Der Sparkurs im Hochschulwesen: Der tschechischen Sprache droht möglicherweise das Aus
In unseren Sendungen haben wir kürzlich darüber berichtet, dass die Hochschulen in Tschechien über Geldmangel klagen und befürchten, dass sie aufgrund ihrer finanziellen Lage dem europäischen Vergleich künftig nicht standhalten können werden. Wir haben uns deshalb an einer dieser Universität im Ausland umgesehen, an der Humboldt-Universität zu Berlin um genauer zu sein, denn auch dort sollen bis zum Jahre 2010 enorme Sparsummen erbracht werden. Eine mögliche Folge: Sprachen, die nicht ohnehin bereits Schulsprachen sind, könnten von der Liste der Studienfächer gestrichen werden. Katrin Sliva berichtet:
Alle Berliner Hochschulen müssen sparen. Und das nicht zu knapp. Allein die Humboldt-Universität muss 30 Mio. Euro einsparen. Der Akademische Senat der Universität hat deshalb am 28. Oktober dieses Jahres ein Rahmenkonzept für die Strukturplanung für die Humboldt-Universität beschlossen und den Fakultäten vorgelegt. Deren Aufgabe ist, diesen Plan umzusetzen. Was das konkret bedeutet, sagt uns nun Frau Brigitte Resnik vom Institut für Slawistik an der Humboldt-Universität:
"Einundachtzig Prozent des Haushalts der Humboldt-Universität sind Personalkosten. Das heißt also, dass diese Sparsumme nur dadurch erbracht werden kann, indem Stellen gestrichen werden."
Von derzeit 37 000 Studienplätzen werden 2010 nur etwa 13 000 übrig bleiben. Auf die Slawistik entfällt eine Sparsumme in Höhe von 800 000 Euro. Brigitte Resnik verdeutlicht, vor welchem Problem das Institut für Slawistik folglich steht:
"An unserem Institut besteht das große Problem darin, zu entscheiden, welche Studiengänge wir erhalten. Wird es z.B. in Zukunft noch eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung geben. Unsere übersetzungswissenschaftliche Professur ist derzeit vakant. Vertreter der Institutsleitung "schielen" auf diese Professur und sagen: Wenn sie vakant ist, können wir sie ja streichen."
Brigitte Resnik antwortet auf die Frage, ob damit die tschechische Sprache droht aus dem Angebotskatalog zu verschwinden, sofern es um die Ausbildung zum Übersetzer und Dolmetscher geht, wie folgt:
"Tschechisch wäre genauso bedroht wie die Ausbildung in diesem Studiengang in Russisch, Polnisch, Serbisch und Kroatisch. Es sieht im Moment nicht sehr vielversprechend aus."
Somit würde in ganz Deutschland diese Kombination nur noch an der Universität in Leipzig angeboten. Selbst die Tatsache, dass Tschechien in wenigen Monaten der EU beitreten wird und diese Sprache dem einen oder anderen durchaus sehr nützlich werden könnte.