Tschechien testet Umstellung auf neues Mautsystem

Foto: Ondřej Jánoška, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Nur noch vier Monate sind es, bis das neue Lkw-Mautsystem hierzulande verbindlich wird. Tschechien stellt um von der Mikrowellen-Technologie auf Satellit. Die Vorbereitungsphase läuft. Zugleich klagt noch immer der frühere Betreiber Kapsch gegen die Vergabe der Maut an die Konkurrenten von CzechToll und SkyToll.

Foto: Ondřej Jánoška,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Das tschechisch-slowakische Konsortium aus CzechToll und SkyToll hat die Testphase gestartet. Einen Monat lang wird nun überprüft, wie gut die Satellitenverbindung klappt. Denn das System wird mit dem zentralen Fahrzeugregister und dem Zoll verbunden sein. Miroslav Beneš ist Sprecher von CzechToll:

„Es handelt sich um Tests der Software. Die einzelnen Komponenten haben wir bereits überprüft. Jetzt geht es darum festzustellen, wie das gesamte System der elektronischen Maut funktioniert. Daran beteiligt ist auch unser unmittelbarer Kunde, also die Autobahn- und Straßendirektion.“

Ab 1. Dezember muss das neue System laufen. Denn dann soll es auf den gut 1200 tschechischen Autobahnkilometern von den Lastwagen genutzt werden. Mit Jahresbeginn 2020 kommen auch die Landstraßen erster Kategorie dazu, das sind insgesamt 900 Kilometer Verkehrswege, die sich mit den deutschen Bundesstraßen vergleichen lassen.

Autobahn-Vignetten 2019
Aber was wird mit den über 270 Kontrollbrücken, die für das System von Kapsch derzeit noch die Autobahnen und Landstraßen überspannen?

„Die Brücken werden wir nach der geplanten Umstellung der Pkw-Vignette auf eine elektronische Form gut brauchen können. Sie dienen aber auch der Polizei und für die Erhebung von statistischen Daten. Zudem verhandeln wir über eine weitere Nutzung, zum Beispiel zur Befestigung von Informationstafeln oder als Hochgeschwindigkeitswaagen für die Gewichtskontrolle bei Lkw“, so Lenka Rezová, Sprecherin des tschechischen Verkehrsministeriums.

Foto: Gerhard Gellinger,  Pixabay / CC0 | Foto: Gerhard Gellinger,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED
Bis 22. September haben die Spediteure Zeit, ihre Lkw für das neue System zu registrieren. Dabei wird die bisherige On-Board-Unit gegen ein satellitentaugliches Gerät ausgetauscht. Insgesamt 450.000 Stück dieser sogenannten OBUs sind derzeit in Produktion. Doch der Austausch wird die Spediteure etwas kosten. Denn für die neue OBU müssen 2500 Kronen (knapp 100 Euro) hinterlegt werden, für die alte erhält man aber nur die Kaution in Höhe von 1550 Kronen (60 Euro) zurück. Beim Spediteursverband Česmad sieht man das kritisch, wie Sprecher Martin Felix vor einiger Zeit bereits sagte:

„Die einzige Sache in Bezug auf die Umstellung, die uns nicht gefällt, ist der Preis für die OBUs. Sie sind rund 1000 Kronen teurer. Wir glauben, dass es dafür keinen Grund gibt.“

Vladimír Kremlík  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Auch wenn das neue System bereits in der Vorbereitung ist: Der bisherige Anbieter Kapsch kämpft weiter gegen den Wechsel. Die österreichische Firma fühlt sich zu Unrecht ausgebootet. Sie wirft dabei dem tschechischen Kartellamt mangelnde Fairness vor. Deswegen hat Kapsch insgesamt drei Klagen eingereicht. Die erste wendet sich gegen das Ausschreibungsverfahren, die zweite gegen die Verträge des Staates mit dem Konsortium aus CzechToll und SkyToll. Diesen beiden Klagen hat das Kreisgericht in Brno / Brünn bereits stattgegeben – und daher muss sich das Kartellamt erneut mit den Einwänden der Österreicher beschäftigen. Die dritte Klage betrifft direkt die angebliche Untätigkeit der Behörde.

Doch Verkehrsminister Vladimír Kremlík (parteilos) will nicht mehr warten. Er sagte vor einiger Zeit, das neue Mautsystem werde trotz der Beschwerden im Dezember gestartet.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen