Alternative Weine boomen in Tschechien
Tschechien ist tatsächlich auch ein Weinland. Die meisten Reben wachsen in Mähren, einige auch in Böhmen. Mittlerweile sehen aber viele Winzer von konventionellen Anbaumethoden ab und wagen mehr Bio in ihrem Handwerk.
„Meist nehme ich Brennnesseln, Schachtelhalme, Salbei oder Thymian. Die Brennnessel beispielsweise eignet sich wegen ihrer Nährstoffe, die später wichtig sind bei der Gärung. Wir versuchen, alles zu verwenden, was aus dem Weinberg kommt. Wir jäten nichts und geben auch nichts hinzu, vor allem keine zusätzlichen Hefen“, so Illek.
Auf den ersten Blick sieht es in den Weinkellern der Winzerei in Kutná Hora so aus wie überall. Doch die Tropfen in den französischen Holzfässern und Edelstahl-Tanks sind etwas ganz Besonderes. Sie werden nämlich biologisch und biodynamisch hergestellt. Auch Jan Verunáč ist dort Winzer, und er vertraut ganz auf die Mondphasen:
„Wenn der Mond abnimmt, dann wachsen die Pflanzen langsamer. Nimmt er hingegen zu, sind die Wachstums-Faktoren viel stärker. Die Kontrolle der Reben ist demnach viel komplizierter. Die Mondphasen sind so ein Orientierungspunkt für uns, nach dem wir uns richten müssen.“Gegründet wurde das Weingut in der mittelböhmischen Bergbaustadt von Stanislav Rudolfský. Nachdem er sich vom konventionellen Weinbau verabschiedet hatte, setzte er zunächst auf Bio. Mittlerweile ist er Inhaber einer sogenannten Demeter-Lizenz, die besonders strenge Regeln vorgibt.
„Grundsätzlich geht es immer um dasselbe: Der zauberhafte Most muss zum Wein herangären. Je weniger man hinzufügt, desto besser ist es für die Biodynamik. Deswegen verwenden wir auch weniger Schwefel, der zur Konservierung dient. Der Anteil ist nur halb so groß wie bei konventionellen Tropfen“, erläutert Rudolfský.
In Tschechien sind es rund 50 Winzer, die Wein abseits vom Mainstream produzieren. Dabei entstehen gute Tropfen, ob nun als sogenannter Natur- oder als authentischer Wein. Dabei haben sich die Produzenten in unterschiedlichen Gruppen zusammengeschlossen, eine von ihnen sind die Authentisten. Auf der anderen Seite hat der alternative Wein aber seinen Preis. Das weiß auch Stanislav Soukup:„Als Kunde muss man für eine Flasche ab 200 Kronen (acht Euro, Anm. d. Red.) hinlegen. Man zahlt ja für die Handarbeit. Manchmal kommt der hohe Preis auch daher, dass der Wein drei, vier Jahre lang im Fass lagert. Für den Winzer bedeutet das, dass er jedes Jahr neue Fässer hinzukaufen muss. Das ist jedes Mal eine Investition in Höhe von rund 30.000 Kronen (1200 Euro, Anm. d. Red.) je nach Produktion. So werden Weine, die lange liegen, dementsprechend teurer.“
Stanislav Soukup hat vor einigen Jahren eine Weinbar in Prag aufgemacht, in der es hauptsächlich alternative Tropfen zu kaufen gibt. Diese kommen aber nicht nur aus Tschechien:„Hier habe ich eine Rebsorte, die aus Slowenien stammt. Die Farbe geht in goldene und orange Töne über. Da der Wein mit der Schale gärt, schmeckt er voller und kräftiger.“