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Superwahljahr 2004 - Enttäuschte Sozialdemokraten schließen vorzeitige Neuwahlen nicht aus
Das Jahr 2004 war in der Tschechischen Republik ein Superwahljahr. Im Juni fanden die Wahlen zum Europaparlament statt, im November Regionalwahlen in allen Landkreisen außer Prag sowie die Wahlen über ein Drittel der Senatssitze. Die stärkste Regierungspartei, die sozialdemokratische CSSD, erzielte bei allen diesen Urnengängen ein enttäuschendes Ergebnis. Bei einer Vorstandssitzung der Partei wurde am Samstag auch laut über vorzeitige Neuwahlen nachgedacht, sagte Gesundheitsministerin Milada Emmerová von der CSSD am Sonntag in einer Diskussionssendung des Tschechischen Fernsehens. Dabei handle es sich aber nur um eine von mehreren Alternativen, Neuwahlen stünden nicht an erster Stelle der Tagesordnung, so Emmerová. Die Sozialdemokraten sind zuletzt von beiden Seiten des politischen Spektrums unter Druck geraten. Bei sämtlichen Wahlgängen in diesem Jahr wurden sie sowohl von der rechtsliberalen ODS als auch von der kommunistischen KSCM klar distanziert. Im März soll ein Parteitag über die weitere Richtung der CSSD entscheiden.
Tschechen haben längste Arbeitswoche in der gesamten EU
Tschechinnen und Tschechen haben die längste Arbeitszeit in der gesamten EU. Das geht aus einer Untersuchung von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, hervor. Demnach wird in Tschechien durchschnittlich 42 Stunden pro Woche gearbeitet, das sind fast fünf Stunden mehr als im EU-Schnitt. Die kürzeste Arbeitszeit haben der Untersuchung zufolge die Niederländer, sie kommen nur auf etwa 32 Stunden Arbeit pro Woche. Den heimischen Rekordwert führt Jaroslav Míl, der Präsident des tschechischen Industriellenverbandes, auf die geringe Verbreitung von Teilzeitarbeit zurück. Aufgrund des niedrigen Lohnniveaus müssten etwa auch Frauen meist Vollzeitarbeit verrichten. In westeuropäischen Ländern würden sich vor allem Frauen oft mit Teilzeitjobs begnügen, so Míl.
Tschechien gehört EU-weit zu den Ländern mit dem größten Bau-Boom
Gemeinsam mit Estland und Lettland gehört Tschechien innerhalb der EU zu den Ländern, in denen am meisten gebaut wird. Den größten Rückgang am Bausektor verzeichnen demgegenüber Deutschland, Belgien und Slowenien. Diese Angaben veröffentlichte am Sonntag die Nachrichtenagentur CTK, ebenfalls unter Berufung auf das europäische Statistikamt Eurostat. In der Tschechischen Republik betrug der Anstieg des Bauvolumens im zweiten Quartal dieses Jahres demnach 13,2 Prozent. Im EU-Schnitt gab es im selben Zeitraum mit einem Wachstum von 0,2 Prozent praktisch eine Stagnation, Deutschland verzeichnete einen Rückgang von 8,7 Prozent. Petr Dufek, Analytiker des Bankhauses CSOB, sagte, der Boom im tschechischen Bauwesen sei auf Investitionen im öffentlichen Sektor, auf die Entwicklung des Wohnbaus und auf zahlreiche Projekte ausländischer Investoren zurückzuführen.
Zustrom von Roma blieb aus - Sonderkommission offenbar vor der Auflösung
Eine Kommission, die Schritte gegen den befürchteten Ansturm von Roma aus der Slowakei hätte planen sollen, steht offenbar kurz vor der Auflösung. Ein Sprecher des tschechischen Justizministeriums sagte, es gäbe keinen Grund mehr für die Existenz der Kommission, die im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt beider Länder eingerichtet worden war. Politiker hatten ursprünglich angenommen, der freie Personenverkehr innerhalb der EU würde den Zuzug von Roma aus der Slowakei ansteigen lassen, die befürchtete Massenmigration blieb jedoch aus. In der Slowakei gibt es etwa eine halbe Million Roma. Die Arbeitslosigkeit in dieser Bevölkerungsgruppe ist vergleichsweise hoch. Nachdem die slowakische Regierung dieses Jahr die Sozialleistungen gekürzt hatte, kam es in Roma-Siedlungen vorübergehend zu Plünderungen, gegen die sogar die Armee eingesetzt wurde.
Hinterbliebene des Busunglücks von Nazidla wollen Grundstück für Denkmal kaufen
Die Opfer des Busunglücks in der Nähe der südböhmischen Gemeinde Nazidla, bei dem im März 2003 neunzehn Menschen ums Leben gekommen waren, sollen auch ohne Behördengenehmigung ein Denkmal erhalten. Die Hinterbliebenen der Opfer wollen nahe der Unfallstelle ein Grundstück kaufen. Das Denkmal in Form einer steinernen Scheibe mit acht Metern Durchmesser wollen sie dann auf ihrem Privatgrund errichten. Bisher hatte die örtliche Kreisverwaltung das Vorhaben abgelehnt. Die Sicherheit auf der vorbeiführenden Europastraße E55 wäre vor allem aufgrund mangelnder Parkmöglichkeiten durch das Denkmal gefährdet, hieß es. Die Hinterbliebenen wollen den Stein nun elf Meter von der Straße entfernt aufstellen. Dadurch würde er nicht mehr in die Zuständigkeit der Straßenverwaltung fallen, sagte ein Mann, dessen Sohn bei dem Unfall ums Leben kam. Das Busunglück in der Nähe der österreichischen Grenze war das folgenschwerste in der Geschichte Tschechiens. Der Fahrer wurde mittlerweile zu acht Jahren Haft verurteilt.
Zöllner beschlagnahmen 100 Tonnen gefälschter Markenware
Tschechische Zollbeamte haben an diesem Wochenende auf zwei Marktplätzen in der mährischen Stadt Brno (Brünn) 100 Tonnen gefälschter Markenware beschlagnahmt. Der gesamtwert der Ware beläuft sich auf etwa 100 Millionen Kronen, das sind mehr als drei Millionen Euro. Die Kontrollaktion dauerte von Freitag bis Sonntag, insgesamt beteiligten sich an ihr etwa 170 Zöllner. Hinsichtlich ihres Umfanges, aber auch, was die Menge der beschlagnahmten Artikel betrifft, handelte es sich bei der Razzia um die größte, die in diesem Jahr im Bezirk Brünn durchgeführt wurde.
Wetter
Am Montag ist es in Tschechien heiter bis bewölkt, vereinzelt nieselt es, stellenweise kann es auch Schneeschauer geben. Tageshöchstwerte: 1 bis 5 Grad.