Hörerforum
Der Beitritt von zehn Ländern und die damit verbundene größte Erweiterung der Europäischen Union rücken immer näher. In unserer heutigen Hörerpostsendung befassen wir uns daher im ersten Teil ausgiebig mit dem Thema EU, und zwar damit, wie die Union der Zukunft aus Sicht unserer Hörer aufgebaut und gestaltet werden sollte. Im zweiten Teil der Sendung nehmen wir wieder einmal zu Fragen bezüglich der Empfangbarkeit von Radio Prag Stellung und machen Sie in diesem Zusammenhang mit der Möglichkeit vertraut, Radio Prag neben anderen deutschsprachigen europäischen Sendern ab sofort in Berlin auch auf UKW empfangen zu können.
In unserer vergangenen Sendung vor 14 Tagen hatten wir Sie, liebe Hörer, dazu aufgefordert, uns im Hinblick auf die bevorstehende größte EU-Erweiterung aller Zeiten ihre Meinung darüber kundzutun, wie Sie sich denn das gemeinsame Europa der Zukunft vorstellen würden und wie einzelne Bereiche in diesem Staatenbund geregelt werden sollten. Unser regelmäßiger Hörer-Korrespondent, Stammhörer Helmut Matt aus Herbolzheim im Breisgau, hat sich hierbei nicht lange bei der Vorrede aufgehalten und uns zu diesem Thema u. a. folgendes mitgeteilt:
"Ich würde mir wünschen, dass die neue EU eine wirkliche Gemeinschaft aller Europäer wird, und nicht eine reine Wirtschaftsgemeinschaft, in der nur die Firmen und Konzerne ihre Aktionsradien und Gewinne vergrößern können. Alle Menschen sollen sich in dem Europa, das ich mir wünsche, näher kommen. Anstatt sich ständig auf Kosten Anderer zu profilieren und zu bereichern sowie die Gemeinschaft dazu zu benutzen, das maximal Mögliche für das eigene Land aus der Gemeinschaft heraus zu holen, so wie das in der Vergangenheit leider üblich war, sollte die EU sich in Zukunft als wirkliche Gemeinschaft verstehen, die immer auch bereit ist, einzuspringen, wenn irgendwo Hilfe und Beistand benötigt wird."
Herr Matt verweist in seinen weiteren Ausführungen darauf, dass die Politiker bezüglich einer wirklich europäischen Denkweise noch einiges nachzuholen hätten und er ließ uns auch wissen, wie einige Kernbereiche des gesellschaftlichen Lebens seiner Meinung nach in Zukunft angepackt werden sollten:
"In dem künftigen Europa sollte es eine gemeinsame Verteidigung und Verbrechensbekämpfung, eine gemeinsame Außenpolitik sowie eine umfangreiche Zusammenarbeit bei Bildung, Forschung und Wissenschaft geben. Grenzen, in welcher Form auch immer, sollten vollkommen abgeschafft werden. Dazu gehört auch, dass nationale Radio- und Fernsehprogramme europaweit frei und unverschlüsselt zu empfangen sein werden. Davon sind wir ja derzeit leider noch weit entfernt."
