Bei Gedenkakt zum August 1968 wurde Bedeutung der Meinungsfreiheit hervorgehoben

An die Opfer der Invasion der Sowjetarmee und weiterer Truppen der Staaten des Warschauer Paktes am 21. August 1968 erinnerte am Samstag ein Gedenkakt vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks in Prag. Vor 53 Jahren waren diese Streitkräfte in die Tschechoslowakei einmarschiert, um die Reformbewegung „Prager Frühling“ im Land zwischen Erzgebirge und Hoher Tatra niederzuschlagen. Dabei kam es insbesondere vor dem Tschechoslowakischen Rundfunk zu heftigen Kämpfen, bei denen auch Menschen getötet wurden.

René Zavoral | Foto: Andrea Filičková,  Tschechischer Rundfunk

Der Opfer des Widerstands gegen die Okkupation der Sowjetunion und ihrer Bündnispartner wurde mit einer Kranzniederlegung gedacht. Den Gedenkakt eröffnete der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, René Zavoral. Die Bedeutung der Meinungsfreiheit und der öffentlich-rechtlichen Medien strich der stellvertretende Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Vojtěch Pikal (Piraten), in seiner Rede heraus. Vizepremier- und Finanzministerin Alena Schillerová (parteilos) erinnerte vor dem Rundfunkgebäude an den Heldenmut des Einzelnen, der nach ihrer Meinung ein wesentliches Element für Freiheit und Demokratie ist. Senatorin Miroslava Němcová (Bürgerdemokraten) kritisierte, dass Vertreter der Kommunistischen Partei (KSČM) auch heute noch verfassungsmäßige Funktionen innehaben. Dies zeige ihrer Meinung nach, dass Tschechien die jüngere Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet habe.

Foto: Andrea Filičková,  Tschechischer Rundfunk

Im Anschluss an die Gedenkfeier öffnete das Rundfunkmuseum, die sogenannte Galerie, seine Pforten. Interessenten können dort eine Ausstellung mit Gemälden der Künstlerin Irena Procházková besuchen. Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings finden am Samstag auch in anderen Städten Tschechiens und der Slowakei statt. Um den Umsturz der Reformbewegung zu vollziehen, waren vor 53 Jahren rund 400.000 Soldaten aus der Sowjetunion, Polen, Ungarn und Bulgarien in die Tschechoslowakei einmarschiert. Von Seiten der DDR sollen lediglich neun Verbindungsoffiziere tschechoslowakischen Boden betreten haben. Einzig das Ostblockland Rumänien hatte eine Beteiligung verweigert.

Foto: Andrea Filičková,  Tschechischer Rundfunk
Autor: Lothar Martin
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