Prager Regierung will tschechischen LKW-Transitverkehr eindämmen

Planungen sind die eine Seite, die einen buchstäblich überrollende Realität die andere Seite. Die Tschechische Republik hatte die auf ihren Straßen geplante Einführung des elektronisch erhobenen Wegezolls für Brummis ab 12 Tonnen nach dem LKW-Maut-Reinfall in Deutschland von ursprünglich 2005 auf den Beginn des Jahres 2006 verschoben. Doch die mit dem EU-Beitritt Tschechiens im Mai entfallenden langwierigen Zollkontrollen haben zu einem erheblichen Anstieg des Transitverkehrs im Lande geführt, der die Politiker und Verkehrsexperten jetzt zum Handeln zwingt. Näheres dazu von Lothar Martin.

Foto: Archiv Radio Prag
Der tschechische Beitritt zur EU war auf so manchem Gebiet auch ein Rückschritt zu alten Sünden. Mit dem damit verbundenen Wegfall der am Schlagbaum durchgeführten Zollkontrollen wandten sich die Spediteure leider auch schnurstracks von der Straßen und Umwelt schonenden so genannten Rollenden Landstraße ab - ein auf der Eisenbahnstrecke zwischen Lovosice in Nordböhmen und Dresden in Sachsen betriebener LKW-Transport auf Schienen. Die Folge: Seit dem EU-Beitritt hat sich die Anzahl der Lastkraftwagen, die täglich den böhmischen-sächsischen Straßenübergang Cínocec/Altenberg passieren, nahezu verdoppelt. Die Stadtväter der nahe dem Grenzübergang an der E55 liegenden Stadt Dubí/Eichwald haben festgestellt, dass zuletzt innerhalb von nur 14 Tagen bis zu 85.500 LKWs ihren Ort passiert haben. Das Radargerät hat dabei festgehalten, wie ein Brummifahrer sein Gefährt bis auf 123 Kilometer in der Stunde beschleunigt hat... "Die Menschen können hier nicht mehr lüften, das Überqueren der E55 ist nahezu lebensgefährlich," sagte die Eichwalder Bürgermeisterin Ilona Smítková der Nachrichtenagentur CTK.

Diese und andere Beispiele sind seit Mai auf Tschechiens Straßen auf der Tagesordnung. Daher haben auch die Politiker, allen voran Ministerpräsident Stanislav Gross, nun erkannt, die Lösung des Problems forcieren zu müssen:

"In den zurückliegenden Monaten hat die Verkehrsbelastung auf unseren Fernstraßen und Autobahnen enorm zugenommen. Insbesondere durch Lastkraftwagen, die sie als Transitverbindung nutzen. Wir streben daher eine Lösung an, die im Wesentlichen dazu führen sollte, dass es nicht mehr so günstig sein wird, den Transitverkehr über die Tschechische Republik durchzuführen. Das Drehen an den Kosten ist in dieser Hinsicht wohl der einzige Weg, der einen Sinn macht."

Wie aber will die Tschechische Republik den LKW-Transitverkehr auf ihrem Territorium verteuern? Solange die elektronische Maut nicht eingeführt werden kann, will man den einheimischen Spediteuren das Leben nicht noch durch die weitere Erhöhung der jährlichen Autobahnbenutzungsgebühr, sprich: die Autobahnvignette schwerer machen. Diese Regelung soll aber fortan nicht mehr für das zeitlich begrenzte Verkehren auf den hiesigen Autobahnen und Schnellstraßen gelten. So soll zum Beispiel der Preis für die Ein-Tages-Vignette im Rahmen der EU-Bedingungen zur Verkehrspolitik kräftig angehoben werden. Ob diese und andere kosmetische Veränderungen aber den unentwegt rollenden Brummitransport in Tschechien entscheidend eindämmen können, bleibt abzuwarten.