Da haben Sie in gewisser Weise Recht, Herr Matt, aber: Das mit der EU deklarierte gemeinsame Europa wird ja mit dem Beitritt der zehn neuen Mitgliedsländer am 1. Mai nicht fertiggestellt sein, sondern es wird ein langer Prozess sein, bei dem wir derzeit wohl erst am Anfang der gesuchten optimalen Fortsetzung der Gründerjahre stehen. "Europa sei vielmehr als Aufgabe zu sehen", wie es der tschechische Premier Vladimír Spidla im Februar bei einem Vortrag in der Berliner Friedrich-Ebert-Stiftung treffend sagte. Oder nehmen Sie die Worte des tschechischen Außenministers Cyril Svoboda, der bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung des neuen Schulgebäudes der Deutschen Schule Prag betonte, dass es in einem gemeinsamen Europa keine Grenzen mehr geben sollte, sondern vielmehr Horizonte, denen man sich Stück für Stück zu nähern habe. Und dass einzelne Bereiche bereits mehr und mehr aus dem europäischen Kontext heraus gesehen werden, verdeutlichte uns auch eine E-Mail, die als Solidaritätserklärung für die ihre "Woche der Unruhe" ausrichtenden tschechischen Studenten und Hochschullehrer in der Redaktion einging. In dem vom Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften sowie den Studienvertretungen mehrerer deutscher Bundesländer verfassten Schreiben heißt es u. a.:
"Wir möchten Euch unsere Sympathie, Solidarität und Unterstützung für die ´Woche der Unruhe´ gegen Kürzungen an den tschechischen Hochschulen versichern. Bildung ist die wichtigste Zukunftschance für Jede und Jeden ganz persönlich sowie für die demokratischen Gesellschaften in Europa. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass Bildung ohne Zukunftsbeschränkungen allen, unabhängig vom sozialen Status und anderen Kriterien offen stehen muss. Studiengebühren jeder Art lehnen wir ab! Ohne Bildung keine Zukunft. Kein Bildungsklau - nirgendwo in Europa."Also, wie Sie eben hören konnten, es bewegt sich schon etwas in dem zukünftigen Europa. Wenn die von Herrn Matt gescholtenen Politiker bisher noch zu selten eine gemeinsame Sprache gefunden haben, so müssen halt andere Interessengruppen auf sich aufmerksam machen, um europaweite Lösungen anzustreben. Dass so mancher Lebensbereich jedoch ein höchst sensibler ist und sehr oft völlig unterschiedlich von den zwei Seiten der Medaille aus betrachtet wird, beweist die nicht enden wollende Diskussion um die Übergangsfristen bei der Freizügigkeit auf dem Arbeitsmarkt für die Bürger der EU-Beitrittsstaaten. Zu diesem Thema schrieb Herr Engelbert Borkner aus Hildesheim:
"Die Kritik der neuen EU-Beitrittsländer über die Arbeitsmarktbeschränkungen kann ich verstehen, aber die alten EU-Länder machen dieses nicht aus Schikane, sondern der Not gehorchend. Wenn ich mir den deutschen Arbeitsmarkt ansehe, gibt es doch überhaupt keinen Platz mehr für Neuzugänge aus den neuen EU-Ländern, zumal man davon ausgehen muss, dass Arbeitnehmer aus den zukünftigen EU-Ländern unter Tarif arbeiten und somit alles untergraben."
Herr Jürgen Kückelhaus aus Mettmann nahm zum Thema Arbeitsmarktbeschränkungen noch einen anderen Gesichtspunkt aufs Korn, der ihm nach einer früheren Sendung unseres Regionaljournals aufgestoßen war:
"Die Ausführungen zur doppelten Staatsbürgerschaft im Regionaljournal machten deutlich, dass überwiegend wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund dieses Wunsches vieler Bürger der Region Hultschin stehen. Inwieweit mit Arbeitsgenehmigungen allen Beteiligten geholfen ist, bleibt zweifelhaft. Auch ein EU-Beitritt wird wahrscheinlich keine Änderung dieses historisch gewachsenen Anliegens bringen."
Ja, es ist zu hören und zu sehen, dass es bis zu einem gemeinsamen, einigen Europa noch ein weiter Weg ist. Denn allein zum Thema Arbeitsmarktbeschränkungen gehört auch, zu hinterfragen, warum große westliche Unternehmen ihre Produktion nach Osten auslagern, um dort billiger zu produzieren. Werden die Menschen in Europa nicht bisher noch zu oft gegeneinander ausgespielt, als dass man nach wirklich fairen und gemeinsamen Lösungen trachtet? Ich glaube, diese Frage allein wäre schon wieder einige Zeilen mit der Ihrigen Meinung wert. Die Redaktion jedenfalls würde sich über jede Zuschrift freuen, bei der über das Wohl und Wehe der zukünftigen EU befunden und nachgedacht wird.
