Bittere Pillen für tschechische Zuckerhersteller
Allgemein sollte es in der Produktion keine Limits geben. So sieht es zumindest die Ökonomie. Etwas anders ist es in der Landwirtschaft. Da können Grenzen durchaus von Vorteil sein. So war es beispielsweise bis Oktober 2017 in der Zuckerproduktion. Vor zwei Jahren wurden die sogenannten Zuckerquoten in der gesamten EU aufgehoben. Seitdem hat auch Tschechien mit den Folgen zu kämpfen.
Seit Mitte September läuft hierzulande die Ernte der Zuckerrüben. In der Raffinerie im mährischen Prosenice werden täglich zirka 3000 Tonnen verarbeitet. Für die Agronomin der Firma, Diana Kroupová, ist das aber kein Grund zur Freude:
„Es wird diesmal weniger Zucker geben, zumindest sieht es jetzt so aus.“Daran seien in erster Linie Schädlinge und die Wetterschwankungen schuld, ergänzt Petr Balcárek von der Zuckerfabrik:
„Nach der langen Dürreperiode gab es einen sehr ergiebigen Regen. Das hat dazu geführt, dass die Rüben zu viele Blätter ausgebildet haben, was die Verwässerung des Zuckers in der Rübe zur Folge hatte. Die Ausbeute wird folglich geringer, als wir es uns wünschen.“
Bereits die vergangene Saison lief nicht nach den Vorstellungen der tschechischen Landwirte. Neben einer schlechteren Ernte kämpfen die Farmer zudem mit den niedrigen Aufkaufpreisen für Zuckerrüben. Dies sei eine Folge des Endes der EU-Quotenregelung vor zwei Jahren, bestätigt der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Zuckerrübenanbauer, Otakar Šašek:
Oldřich Reinbergr: "Alle Zuckerproduzenten haben im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben – also Verluste gemacht."
„Nachdem die Quoten abgeschafft wurden, sind die Flächen für den Zuckerrübenanbau vergrößert worden. Man glaubte wohl, dass sich nun auch Zucker exportieren lasse. Das einzige, was das Ende der Auflagen aber gebracht hat, war der rapide Verfall des Zuckerpreises. Das bereitet den Anbauern und Verarbeitern von Zuckerüben natürlich Sorgen.“
Gegenwärtig herrscht auf dem europäischen Markt ein riesiges Überangebot an Zucker. Auch der größte Produzent in Tschechien, die Firma Tereos TTD im mittelböhmischen Dobrovice, hat ihren Anteil daran. Vor der Aufhebung der Quoten produzierte sie rund 200.000 Tonnen Zucker jährlich, danach steigerte sie die Produktion auf ungefähr 350.000 Tonnen. Eigentlich alle Zuckerrübenfabriken verhielten sich ähnlich, bemerkt der Vorstandsvorsitzende von Tereos TTD, Oldřich Reinbergr:
„Weltweit wurde eine größere Menge an Zucker produziert. Das heißt, auch die Weltpreise sind sehr niedrig. Die Lage ist wirklich schwer geworden in den letzten beiden Jahren. Alle Zuckerproduzenten, einschließlich der tschechischen, haben im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben – also Verluste gemacht.“Vom niedrigen Zuckerpreis profitieren hauptsächlich die Kunden. Kostete ein Kilogramm Kristallzucker vor fünf Jahren noch etwa 21 Kronen (80 Euro-Cent), so bewegte sich der Preis im September dieses Jahres um die zwölf Kronen (45 Euro-Cent). Für Schleckermäuler, die häufig eine Konditorei besuchen, wäre das eigentlich eine gute Nachricht. Trotzdem sind die vielen Süßigkeiten nicht billiger geworden, erläutert die Besitzerin der Prager Konditorei U Krále Jiřího, Jaroslava Křížová:
„Der Zuckerpreis ist gesunken. Das ist natürlich vorteilhaft, denn dadurch können wir das ausgleichen, was alles teurer geworden ist: Kakao, Kokos, sämtliche Nüsse und besonders Fette. Unsere Waren sind also nicht billiger geworden, wir haben den Preis vielmehr um ein, zwei Kronen erhöht.“