Fußball spielende Rockmusiker des 1. RFC Spark Prag erneut in Bayern zu Gast

Foto: www.spark-rockmagazine.cz/Rfc/

Im heutigen Sportreport wendet sich Lothar Martin einmal nicht dem Spitzensport zu. Wer bzw. was diesmal im Rampenlicht steht, das hören Sie jetzt.

In der Mehrzahl berichten wir in unserem Sportreport über sportliche Höchstleistungen oder spektakuläre Medaillengewinne tschechischer Athletinnen und Athleten, internationale Fußball- oder Eishockeyspiele mit tschechischer Beteiligung, kurz: über Erfolge und Misserfolge, Siege und Niederlagen aus dem Bereich des Spitzensports. Doch sportlich tut sich schon noch eine ganze Reihe mehr in der Tschechischen Republik, auch hierzulande gibt es einen weit gefächerten Breiten- bzw. Volkssport. Die Volkssportarten Nummer eins und zwei sind zugleich die beiden populärsten Sportarten, die in Tschechien betrieben werden: Fußball und Eishockey. Im Winter gibt es nahezu keinen zugefrorenen See oder Tümpel, auf dem sie nicht dem Puck nachjagende Kufenflitzer sehen können. Und dazwischen - vom zeitigen Frühjahr bis zum Spätherbst - wird allerorten Fußball gespielt: organisiert in den Spielklassen des Böhmisch-Mährischen Fußball-Verbandes (CMFS) oder zum Spaß und zur Gesunderhaltung in tausenden von Freizeitmannschaften, die sich zu Wettbewerben treffen, Turniere organisieren oder jede Menge freundschaftlicher Vergleiche austragen. Es gibt sowohl städtische als auch ländliche Freizeitteams, kleine und scheinbar namenlose, aber auch gut strukturierte und mit viel Prominenz bestückte Vertretungen. Zu letzterer Kategorie gehört zweifellos auch der 1.RFC Spark Praha, oder vollständig ausgesprochen: der Erste Rocker-Fußballclub Spark Prag. Hinter dieser Mannschaft verbergen sich keine Geringeren als die besten Rockmusiker des Landes, die sich in ihrer knapp bemessenen Freizeit immer wieder in verschiedener Besetzung zusammen tun, um auch auf dem Fußballplatz ihre Visitenkarte abzugeben. Warum und weshalb das so ist, das verrät uns schon der Gesellschafter des Rock-Magazins "Spark" - daher auch der Clubname - und zugleich Präsident des 1. RFC Spark Prag, Pavel Schuster, mit dem ich dieses Gespräch geführt habe:

Herr Schuster, wie und wann ist der 1. RFC Spark gegründet worden, was war die Idee dazu?

"Das Fußballteam 1. RFC Spark Prag ist im Jahr 2000 gegründet worden, und zwar unter der Ägide der Rock-Zeitschrift ´Spark´. Die Grundidee bestand am Anfang darin, gute Laune mit sportlichen Ergebnissen im Bereich des Amateurfußballs zu verknüpfen."

Das heißt also, Sie wollten einerseits gute Laune verbreiten, weil in der Mannschaft Rockmusiker spielen, und andererseits, dass sich diese Rockmusiker auch sportlich betätigen. Ist dem so?

"Ja, Sie haben Recht. Es ist doch nur gut, wenn wir alle gute Kondition haben, denn die Rockmusiker müssen nicht nur "trinken", sondern sie müssen auch Sport treiben."

Aus dieser guten Idee ist dann eine tolle Geschichte entstanden, denn diese Mannschaft der Fußball spielenden Rockmusiker spielt ja nicht nur zum Selbstzweck. Sie haben ja im Laufe der Jahre viele tolle Spiele gemacht zu karitativen Zwecken oder auf Volksfesten. Können Sie uns einige Beispiele nennen?

"Ja, zum Beispiel haben wir vor zwei Jahren zwei karitative Freundschaftsspiele ausgetragen, und zwar nach dem Hochwasser in Prag. Bei einem davon haben wir 80.000 Kronen gesammelt für einen alten Mann, dessen Haus beim Hochwasser arg zerstört worden ist. Außerdem haben wir schon zweimal eine Begegnung mit einem Team tschechischer NHL-Stars ausgetragen, sowohl im vergangenen Jahr als auch in diesem Jahr. Der jeweilige Erlös aus diesen Spielen kam karitativen Zwecken zu."