Seit gut einer Woche strahlen auch wir wieder unsere Sendungen innerhalb der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) aus. Das führt aber für so manchen Hörer zu Verwirrungen, wenn er sich die Londoner Greenwich-Zeit als Bezugspunkt zu Rate zieht. Weshalb? Zwar rückten auch die Briten mit "ihrer" Sommerzeit nach und liegen somit auch im laufenden Halbjahr nur eine Stunde hinter den Mitteleuropäern, die als UTC bekannt gegebene Greenwich-Zeit allerdings bleibt bestehen, so dass diese nun für knapp sieben Monate immer zwei Stunden hinter der MESZ zurückbleiben wird. Nur so ist es für uns zu erklären, wenn unser dänischer Hörer Peter Werner Köpel aus Aarhus uns am Sonntag, dem 28. März, nicht zu den gewohnten Sendezeiten hören konnte. Denn er bezog sich bei seinen Angaben 13 bzw. 16 UTC noch auf die gerade ausgelaufene Winterzeit. Im Sommerhalbjahr sind wir demnach um 12 bzw. 15 UTC zu empfangen, wenn wir uns nur unsere beiden Sendungen um 14 bzw. 17 Uhr MESZ herausgreifen. Herrn Klaus Spielvogel aus Aachen wiederum beschäftigte eine andere Frage betreffs der Ausstrahlung unserer Sendungen:
"Bitte teilen Sie mir mit, ob Ihr deutschsprachiges Programm in Tschechien auch auf Mittelwelle oder UKW/FM zu empfangen ist. In einigen Tagen werde ich in Ihr Land reisen, und ich möchte dort auch, falls es möglich ist, deutsch- oder englischsprachige Nachrichten im Radio empfangen können."
Das ist ein sehr löblicher Entschluss, Herr Spielvogel, doch leider müssen wir auch Ihnen das sagen, was wir unseren Stammhörern schon vor gut zwei Monaten mitteilen mussten. Nämlich, dass wir gerade die zum Zwecke der Ausstrahlung im Inland genutzten Mittelwellenfrequenzen seit dem 1. Februar nicht mehr nutzen können, weil sie Einsparungsmaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Aber im UKW/FM-Bereich kann Ihnen zumindest die englische Redaktion einen Service bieten. Das englische Programm von Radio Prag wird von Montag bis Donnerstag einmal täglich zwischen 19.07 und 19.22 Uhr MESZ auf Ultrakurzwelle ausgestrahlt. Allerdings je nach Aufenthaltsort in Tschechien auf einer unterschiedlichen Frequenz. Diese entnehmen Sie bitte der Internetseite www.radio.cz/english
Auch unser deutschsprachiges Programm von Radio Prag wird seit Beginn der Sommerzeit auf UKW ausgestrahlt, aber - und hier kommt die Einschränkung - vorerst nur im Sendegebiet der deutschen Hauptstadt Berlin. Dies ist auf eine Initiative von World Radio Network zurückzuführen, das uns bei dieser Gelegenheit folgende Hinweise dazu an die Hand gab:
Das deutschsprachige Programm von WRN ist nun erstmalig auch terrestrisch - ganz ohne Satelliten-Empfänger und Internet - in Berlin zu hören und damit auf dem größten Radiomarkt Europas vertreten. Mit dem Signal auf der UKW-Frequenz 97,2 MHz können jetzt über eine Million Berliner WRN Deutsch an ihren Radios verfolgen. Mit einem Mix aus den besten deutschsprachigen Programmen aus aller Welt präsentiert sich WRN Deutsch den Hörern in Berlin. Zu den Programm-Partnern auf UKW 97,2 MHz zählen aus dem Norden Europas das Hamburger Lokalradio, Radio Schweden sowie das allwöchentliche Ostseemagazin. Aus dem Osten und Süden Europas sind Nachrichten und Informationen von Radio Rumänien International, Radio Polonia, Die Stimme Russlands, Radio Slowakei International, Radio Budapest, Radio Prag, Radio Bulgarien, Radio Vatikan sowie Israel Radio zu hören.
Soweit ein Auszug aus den Programmhinweisen zum neuen Berliner UKW-Programm von WRN. Natürlich fehlen bei dieser Kooperation auch westeuropäische Sender nicht, doch all dies und vieles mehr ist nachzulesen auf der Internet-Seite www.wrn.org. oder kann nachgefragt werden unter der E-Mail-Adresse [email protected]. Über diese beiden Adressen erfahren Sie außerdem auch alles zum WRN-Hörerclub "Club WRN" - eine Institution, über die Radio Prag leider nicht mehr verfügt.
Mit diesem Hinweis sind wir leider schon wieder am Ende unserer heutigen Sendung angelangt. Auf ein Wiederhören heute in 14 Tagen, wenn wir die Postmappe erneut für Sie aufschlagen.