, und ich kann aus meiner Sicht nur sagen, dass der Kurs irgendwie noch enger zusammengerückt ist. Ja, es war alles rundum positiv."