Biathlon-Weltcup ohne Fans: Entscheidung wird akzeptiert und kritisiert
Seit Sonntag sind auch in Tschechien die ersten Coronavirus-Fälle bekannt. Schon am Montagmorgen reagierte der Sicherheitsrat des Landes auf diese Entwicklung – und traf dabei eine harte Entscheidung. Wegen des großen Menschenandrangs und der Anreise von Fans aus ganz Europa muss der bevorstehende Biathlon-Weltcup in Nové Město na Moravě ohne Zuschauer stattfinden.
„Die Veranstalter müssen die Rennen ohne Zuschauer durchführen, weil eine sehr hohe Besucherzahl erwartet wurde. Dies ist eine präventive Maßnahme, zu der der Sicherheitsrat keine Alternative sieht.“
In der Tat war es so, dass pro Renntag jeweils 30.000 Tickets abgesetzt wurden und die Arena nebst Strecke in Nové Město na Moravě damit ausverkauft war. Nun aber wird bei den Wettbewerben nahezu Totenstille herrschen, was gerade für diese Sportstätte höchst ungewöhnlich ist. Jiří Hamza ist der Chef des tschechischen Biathlon-Verbandes. Seine Reaktion auf die Maßnahme:„Wir sind sicher nicht begeistert darüber. Auf der anderen Seite ist es notwendig zu sagen, dass Biathlon nicht das Wichtigste auf der Welt ist. Die Gesundheit der Menschen hat Vorrang. Daher hat der Sicherheitsrat so entschieden, und uns bleibt nichts anderes übrig, als diese Entscheidung zu respektieren.“
Etwas anders sehen dies die Biathleten selbst. Sie bedauern natürlich, dass sie dieses Mal auf das Riesenspektakel in der mährischen Kleinstadt verzichten müssen. Der tschechische Biathlet Michal Krčmář:„Die Maßnahme, die Zuschauer auszusperren, halte ich nicht für glücklich. Denn trotzdem werden die Teams von 30 Staaten samt ihrem Betreuerstab anreisen. Und sie werden sich alle hier im Umfeld der Anlage bewegen. Von daher halte ich das für eine halbherzige Entscheidung.“
Ähnlich denkt auch der französische Weltmeister Martin Fourcade. Über Twitter beklagte er, dass bei der Prävention gegen den Covid-19-Erreger europaweit Uneinigkeit herrsche. Gleichzeitig verwies er darauf, dass die komplette Biathlon-Karawane vor nicht einmal 14 Tagen noch in Norditalien versammelt war, um dort die WM auszutragen. Die Wettkämpfe fanden also nahe den Risikogebieten statt. Wie zum Beleg dafür berichtete das Internetportal Novinky.cz am Dienstag darüber, dass sich – unter Verweis auf italienische Medien – ein deutscher Coronavirus-Patient bei der Biathlon-WM infiziert haben soll.
In der Region um Nové Město na Moravě ist die Meinung der Anwohner gespalten. Die Biathlonfans unter ihnen bedauern die Entscheidung des Sicherheitsrats, die weniger Sportinteressierten begrüßen sie. Bürgermeister der Stadt ist der Sozialdemokrat Michal Šmarda. Er akzeptiert einerseits die Maßnahme, schaut andererseits aber schon darüber hinaus:„Mein erster Eindruck ist der, dass wir in der Region große Einnahmenverluste haben werden. Gleichzeitig muss jemand für die Kosten aufkommen. Das alles muss natürlich bezahlt werden.“
Und Jiří Hamza, als Verbandsvorsitzender gleichzeitig Chef des Weltcup-Organisationskomitees, rechnet bereits vor, wie hoch die Einbußen sein würden:
„Im Falle, dass die Wettbewerbe komplett ausfallen würden, bewegen sich die Verluste zwischen 65 und 70 Millionen Kronen. Wenn die Rennen aber durchgeführt werden, dann sprechen wir von 45 bis 50 Millionen Kronen.“Trotz dieser schlechten Aussichten gibt sich Bürgermeister Šmarda mit Blick in die Zukunft aber kämpferisch:
„Egal wie die Sache jetzt ausgeht, wir freuen uns schon auf den Weltcup der Mountainbiker im Mai und ebenso auf den nächsten Biathlon-Weltcup im Jahr 2021. Und der wird noch besser sein als bisher, das verspreche ich.“