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Ostermontag gehört in Tschechien den Volksbräuchen

In der christlichen Welt gingen am Montag die Osterfeiertage zu Ende. Der Ostermontag gehört dabei in Tschechien traditionell den Volksbräuchen. Vielerorts zogen die Menschen von Haus zu Haus und sangen Osterlieder, Kinder sammelten kleine Ostergeschenke. Zu tschechischen Ostern gehört auch der Brauch, Mädchen und Frauen mit einer bunt geschmückten Weidengerte symbolisch zu schlagen, bis diese sich mit einem gefärbten Ei freikaufen. Viele dieser Traditionen sind in Tschechien nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Großstädten bis heute lebendig. Belegt sind sie bereits in den Erinnerungen des Prager Predigers Konrad Waldhauser aus dem 14. Jahrhundert.

Koalitionskrise: Gross lehnt Rücktritt weiter ab / Spitzengespräche am Dienstag

Der wegen undurchsichtiger Immobiliengeschäfte in die Kritik geratene tschechische Ministerpräsident Stanislav Gross hat einen Rücktritt am Montag erneut abgelehnt. Mit dieser Haltung verringere aber der Sozialdemokrat Gross (CSSD) die Möglichkeit auf eine Fortsetzung der Koalition mit den Christdemokraten (KDU-CSL), sagte ein Sprecher der KDU-CSL. Unter Umständen gebe es schon nach einem Krisengespräch an diesem Dienstag keine Koalition mehr. Die KDU-CSL wolle das Bündnis nur mit einem "vertrauenswürdigeren Ministerpräsidenten" fortsetzen. Die Opposition kündigte für diesen Dienstag einen Misstrauensantrag gegen die Regierung im Parlament an. Vertreter der CSSD riefen Gross am Montag auf, bei einem Bruch der Koalition bis zu regulären Parlamentswahlen im Juni 2006 mit einer Minderheitsregierung zu amtieren. Diese wäre vermutlich auf die Unterstützung der Kommunisten (KSCM) angewiesen. Gross war am Samstag in einer Kampfabstimmung denkbar knapp zum Vorsitzenden der CSSD gewählt worden. Der Regierungschef hatte sich während eines Parteitages in Brno / Brünn mit rund 53 Prozent gegen Sozialminister Zdenek Skromach durchgesetzt. Gross hatte das Amt seit dem Rücktritt seines Vorgängers Vladimir Spidla im Juli 2004 kommissarisch inne. Der mit 35 Jahren jüngste Regierungschef eines EU-Mitgliedslandes war unter Druck geraten, weil er in den vergangenen Jahren Wohnungen und Grundstücke erworben hatte, ohne die Geldquellen offen zu legen.

Milliarden-Privatisierungspoker um Cesky Telecom vor Entscheidung

Im Privatisierungspoker um die staatliche Cesky Telecom erwartet Tschechiens Ministerpräsident Stanislav Gross einen Erlös von rund 73 Milliarden Kronen, das sind mehr als 2,4 Milliarden Euro. Vor der an diesem Dienstag ablaufenden Bewerbungsfrist hatten Belgacom, Swisscom, die spanische Telefonica und das Konsortium Blackstone/CVC/Provident mit der France Telecom ihr Interesse an dem Unternehmen bekundet. "Wer für die 51 Prozent am meisten bietet und ein gutes Angebot vorlegt, erhält den Zuschlag", sagte Gross am Montag und kündigte nach Fristende eine schnelle Entscheidung an.

Premier Gross: Sozialdemokraten bereiten Referendum über EU-Verfassung vor

Für den Fall, dass es den Sozialdemokraten nicht gelingt, ein allgemeines Referendums-Gesetz durchzusetzen, bereitet die größte Regierungspartei ein einfaches Gesetz für eine Volksabstimmung über die EU-Verfassung vor. Dies sagte am Montag der tschechische Premier Stanislav Gross in einer Diskussionssendung des Tschechischen Fernsehens, ohne nähere Einzelheiten hinzuzufügen. Für ein allgemeines Referendums-Gesetz ist die Regierung auf die Unterstützung der Opposition angewiesen. Sozialdemokraten und die oppositionellen Bürgerdemokraten haben sich jedoch bislang weder auf Form noch auf Termin einer möglichen Abstimmung verständigen können. Die Sozialdemokraten wollen diese mit der Parlamentswahl verbinden, während die eurokritischen Bürgerdemokraten eigenen Worten zufolge verhindern wollen, dass die EU-Verfassung als Wahlkampfthema missbraucht wird. Möglich ist daher auch weiterhin, dass nur das Parlament über die Verfassung entscheiden wird

Ostergeschäft bringt Einzelhandel bestes Ergebnis seit Weihnachten

Der tschechische Einzelhandel konnte im zurückliegenden Ostergeschäft sein bestes Ergebnis seit dem weihnachtlichen Einkaufsfieber erreichen. Die Umsatzsteigerung lag nach Meldungen der Nachrichtenagentur CTK im zweistelligen Prozentbereich. Zahlreiche Tschechen hätten vor allem den Karfreitag und Ostersamstag zu größeren Einkäufen genutzt. In Tschechien gibt es keine gesetzliche Beschränkung der Ladenöffnungszeiten.

