Rassismus und Rowdytum sind im tschechischen Fußball keine Ausnahme

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Fußball ist angeblich die schönste Nebensache der Welt. Doch auch in Tschechien wirft dieses Phänomen etliche Nebenerscheinungen, sprich: Probleme auf. Welche, dazu mehr im folgenden Beitrag von Lothar Martin.

Sparta Prag hat in Tschechien in etwa den gleichen Stellenwert wie der FC Bayern München in Deutschland. Als hiesiger Rekordmeister schafft es Sparta immer wieder, sich nahezu Jahr für Jahr für die lukrative Champions League zu qualifizieren. Dort fließen Gelder in Millionenhöhe. Andererseits drohen saftige Geldstrafen, wenn die eigenen Fans im Stadion randalieren oder rassistische Schmährufe von sich geben. Sparta kann ein schmerzliches Lied davon singen. Nach dem Champions-League-Gastspiel von Olympique Lyon Ende September in der Prager Toyota Arena wurde der tschechische Traditionsverein wieder kräftig zur Kasse gebeten. Der Grund: Ewige Dummköpfe aus dem Kreis der so genannten Ultras hatten wieder Urwaldgeräusche von sich gegeben, wenn die dunkelhäutigen französischen Nationalspieler wie Sylvain Wiltord oder Sidney Govou am Ball waren. Ein Anlass mehr für Sparta, endlich etwas dagegen zu unternehmen. Am 25. Oktober lud der Club daher einen Teil seiner Anhänger, darunter mehrere Vertreter des "harten Kerns", zu einer gemeinsamen Filmvorführung mit anschließender Diskussionsrunde ein. Gezeigt wurde der Streifen "Non plus ultra", der sich mit jenen Fans auseinandersetzt, die den wesentlichen Sinn ihres Lebens darin sehen, alkoholisiert und grölend für Sparta von Spiel zu Spiel, von Stadion zu Stadion zu ziehen. Die Chance aber, den geduldeten, weil ein bisschen Stimmung verbreitenden Hooligans aufzuzeigen, wo die Grenze ihres Treibens liegt, haben die Clubvertreter leichtfertig vertan. Weder Trainer Frantisek Straka noch Kapitän Karel Poborský sprachen sich kategorisch gegen Zurufe, die dunkelhäutige Spieler beleidigen, aus. Die Randale im Stadion müsse verschwinden, doch außerhalb der Arenen seien die Prügeleien schon die Sache der Hooligans selbst, hieß es. Dabei war das Ausmaß solch einer Randale erst zwei Tage zuvor beim böhmisch-mährischen Hassduell zwischen Banik Ostrava und Sparta Prag wieder offenkundig zu Tage getreten. Beide Vereine sind für ihre berüchtigten Schlägertrupps bekannt, und auch diesmal ließen sie ihrer Zerstörungswut wieder freien Lauf. Die Polizei nahm vor und nach dem Spiel, das die Prager 2:0 gewannen, insgesamt 30 Hooligans aus beiden Lagern fest. Anhand der hierbei gemachten Erfahrungen trainierte die Polizei knapp zwei Wochen später den Ernstfall vor der Partie zwischen Ostrava und Brno. Wie, das erläuterte der Polizeibeamte Petr Lessy:

"Das jüngste Ereignis, bei dem ein Linienbus der Verkehrsbetriebe der Stadt Ostrava demoliert wurde, wird originalgetreu rekonstruiert. Daher wird in der Nähe des Stadions Bazaly auch ein simulierter Eingriff gegen jene Fans erfolgen, die diesen Bus zerstört haben."

Polizeiliche Präsenz anstatt Prävention. Tschechien ist beim Umgang mit Fans und Hooligans also nur ein weiteres Beispiel dafür, wie man das Problem mit Sicherheit nicht lösen wird.