Gedenkfeier zum 36. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings
Blumengeschmückte Kränze erinnern derzeit am Funkhaus des Tschechischen Rundfunkes in der Vinohradska-Straße an die Opfer der Augusttage 1968. Am vergangenen Samstag fand hier die zentrale Gedenkfeier zum 36. Jahrestag des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Truppen am 21.8.1968 statt. Thomas Kirschner berichtet.
Unter Führung der Sowjetarmee waren in der Nacht zum 21. August 1968 Panzer und Besatzungstruppen aus fünf Ostblockstaaten nach Prag und in andere tschechoslowakische Städte eingerückt, um den als "Prager Frühling" bekannt gewordenen Reformprozess in der damaligen Tschechoslowakei zu stoppen. Gerade vor dem Gebäude des Rundfunks war es zu dem größten Widerstand tschechischer Bürger gegen die Besatzer gekommen; mindestens 10 Menschen verloren dabei ihr Leben. Im ganzen Land waren allein in der ersten Woche nach Beginn des Einmarsches bei Auseinandersetzungen über 90 Menschen ums Leben gekommen, mehrere hundert wurden verletzt. Ihnen galt der Gedenkakt, an dem neben Vertretern der Regierung und des Parlamentes auch hunderte Bürger teilnahmen. Man dürfe die Demokratie nicht als Selbstverständlichkeit sehen und die Totalität des kommunistischen Regimes nicht vergessen, so die Quintessenz der Feier. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Lubomír Zaorálek hob hervor, dass die Bestrebungen nach einem "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" nicht schon unter den Panzerketten der Besatzungstruppen begraben wurden, sondern erst ein Jahr später, als eigene tschechoslowakische Truppen die Proteste zum ersten Jahrestag des Einmarsches niederschlugen."Gegen die tschechoslowakischen Bürger standen tschechoslowakische Panzer. Es waren tschechoslowakische Sicherheitskräfte, Armee und Miliz. Das hat sich ein Jahr später abgespielt, und das war der Anfang der ´Normalisierung´. Es waren also nicht die ausländischen Armeen, sondern das Versagen der politischen Eliten, die es nicht geschafft haben, sich auf das Volk zu verlassen und auf das Vertrauen des Volkes, weil sie selbst nicht genug Selbstvertrauen hatten."
Der Prager Bürgermeister Pavel Bém erinnerte schließlich an die, die sich auch in der nachfolgenden Zeit dem Regime nicht gebeugt haben. Es sei nicht zuletzt ihr Verdienst, dass man heute der Opfer von 1968 gedenken könne. "Wir danken ihnen," so Bém wörtlich, "dass sie uns daran erinnert haben, dass die Freiheit existiert und dass wir um sie kämpfen müssen."