Deutsches Außenministerium verbietet Mitarbeiter-Nekrologe wegen Vergangenheit eines Konsuls als NS-Funktionär in Tschechien

Der deutsche Außenminister Joschka Fischer hat verordnet, dass in dem internen Mitteilungsblatt des deutschen Auswärtigen Amtes keine ausführlichen Nekrologe auf ehemalige Mitarbeiter mehr veröffentlicht werden sollen. Anlass dafür waren die negativen Reaktionen auf einen ehrenden Nachruf für einen ehemaligen Konsul, der sich in den 30er Jahren als NS-Prokurator an der Besetzung der Tschechoslowakei beteiligt hatte. Dies meldete am Montag die Nachrichtenagentur CTK. In Österreich hatte erst vor wenigen Tagen die Todesanzeige des bekannten Busunternehmers Dr. Richard für Entrüstung gesorgt, in der neben anderen Auszeichnungen auch Ehrungen aus der NS-Zeit angeführt wurden, darunter die "Medaille Besetzung von Böhmen und Mähren".

Regierung lässt internationales Neonazi-Treffen untersuchen

Nach einem internationalen Neonazi-Treffen im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet hat die Regierung in Prag eine intensive Untersuchung angekündigt. Tschechien dürfe nicht zum Sammelbecken von Rechtsradikalen werden, sagte am Montag Ministerpräsident Stanislav Gross. Nach Angaben tschechischer Fernsehsender stammte der Großteil der rund 400 Neonazis, die sich in der Nacht zu Sonntag in Jablonne v Podjestedi (Deutsch Gabel) getroffen hatten, aus Deutschland. Innenminister Frantisek Bublan sagte, er habe von der Polizei einen detaillierten Bericht angefordert. Bürgerinitiativen hatten den Behörden Untätigkeit vorgeworfen, da sie die als "Geburtstagsfeier" angemeldete Versammlung in einer ehemaligen Falknerei nahe der sächsischen Grenze nicht unterbunden hatten. Eine Sprecherin sagte am Montag, etwa 100 Polizisten seien vor Ort gewesen, jedoch habe es "keinen konkreten Anlass" für ein Eingreifen gegeben. Nach Informationen der Prager Nachrichtenagentur CTK war das Treffen von der Skinhead-Organisation "Blood and Honour" veranstaltet worden. Die seit 1996 in Tschechien aktive rechtsextreme Gruppe war in Deutschland im Herbst 2000 verboten worden.

Bei tschechischer Volkswagen-Tochter Skoda droht Warnstreik

Im Ringen um einen neuen Tarifvertrag bei der tschechischen VW-Tochter Skoda haben die Gewerkschaften mit Warnstreik gedroht. Das berichtete die Tageszeitung Pravo am Montag auf ihrer Internetseite. Der Tarifvertrag bei Skoda laufe bereits am kommenden Donnerstag aus, hieß es. Während die Gewerkschaft zehn Prozent mehr Lohn fordere, habe Skoda zuletzt 2,8 Prozent geboten. Man beschäftige sich zwar gegenwärtig mit einem neuen Kompromissvorschlag der Firmenleitung, ein Warnstreik könne aber nicht ausgeschlossen werden, hieß es aus Gewerkschaftskreisen.

Zwei Tote bei Absturz eines Sportflugzeuges

Beim Absturz eines Sportflugzeuges ist am Sonntagnachmittag ein Ehepaar aus Prag ums Leben gekommen. Die Maschine sei aus noch ungeklärten Gründen in der Nähe des ostböhmischen Ortes Drahous auf halber Strecke zwischen Prag und Karlovy Vary / Karlsbad auf einem Feld zerschellt, berichtete die Nachrichtenagentur CTK. Der 48-jährige Pilot und seine 34-jährige Ehefrau hätten nur noch tot geborgen werden können.

Ski-Unfall - Ärzte nähen 13-Jährigem sechs Finger an

Einem 13-jährigen Tschechen sind nach einem schweren Ski-Unfall sechs Finger erfolgreich wieder angenäht worden. Das bestätigte am Montag ein Mitarbeiter der Klinik für plastische und ästhetische Chirurgie des Fakultätskrankenhauses in Brno (Brünn). Dem Jungen seien die Finger Anfang März von dem scharfkantigen Seil eines Ski-Lifts abgetrennt worden, sagte er. Daraufhin sei es den Ärzten erstmals in der Geschichte der tschechischen Medizin gelungen, einem Patienten im Rahmen nur einer Operation sechs Finger wieder anzunähen. Der Junge habe das Krankenhaus nach einer rund dreiwöchigen Nachbehandlung zu Ostern verlassen können.

"Einstürzende Neubauten" zu Gast in Prag

Im Prager Lucerna-Palast gastierte am Montagabend die deutsche Band "Einstürzende Neubauten" im Rahmen ihrer Jubiläumstour zum 25jährigen Bestehen. Die "Einstürzenden Neubauten" gehören zu den bedeutendsten Vertretern des so genannten Industrial Rock. In Tschechien traten sie zum ersten Mal bereits 1987 auf, die damalige kommunistische Polizei hat das Konzert allerdings aufgelöst und die Bandmitglieder in das damalige West-Berlin ausgewiesen.

Spendenaktion für tschechischen Traditionsclub Bohemians Prag

Zur Rettung des hoch verschuldeten tschechischen Fußballvereins Bohemians Prag haben Anhänger des Traditionsclubs eine ungewöhnliche Spendenaktion gestartet. Im Stammlokal der Fans kann ab sofort eine Spende hinterlegt werden, um dem Verein die Spielberechtigung für die kommende Saison doch noch zu sichern. Wegen Schulden in Höhe von einer Million Euro war dem Club die Lizenz entzogen worden, zudem wurde der tschechoslowakische Meister von 1983 aus der zweiten Liga ausgeschlossen. Allein in den ersten Tagen hätten Bohemians-Anhänger aus Tschechien, Österreich und Deutschland etwa 21 000 Euro gespendet, sagte ein Vereinssprecher am Montag.