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Tschechischer EU-Kommissar Telicka in Prag eingetroffen - Ablöse durch Premier Spidla steht bevor

Der tschechische EU-Kommissar Pavel Telicka ist nach Prag gereist, nachdem die Chefs der drei Regierungsparteien am Freitag die Entscheidung über eine Neubesetzung seines Amtes bekannt gegeben hatten. Jenem Beschluss zufolge wird voraussichtlich der scheidende Premierminister Vladimír Spidla den Sitz in der Europäischen Kommission übernehmen. Sowohl die christdemokratischen als auch die liberalen Koalitionspartner waren mit der Wahl des Sozialdemokraten Spidla einverstanden. Dieser selbst hat das Angebot bereits angenommen, nun muss noch das Kabinett über seine offizielle Nominierung entscheiden. Pavel Telicka wollte sich vom designierten Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei, Stanislav Gross, persönlich über die Gründe für seine Ablösung informieren lassen. Gross ist jedoch derzeit nicht in Prag. Auch nächste Woche kann es zu keiner Unterredung zwischen beiden Politikern kommen, da Telicka dann in Brüssel Kommissionspräsident Romano Prodi vertreten muss.

Zeitplan für Regierungsbildung wird immer konkreter

Die Unterhändler der Sozialdemokraten (CSSD), Christdemokraten (KDU-CSL) und der liberalen Freiheitsunion (US-DEU), die seit mehreren Wochen Gespräche über die Bildung einer Neuauflage ihrer Dreiparteienkoalition führen, legten am Samstag eine Verhandlungspause ein. Am Montag wird der designierte Chef der Sozialdemokratischen Partei, Stanislav Gross, dann bei Staatspräsident Václav Klaus erwartet. Beobachter gehen davon aus, dass Klaus ihn bei dieser Gelegenheit offiziell mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen und damit zum designierten Premierminister machen könnte. Für diesen Fall haben die Regierungsparteien auch schon einen recht konkreten Zeitplan: Bis zum Ende der kommenden Woche soll das Regierungsprogramm für die verbleibenden zwei Jahre der Legislaturperiode vereinbart werden. Mitte August könnte im Abgeordnetenhaus dann die Vertrauensabstimmung über die neue Regierung über die Bühne gehen.

Stanislav Gross: Tony Blairs "Dritter Weg" kann in Tschechien nicht kopiert werden

Stanislav Gross, vermutlich nächster tschechischer Premierminister, hat in einem Interview für die Samstagausgabe der Tageszeitung Právo die inhaltlichen Präferenzen seiner Politik umrissen. Ein so genannter "Dritter Weg", wie ihn Tony Blair in Großbritannien beschritten hat, sei zwar inspirierend, aber in der Tschechischen Republik nicht eins zu eins kopierbar, so der 35jährige Sozialdemokrat. Als Beispiel nannte Gross etwa die Diskussion über die Einführung von Schulgebühren: In Großbritannien gebe es eine breite Mittelschicht, daher sei Schulgeld dort sozial verträglicher als in Tschechien, wo 65 Prozent der Bevölkerung über ein Einkommen unterhalb des Durchschnitts verfügen. Unterstützung von Familien mit Kindern wie auch die Förderung von Ausbildungsmaßnahmen bezeichnete Gross dabei als wichtigste Prioritäten der von ihm angestrebten Regierung.

Senatsvorsitzender Petr Pithart traf österreichischen Präsidenten Heinz Fischer

Der tschechische Senatsvorsitzende Petr Pithart und der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer haben sich am Samstag in Salzburg dafür ausgesprochen, die enge Zusammenarbeit der mitteleuropäischen Staaten auch in der erweiterten Europäischen Union beizubehalten. Pithart umriss dabei auch Möglichkeiten, den Dialog zwischen verschiedenen Experten, Historikern und Politikern aus Tschechien und Österreich zu intensivieren. Dies gab ein Mitarbeiter der Tschechischen Botschaft in Wien gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekannt. Das Arbeitstreffen beider Politiker ging einem offiziellen Besuch von Heinz Fischer in Prag voraus, der für 25. August geplant ist.

Schweres Zugunglück in Südböhmen - eine Frau nach wie vor in akuter Lebensgefahr

Nach dem schweren Zugunglück, das sich am Donnerstag in Südböhmen ereignet hat, schwebt eine Frau nach wie vor in akuter Lebensgefahr, der Zustand von zwei weiteren Verletzten wird als ernst beschrieben. Ein Mann wurde bei dem Frontalzusammenstoß zweier Züge getötet, insgesamt 36 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Nach dem Unfall in der Nähe der Ortschaft Blanice waren die Rettungskräfte mit insgesamt 25 Krankenwagen und zwei Hubschraubern im Einsatz gewesen. Als Unfallursache vermutet die Inspektion der Tschechischen Bahnen den Fehler eines Lokführers, der ein Haltesignal nicht beachtet hat.

Wetter

Zum Abschluss das Wetter: Am Sonntag wird es in Tschechien heiter bis bewölkt sein, vereinzelt sind Niederschläge oder Gewitter zu erwarten. Tageshöchsttemperaturen 22 bis 26 Grad.