'Straße der tschechisch-deutschen Verständigung' (Foto: Martina Schneibergova)
In der Nähe der Stadt Moravský Beroun (Bärn), am Fuße des Roten Berges, wurde am vergangenen Samstag ein Fest veranstaltet. Bereits zum neunten Mal wurde dort die "Straße der tschechisch-deutschen Verständigung" verlängert. Martina Schneibergova war dabei.
'Straße der tschechisch-deutschen Verständigung' (Foto: Martina Schneibergova)
Die Errichtung der Straße der tschechisch-deutschen Verständigung wurde 1998 von der in der Region aktiven Bürgerinitiative "Vlastenecký poutník" (zu deutsch etwa "Heimatwanderer") initiiert. Als auf dem Roten Berg eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 240. Jahrestags der Schlacht bei Guntramovice (Guntersdorf) stattfand, wurde dort eine Stelle entdeckt, wo sich Massengräber befanden. Ein Grabmal, das dort einst anlässlich des 100. Jahrestags der Schlacht errichtet worden war, wurde inzwischen vernichtet. Die Mitglieder der erwähnten Bürgerinitiative bereiteten damals eine Kampagne anlässlich des bevorstehenden EU-Beitritts Tschechiens vor und veröffentlichten in ihrem Rahmen gemeinsam mit anderen Organisationen und Gemeinden einen Aufruf. In dem hieß es u.a.: "Wir wollen mit anderen Ländern - vor allem mit dem Nachbarland Deutschland - künftig den Weg der Verständigung gehen." Die Verständigung sollte nicht nur verbal formuliert, sondern auch irgendwie in wirkliche Formen gegossen werden. So kam der "Weg der Verständigung" zustande. Unweit von Guntramovice entstand ein Weg, der mit Steinplatten zu je 40 mal 45 Zentimetern gepflastert ist, die von Institutionen oder auch von einzelnen Menschen gespendet werden. Auf der Gedenkplatte steht der Name des Spenders, eventuell auch ein Zitat. Je vier Platten werden nebeneinander gelegt. Zum neunten Mal wurde die Straße am Samstag feierlich verlängert. An der Feier, während der auch eine Feldmesse für alle Kriegsopfer gelesen wurde, nahmen Kommunalpolitiker, Vertreter verschiedener Bürgerinitiativen und Bewohner der umliegenden Gemeinden teil. Bis zum heutigen Tag haben sich 114 Spender an der Entstehung des Weges beteiligt, die aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Portugal und den USA stammen. Aus Deutschland kam zu der feierlichen Verlängerung des Weges Josef Rudolf Marx. Ich fragte ihn danach, was ihn dazu bewegt hat, eine Gedenkplatte für den Weg zu spenden:
Josef Rudolf Marx (Foto: Martina Schneibergova)
"Ein guter Freund hat uns darauf aufmerksam gemacht, und wir haben diesen Ort einmal besucht. Es ist eine Demonstration - in Stein gehauen auf den Gräbern - für die Zukunft, und die Tatsache, dass ein Priester von der Armee gekommen ist, um die Feldmesse hier zu lesen, ist auch eine Demonstration für den Frieden. Die Menschen müssen sich bestimmt gegen Ungerechtigkeit wehren, und eine Armee ist wichtig - nur Frieden auf der Erde ist vielmals wichtiger als tote Menschen."
Stammen Sie aus dieser Region?
"Ich stamme aus Bruntál (Freudental) und bin nach dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt, weil ich auf dem Rhein-Main-Flughafen Dienst gemacht habe und wir durften als Angehörige der Armee zehn Jahre nicht hierher. Ich habe auch Leuten geholfen, über die Grenze zu fliehen, und man hat mich in Abwesenheit verurteilt. Als ich Antrag gestellt habe, war ich als "persona non grata" eingestuft. Die tschechische Staatshymne beginnt mit `Kde domov muj´ - Wo ist meine Heimat?´ Meine Heimat ist hier,und egal, wo ich war, habe ich diese Heimat nicht vergessen. Ich glaube, alle Menschen, die einmal hier gewesen sind, oder denen auch daran liegt, zur Völkerverständigung beizutragen, sehen hier diese Flaggen, auch die Flagge der EU. Die zeigen, dass wir nicht ein Volk sind, aber im Gedanken im Frieden einig leben können."