Pustevny: Märchenwelten aus Eis

Eis-Hölle (Foto: Luděk Brhel)
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Drachen, Prinzessinnen und viele Teufel – das ist in diesem Jahr beim Eisskulpturenfestival in Pustevny zu sehen. Bereits zum 19. Mal ist der Ort in den Beskiden fest in der Hand der Eisbildhauer.

Foto: Luděk Brhel

Foto: Luděk Brhel
Wer in diesem Januar durch Pustevny spaziert, könnte es mit der Angst zu tun bekommen. In großen Zelten lauern rot leuchtende Teufel mit grässlichen Fratzen auf die Besucher des Wintersportortes. Ein Stück weiter kann man dann beobachten, wie ein Ritter eine Burg vor einem Drachen verteidigt. Doch keine Sorge, das Ganze ist ganz ungefährlich, denn die Figuren sind alle aus Eis. Noch bis Ende des Monats findet das mittlerweile traditionelle Eisskulpturenfestival in dem kleinen Städtchen in den Beskiden statt. Dita Korčák Hrtusová ist eine der Organisatorinnen:

„Die Skulpturen hier sind alle Exponate des Festivals ‚Eisiges Pustevny 2019‘. Das ist bereits der 19. Jahrgang der Veranstaltung, angefangen hat alles aber ein bisschen anders. In den ersten Jahren haben wir nur Schneefiguren aufgestellt, die Eisskulpturen kamen etwas später. Jedes Jahr können die Besucher drei Wochen lang die Skulpturen in ihrer vollen Schönheit bewundern.“

Eis-Hölle  (Foto: Luděk Brhel)
Vergangenes Jahr hat das Festival seine Besucher mit in die Tiefsee genommen. Diesen Januar stehen wie gesagt Teufel, Ritter und Drachen auf dem Programm. Erschrecken wollte man die Besucher damit aber nicht. Dita Korčák Hrtusová erklärt, wie es zu dem Thema gekommen ist:

„Das Festival steht nun schon zum dritten Mal unter einem bestimmten Motto. Dieses Jahr sind es die Märchen. In einem der Zelte sorgen wir vor allem bei unseren kleinen Gästen für ein bisschen Gänsehaut. Da haben wir nämlich eine Eis-Hölle vorbereitet, in der alles feuerrot erleuchtet ist. Da schaut es wirklich aus wie in der Unterwelt. In einem anderen Zelt dreht sich dann alles um Prinzessinnen, und ein drittes ist eine echte Drachenhöhle.“

Foto: ČT24
Das Thema verfolgt Pustevny jedoch nicht nur zu Anfang des Jahres, es gibt auch eine Sommerausstellung mit Holzskulpturen. Alle stammen sie aber von einem Bildhauerteam, und dieses kommt bei den Vorbereitungen trotz frostiger Temperaturen kräftig ins Schwitzen. Dazu einer der Techniker:

„Das Thema wählen immer die Bildhauer selbst aus, sie kommen aus Tschechien und der Slowakei. Das ist so eine Gruppe, die hier die Eisskulpturen modelliert und dann im Sommer die entsprechenden Holzstatuen schnitzt. Doch zurück zum Festival: Die Eisskulpturen werden aus großen Eisquadern modelliert, die im Schnitt 70 Kilogramm wiegen. Die Künstler verbinden sie jeweils mit Wasser und bearbeiten sie zunächst mit Motorsägen, später mit Schleifmaschinen, Feilen und anderem Werkzeug. Das dauert pro Statue etwa ein bis zwei Wochen. Mit Wasser können die Künstler außerdem die Textur des Eises modellieren und es auch farblich aufpeppen.“

Der Teufel ist die bisher größte Eisskulptur in der Geschichte des Festivals  (Foto: Luděk Brhel)
In der Eis-Hölle ist in diesem Jahr übrigens ein Rekord zu bestaunen, denn einer der Teufel ist die bisher größte Eisskulptur in der Geschichte des Festivals. Der liegende Beelzebub mit seiner ausgestreckten Zunge ist ganze 20 Meter lang.