Im Gespräch mit Pavel Schuster stelle ich sofort fest, dass es sich hier um einen sehr rührigen, mit viel Elan und guten Ideen ausgestatteten Clubchef einer tschechischen Freizeitmannschaft handelt, die drauf und dran ist, sich mittlerweile auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen zu machen. Denn am vergangenen Montag trug das von der Pilsener Urquellbrauerei und dem Spirituosen-Fabrikanten R. Jelínek gesponserte Team bereits zum zweiten Male im bayerischen Erding einen freundschaftlichen Vergleich gegen eine Münchner Freizeitmannschaft aus. Wie war man seinerzeit auf die Idee gekommen, solche Begegnungen auch im Ausland austragen zu wollen, fragte ich Clubchef Schuster, der mir nunmehr in seiner Muttersprache antwortete:

"Nun, diese Idee ist vor drei Jahren entstanden, als wir uns gesagt haben, dass wir jeweils einmal jährlich am Ende der Saison einen Ausflug als Belohnung durchführen sollten für all unsere Spieler und Freunde, die ihren Anteil daran haben, dass unser Team populär geworden ist."

Gesagt, getan. Vor zwei Jahren führte der Weg des 1.RFC Spark Prag erstmals nach Bayern, wo man neben dem Besuch des Münchner Oktoberfestes und der Champions-League-Partie FC Bayern München gegen AC Mailand im nordöstlich der Isarstadt gelegenen Erding ein Freundschaftsspiel gegen das Münchner Freizeitteam FC DC ausgetragen hat. Es endete mit einem 2:1-Sieg für die tschechischen Gäste. Und wie ist nun die Zweitauflage zwischen diesen beiden Mannschaften ausgegangen, die am Montag erneut in Erding über die Bühne ging? Hören Sie dazu zunächst die Einschätzung von Christian Lyra, dem Kapitän der Münchner Kicker:

"Wir hatten uns heute sehr viel vorgenommen. Wir sind dann aber durch die Verzögerungen zu Spielbeginn - einige unserer Spieler einschließlich der Torwart waren zur ursprünglichen Anstoßzeit noch nicht da - etwas in die Bredouille gekommen, müssen aber auch anerkennen, dass in der tschechischen Mannschaft zwei, drei Spieler dabei waren, die wirklich noch einmal einige Stufen besser waren als wir. Wir haben uns dann eigentlich erst so richtig gefangen, als diese Spieler nicht mehr mitgewirkt haben, was eine sehr faire Geste der Gäste war. Denn wenn diese Spieler durchgespielt hätten, dann wäre es sehr hart geworden und wir hätten wohl noch höher verloren."

Das verlorene Spiel, von dem Christian Lyra sprach, endete aus Münchner Sicht mit 2:5. Aber, im Vordergrund stand erneut der Spaß an der sportlichen Betätigung und der Vergleich mit einer Mannschaft aus dem Nachbarland, die man kennen und schätzen gelernt hat. Denn, so Lyra, dass in seiner Elf vornehmlich Filmschaffende und andere Künstler und auf tschechischer Seite bekannte Rockmusiker in der Mannschaft stehen, sei doch beim Fußballspiel allenfalls zweitrangig:

"Das Brillante ist bei allen Unterschieden oder Hierarchien - die einen sind Rockstars, die anderen nicht: In dem Moment, wo der Schiedsrichter anpfeift, sind für alle die Regeln gleich, und dann wird Fußball gespielt."

Ganz und gar nicht nebensächlich aber, so Lyra, ist, dass man sich schon nach der ersten Begegnung vor zwei Jahren menschlich näher gekommen sei:

"Das Coole vor zwei Jahren war noch das ´Danach´, die so genannte dritte Halbzeit. Also erst waren wir hier im Erdinger Vereinsheim einen zwitschern, dann sind wir mit dem Gästebus nach München gefahren in ein tschechisches Nationalitäten-Restaurant. Es herrschte eine herzliche Atmosphäre dort, und ab einer gewissen Promillezahl sind sowieso alle Menschen Brüder. Und einige unserer Spieler hatten danach auch noch ziemlich lange Kontakt zu den tschechischen Kickern."

Auch Pavel Schuster, der Clubchef des 1.RFC Spark Prag, ist der Meinung, dass man solche sportlichen Vergleiche neben der Körperertüchtigung in erster Linie dazu nutzen müsse, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und gemeinsam Spaß zu haben. Denn wer oft Spaß habe, der lebt auch länger, ließ mich Schuster seine Devise wissen. Und in diesem Sinne, liebe Hörerinnen und Hörer, kommt der Abschiedsgruß zur heutigen Sendung auch aus ganz berufenem Munde, nämlich von Pavel Schuster selbst:

"Ich wünsche allen Hörern von Radio Prag, dass Sie öfter auch so gute Laune haben so wie wir."