Covid-19 kommt im tschechischen Alltag an
Die Schulen bleiben zu, und sämtliche Events sind gestrichen. Das Coronavirus hat mittlerweile massive Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Tschechien. Vor allem die Kinos und andere Kulturinstitutionen haben nun sogar Angst vor langfristigen Folgen.
Soweit Vít Beran gegenüber dem Tschechischen Fernsehen zu den neuen Corona-Maßnahmen der Regierung. Er ist Rektor der Grundschule in Prag-Kunratice, sie bleibt wie alle anderen Bildungseinrichtungen auf unbestimmte Zeit zu. Laut Vít Beran herrscht vor allem bei den Eltern große Unsicherheit, man würde die Lage aber möglichst gut erklären wollen. Das Schulverbot könnte für zahlreiche Mütter und Väter jedoch teuer werden, falls sie keine alternative Betreuung für ihre Kinder finden. Denn dann müssen sie sich krankschreiben lassen und so auf 40 Prozent ihres Lohnes für die entsprechende Zeit verzichten.
Zwar sind keine Schüler da, in der Grundschule Kunratice herrscht trotzdem Hochbetrieb. Vor allem die Putzfrauen haben viel zu tun. Man wolle das Gebäude so sauber wie möglich halten, so Rektor Beran. Aber auch die Lehrer sind alle anwesend, und manche versuchen, sogar Unterricht abzuhalten:
„Wir wollen die Zeit vor allem zum Planen nutzen. Heute zum Beispiel wollen wir besprechen, wie wir die Kinder weiter unterrichten können. Unsere IT-Abteilung will allen Schülern einen Zugang zum sogenannten FlexiBook ermöglichen. Damit hätten die Kinder Zugriff auf so etwas wie elektronische Schulbücher. Ein Lehrer wiederum will seine Stunden per Webcam streamen.“Dass der Unterricht in irgendeiner Form weitergehen soll, das fordert beispielsweise der Prager Magistrat. Der zuständige Stadtrat Petr Hlubuček (Stan) sagte bei einer Pressekonferenz zu den Corona-Maßnahmen:
„Wir, die Regierung, der Nationale Sicherheitsrat und die anderen Städte haben Eines ganz klar gesagt: Das sind keine Ferien. Die Lehrer und das weitere Schulpersonal werden auch weiterhin zur Arbeit gehen. Sie alle sollten irgendwelche Kanäle finden, über die sie mit ihren Schülern in Kontakt bleiben können. Bisher kann niemand sagen, wie lange dieser Zustand dauern wird. Deshalb muss die Lehre im Prinzip als Fernstudium weitergehen.“
Das Anwesenheitsverbot betrifft übrigens nicht die Kindergärten in Tschechien, und auch die meisten Kunstschulen dürften offen bleiben.Eine weitere Sondermaßnahme zu Eindämmung von Covid-19 ist das Verbot von Veranstaltungen ab 100 Teilnehmern. Dazu der Chefepidemiologe am Gesundheitsministerium, Roman Prymula:
„Dabei kommt es immer zu sehr engem Kontakt zwischen den Menschen, den wir aber einschränken müssen. Ansonsten werden wir die Lage nicht mehr kontrollieren können.“
Diese Vorkehrung betrifft vor allem kulturelle Institutionen, die nun aber mit massiven Einbußen rechnen. Denn viele von ihnen wollen trotz drohender Ausfälle bereits bezahlte Eintrittskarten zurückerstatten. So beispielsweise das Prager Nationaltheater, wie der Direktor des Schauspielhauses, Jan Burian, bekräftigt:
„Wir werden den Zuschauern das Eintrittsgeld für alle Aufführungen zurückzahlen, die bis einschließlich 17. März stattfinden sollten.“Viele Kinos wollen genauso verfahren. Unter anderem die Multiplex-Kette Cine Star von Jan Bradač:
„Unsere Kassen werden auch weiterhin besetzt sein. Das Personal wird alle gekauften Karten stornieren und das gezahlte Geld zurückerstatten.“
Der Konkurrent Cinema City will einen anderen Weg gehen. Laut der Unternehmensleitung sollen weiterhin Filme gezeigt werden, aber nur noch für maximal 99 Besucher. Übrigens musste auch das anstehende Febiofest abgesagt werden, das laufende Menschenrechtsfilmfestival Jeden Svět wird hingegen abgebrochen und im Herbst fortgesetzt.
Des Weiteren bleiben auch Galerien und Museen wegen des Coronavirus für unbestimmte Zeit geschlossen. Eine entsprechende Anordnung konkretisierte Kulturminister Lubomir Zaorálek:„Wir haben uns dazu entschieden, alle Organisationen unseres Ressorts zu schließen. Das betrifft also nicht nur die großen Einrichtungen. Wir müssen damit rechnen, dass im Tagesverlauf in Galerien, Museen oder Bibliotheken eine größere Menschenmenge zusammenkommt. Die ist dann nur schwer zu kontrollieren.“
Ähnliches gilt für Zoos, in Prag sind beispielsweise nur noch die Außengehege zu besichtigen, und auch für Schlösser und Burgen. Jana Hartmanová ist Sprecherin des Amtes für Denkmalpflege:
„Aufgrund der Verlautbarungen der Regierung schließt das Amt für Denkmalpflege alle seine Objekte, die ansonsten ganzjährig geöffnet wären. Der Start der neuen Saison wird für unbestimmte Zeit verschoben.“Die Prager Burg bleibt aber weiterhin offen, wobei der traditionelle Wachwechsel bis auf weiteres nicht mehr stattfindet.
Wie lange die Sondermaßnahmen zum Coronavirus gültig bleiben werden, ist bisher unklar. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch:
„Wenn wir sehen, dass die Infektionsrate zurückgeht und kein Anstieg mehr zu erwarten ist, dann können wir die Vorkehrungen zurücknehmen. Der Zustand sollte nicht länger dauern als nötig.“
Roman Prymula vom Gesundheitsministerium geht jedoch davon aus, dass die Schulen hierzulande mindestens einen Monat lang geschlossen haben werden.