Knochenarbeit für frostige Meisterwerke

Die Bildhauer arbeiten zwar nur rund eine Woche lang an den Skulpturen. Die Vorbereitungen auf das Festival dauern jedoch mehrere Monate. Insgesamt ist der Entstehungsprozess der Eisskulpturen ein Highlight für sich. In diesem Jahr war das sogar hochdramatisch, wie Dita Korčák Hrtusová schildert:

Dita Korčák Hrtusová  (Foto: ČT24)
„Das Rohmaterial sind ja die Eisquader. Diese werden schon im September in einer Kühlfabrik in Opava gefroren und erst später nach Pustevny gebracht. In diesem Jahr hatten wir einige Schwierigkeiten wegen des Schneefalls. Da mussten wir die Paletten zunächst in den Dörfern im Tal lagern, bevor wir sie nach und nach zum richtigen Ort in Pustevny bringen konnten. Jeder Quader wanderte dann einzeln in sein Zelt. Erst dann konnten die Bildhauer ihre Quader zusammensetzen, mit der Motorsäge bearbeiten und ihnen abschließend den Feinschliff verpassen. Dabei wird Werkzeug verwendet, das ein Normalsterblicher nicht einmal benennen kann.“

Doch damit endet die Arbeit noch nicht. Anders als eine Statue aus Marmor oder Bronze braucht eine Eisskulptur durchgehend Pflege und vor allem die richtigen Temperaturen. Abgesehen davon sind die Figuren bunt beleuchtet, was das Erlebnis noch eindrucksvoller macht. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass die Eisskulpturen nur vergängliche Meisterwerke sind:

Foto: Luděk Brhel
„Die Skulpturen stehen in Zelten, damit sie vor der Sonne geschützt sind und so lange wie möglich aushalten. Das Festival dauert ja drei Wochen. Wenn es geht, würden wir die Ausstellung sogar verlängern, in den vergangenen Jahren hat das immer geklappt. Der Besucheransturm ist groß, und zwei zusätzliche Wochen wären schön. Wenn alles vorbei ist, überlassen wir die Figuren ganz sich selbst. Die Zelte bleiben zunächst, da wir sie erst abbauen können, wenn die Statuen beginnen zu tauen. Wenn die Planen erst einmal weg sind, dann sind die Skulpturen in ein bis zwei Tagen geschmolzen.“

Der etwas andere Wintersportort

Erlebnispfad  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks Ostrava)
Pustevny will mehr sein, als bloß ein Wintersportort. Auch im Sommer hat das Städtchen in den Beskiden viel zu bieten. Unter anderem führt unweit ein Erlebnispfad auf den Gipfel des Bergs Tanečnica. Dort steht ein 22 Meter hoher und hochmoderner Aussichtsturm, von dessen komplett verglaster Spitze man einen einzigartigen Blick ins Land hat. Wer Lust hat auf ein größeres Abenteuer, der kann den sogenannten Himalaya-Pfad ausprobieren. Das sind zahlreiche Seilstege, auf denen man sich wie ein richtiger Sherpa fühlen kann.

Der größte Touristenmagnet ist und bleibt aber das Eisskulpturenfestival. Und es gefällt den Besuchern. So auch dieser Frau: „Das ist Kunst. Ich bin mir sicher, dass die Bildhauer viel Arbeit mit ihren Werken hatten. Es ist eine schöne Tradition hier, wir kommen bestimmt wieder.“

Foto: Luděk Brhel
„Das ist alles so schön hier, ganz herrliche Kunst kann man hier sehen. Mir gefällt das wirklich gut, ich bin begeistert“, meint wiederum dieser Mann. Aus manchen Besuchern sind aber auch Stammgäste geworden. Diese Gruppe war auch bereits in Pustevny:

„Wir sind schon zum dritten Mal hier, Ich denke, dass die Skulpturen jedes Jahr besser werden. Das ist wirklich schön. Gerade sind nicht so viele Leute da, wir können uns also alles ganz in Ruhe anschauen. Ich denke, das Festival ist wirklich gelungen. Wir waren oben in der Hölle, da fand ich den Teufel mit der langen Zunge besonders gelungen. Für Kinder ist wahrscheinlich die Szene mit den Menschen im Kessel besonders furchteinflößend. Mir gefiel das aber gut.“

Foto: Luděk Brhel
Das kann auch diese Dame bestätigen:

„Ich war schon öfter hier und bin wie immer zufrieden. In beiden Zelten ist alles sehr schön und interessant. Für die Bildhauer ist das sicher sehr anstrengend, für uns ist es aber ein einmaliges Erlebnis.“

Damit bei den Gästen auch keine Wünsche offen bleiben, bietet das Eisskulpturenfestival jedoch nicht nur was für die Augen. Dita Korčák Hrtusová beschreibt das Rahmenprogramm:

„Die Zelte mit den Figuren sind täglich von 8:30 bis 16:30 Uhr geöffnet, und an den Wochenenden gibt es ein Begleitprogramm. Wir haben zum Beispiel eine Schneebar und viele Wettbewerbe für Kinder und Erwachsene. Es gibt Musik oder Fotoecken und Fotowände. Wir haben also für die ganze Familie viel zu bieten.“

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