Vor 60 Jahren: Befreiung Ostraus tritt in entscheidende Phase
Wir schreiben das Jahr 2005 und wir erinnern uns in diesen Tagen verstärkt der Ereignisse, die sich vor 60 Jahren um diese Zeit in Mitteleuropa abgespielt haben. Und wir gedenken der vielen Toten, die auch noch in den letzten Kriegstagen bis zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs zu beklagen waren. Einem solchen Ereignis ist der nachfolgende Beitrag von Lothar Martin gewidmet.
Einer, der die erbitterten Gefechte vor 60 Jahren als damals Zehnjähriger hautnah miterlebte, ist der noch heute in Hrabyne lebende Stanislav Exner. Bei den Kämpfen der dritten Etappe, die in die Befreiung Ostraus am 30. April 1945 mündeten, wurde ab Mitte April von Opava/Troppau her Gemeinde für Gemeinde von den Russen erobert und befreit. Doch gerade in Hrabyne leisteten die Deutschen zähen Widerstand, so dass die Kämpfe um diese Gemeinde auf sowjetischer Seite nicht weniger als 280 Opfer forderten. Auch Stanislav Exner bestätigte, dass um Hrabyne hart gekämpft wurde:
"Hier wurde lange gekämpft. Wir waren praktisch 14 bis 17 Tage nur im Keller. Als Junge hat es mich jedoch nicht den ganzen Tag lang im Keller gehalten. Ich bin öfter mit meinen Brüdern ausgebüchst und ins Zentrum des Dorfes gelaufen. Bei der Schule riefen die Deutschen zu uns: ´Halt!´ Wenn wir mal an ihnen vorbeigekommen sind, dann riefen schon einige Dutzend Meter weiter die Russen: ´Stuj!´ Die Front verlief also eine Zeit lang mitten durch das Dorf. Dann war auf einmal wieder Ruhe und nur die Deutschen waren im Dorf. Das heißt, die Russen mussten zunächst zurückweichen und Hrabyne von neuem angreifen."Diese und weitere Episoden, Erinnerungen und Schicksale aus der Zeit des Kriegsendes von 1945 werden wir Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, in unseren Sendungen der nächsten Tage und Wochen noch verstärkt zu Gehör bringen.