Erste Corona-Fälle in Tschechien – Biathlon ohne Zuschauer

Foto: ČTK / Ondřej Hájek

Es war nur eine Frage der Zeit. Am Sonntag hat das Coronavirus auch Tschechien erreicht. Drei Fälle wurden bestätigt, es handelt sich um zwei Tschechen und eine Amerikanerin. Alle waren zuvor in Norditalien. Die Erkrankung hat zum Glück bei allen bisher einen leichten Verlauf. Doch die neue Entwicklung hat Folgen. So wurde am Montag wegen der Covid-19-Gefahr beschlossen, zum Beispiel den anstehenden Biathlon-Weltcup ohne Zuschauer stattfinden zu lassen.

Foto: ČTK / Ondřej Hájek

Adam Vojtěch  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)
Drei Fälle sind es, zwei davon in Prag und der andere in Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe. Die Ansteckungsroute ist jeweils klar, nämlich aus Richtung Norditalien. Der Mann, der sich mit Krankheitssymptomen im Kreiskrankenhaus von Ústi gemeldet hatte, war zuvor mit der Familie beim Skifahren gewesen. Und zwar in Auronzo di Cadore in Venetien. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) am Sonntagnachmittag bei einer Pressekonferenz:

„Der Mann ist mit der Familie zusammen mit dem Auto gefahren. Das sind neben der Ehefrau noch vier Kinder. Sie sind alle nun in häuslicher Quarantäne. Die restlichen Familienmitglieder haben aber bisher keine Krankheitssymptome.“

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Sie würden dennoch auf das neue Coronavirus getestet, so der Minister. Der 44-jährige Familienvater wurde im Übrigen nach Prag gebracht, in die Quarantänestation des Krankenhauses Na Bulovce. Dabei schilderte der Mann telefonisch auch kurz gegenüber dem Tschechischen Rundfunk seinen Gesundheitszustand:

„Ich fühle mich selbst eigentlich in Ordnung. Ich habe nur etwas Schnupfen, weil ich etwas erkältet bin, nachdem ich in den Bergen geschwitzt habe. Aber ansonsten komme ich mir überhaupt nicht krank vor.“

Die anderen beiden Fälle sind in Prag aufgetaucht – und zwar bei einer jungen Amerikanerin, die in Mailand studiert und die tschechische Hauptstadt besucht hat, und bei einem Hochschulprofessor, der in Udine war. Wegen des zweiten Prager Falls hat die Tschechische Landwirtschaftliche Universität am Montag beschlossen, bis mindestens Dienstag alle Seminare und Vorlesungen abzusagen.

Biathlon Arena in Nové Město na Moravě  (Foto: ČTK / Luboš Pavlíček)
Zudem tagte der Sicherheitsrat des tschechischen Staates. Und dieser hat deutliche Maßnahmen beschlossen.

„Als erstes setzen wir alle Flüge aus und nach Südkorea aus. Das können wir ohne Beurteilung durch die Europäische Kommission machen. Zudem stoppen wir vorübergehend auch die Flüge nach Mailand, Bologna und Venedig. Außerdem haben wir aufgrund der bestehenden Gesetze angeordnet, dass die Rennen des Biathlon-Weltcups in Nové Město na Moravě (Neustadt in Mähren, Anm. d. Red.) ohne Zuschauer ausgerichtet werden“, so Premier Andrej Babiš (Partei Ano).

Die Sport-Veranstaltung wird von Donnerstag bis Sonntag dieser Woche ausgetragen.

SMS über die Ansteckungsgefahr  (Foto: ČTK / Radka Marková)
Am vergangenen Wochenende waren übrigens etwa 25.000 Menschen aus Tschechien in einem Land mit Corona-Risikogebieten. Der überwiegende Teil verbrachte die Tage in Italien, nur wenige hingegen in China, Südkorea, Singapur, Japan oder dem Iran. Alle, deren Handys aber eingeloggt waren im Mobilfunknetz eines der Staaten, wurden von ihrem heimischen Betreiber per SMS über die Ansteckungsgefahr informiert. Schon am Sonntag bat Gesundheitsminister Vojtěch noch einmal die Menschen hierzulande, nicht in Risikogebiete zu reisen:

„Ich bitte alle, sich sehr genau zu überlegen, ob es wirklich für sie nötig ist, in die betreffenden Gegenden in Norditalien zu fahren. Das bezieht sich auch auf den Skiurlaub. Denn die Fälle in Tschechien haben gezeigt, dass dort tatsächlich eine Ansteckungsgefahr besteht.“

Srđan Matić  (Foto: Archiv von Srđan Matić)
Flugverbote oder Großveranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – geht Tschechien da aber den richtigen Weg im Kampf gegen das Virus? Der Vertreter der Weltgesundheitsorganisation in Tschechien, Srđan Matić, äußerte sich dazu gegenüber Radio Prag International. Er lobte vor allem, dass hierzulande die Krankenhäuser in den vergangenen Wochen mit Hygieneschutzmitteln ausgestattet und logistisch auf das Virus vorbereitet wurden:

„Ich denke, es war eine sehr weise Entscheidung, sich in Tschechien auf diese Punkte zu konzentrieren. Kliniken sind die Orte, an die sich jene Menschen zuerst wenden, die mit dem Coronavirus infiziert sind.“

Auch die Entscheidung zum Biathlon-Weltcup bezeichnete Matić als sinnvoll, denn man müsse die Ausrichtung jeder Großveranstaltung abwägen. Anders jedoch die Reaktion des WHO-Vertreters zu den Flugverboten.

Foto: ČTK / Igor Zehl
„Die WHO empfiehlt keine Reisebeschränkungen. Denn das reale Leben auch in Tschechien hat gezeigt, dass erkrankte Menschen sich auf unterschiedliche Weise fortbewegen. Die Beschränkungen lenken auch ab vom Fokus auf das Wichtigste, und das sind die Gesundheitseinrichtungen. Zudem haben eine Aussetzung von Flügen oder etwa die Schließung von Grenzen beziehungsweise weitere Einschränkungen der Reisefreiheit starke soziale und wirtschaftliche Folgen“, sagte Matić.