Kontroverses Buch "Tabu in den Sozialwissenschaften" erschienen
In Tschechien wurde vor kurzem ein kontroverses Buch veröffentlicht. Der Autor des Buches mit dem Titel "Tabu in den Sozialwissenschaften", Petr Bakalar, wurde wegen antisemitischer Äußerungen angeklagt. Was dahinter steht, erfahren sie nun von Dagmar Keberlova.
Es ist nicht das erste Buch in Tschechien, das wegen antisemitischer Propaganda vor Gericht endet. Vor vier Jahren wurde Hitlers Mein Kampf veröffentlicht, und der Herausgeber wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Bei "Tabu in den Sozialwissenschaften" sind sich die Kritiker nicht einig. Der Herausgeber verteidigt es mit den Worten, er habe das Buch gelesen und habe darin nichts Antisemitisches entdeckt. Die Kritiker meinen, dass Bakalar wissenschaftlich vorzugehen versucht und damit viele verwirren kann: "Dieses pseudowissenschaftliche Gerede kann einen mehr beeinflussen als Mein Kampf, was eine abgeschlossene Sache ist", meint der Direktor eines anderen Verlages. Hier die Meinung des Politologen Zdenek Zboril:
"Ich glaube, dass das Buch auf jeden Fall kontrovers ist, aber eher was die Methode und die wissenschaftliche Bearbeitung betrifft. Es handelt sich um ein kompilatives Buch. Im Anhang wird auf 450 Quellen hingewiesen, wobei es scheint, dass der Autor sich nur auf 5 amerikanische Autoren stützt, bei welchen wieder nicht klar ist, ob sie Forschung betrieben haben. Aber der tschechische Autor übernimmt ihre Beschlüsse."
Der Autor definiere etwa nicht den Begriff Rasse in der Gegenüberstellung zur Bevölkerung oder spreche nur sehr vage über das Judentum und die Eugenik, sagt Zdenek Zboril. Außerdem fühlen sich manche in Tschechien lebende Menschen, die meistens der jüdischen Gemeinde angehören, von diesem Buch betroffen und haben Klage erhoben. Das Gericht entschied folgendermaßen:
"Das Gericht beschloss, dass ein Buch keine Waffe ist und dass die Interpretation des Buches wichtig ist. Wer unter welchen Umständen und in welchem Kontext man das Buch verwendet. Meine Meinung hierzu ist ähnlich."
Die negative mediale Kampagne hatte zur Folge, dass das Buch mit einer ursprünglichen Auflage von 500 Stück nun in 11000 Exemplaren verkauft wurde. Dies sei für eine solche Publikation eine sehr hohe Zahl, sagt Politologe Zboril. Hat es einen Sinn, diese Bücher heutzutage in der tschechischen Gesellschaft zu verbieten, war meine letzte Frage an Zdenek Zboril:
"Bücher dieser Art sollten nicht verboten werden, weil sie im Internet ganz normal zugänglich sind und mir ein Verbot daher absurd erscheint. Ich bin für die amerikanische, sehr tolerante Auffassung aber mit einer sozusagen deutschen Einschränkung. Diese besteht darin, dass die Distribution zum Teil kontrolliert wird."