Mit dem Fallschirm gegen die Nazis: Letzter großer tschechischer Kriegsveteran Klemeš gestorben
Die ehemalige Tschechoslowakei war noch ein relativ junger Staat, als sie im März 1939 von Hitlerdeutschland besetzt wurde. Zuvor wurde sie von anderen Mächten wie Frankreich und Großbritannien am Münchner Verhandlungstisch im Stich gelassen. Viele Tschechen und Slowaken wollten ihr Land jedoch frei und eigenständig gedeihen sehen, deshalb schlossen sich die mutigsten von ihnen dem internationalen Widerstand gegen Hitler an. Am Montag ist der letzte Soldat der tschechoslowakischen Armee im Ausland, Generalleutnant Jaroslav Klemeš, gestorben. Ein Nachruf von Radio Prag.
„Wir haben uns einmal geschworen, dass wir in den Kampf ziehen, komme was wolle. Wir hatten also keine Angst, sondern wollten die Aufgabe erfüllen. Wir haben jeden Einsatz gewagt, weil es nötig war. Denn es musste im Protektorat einfach Leute geben, die Widerstand leisteten.“
Das haben nach und nach noch Zehntausende weitere Tschechen und Slowaken getan, die sich beispielweise in Palästina dem tschechoslowakischen Infanterie-Bataillon 11 – Ost oder in der Sowjetunion dem 1. tschechoslowakischen Armeekorps anschlossen. Die größte Berühmtheit aber erlangten später die tschechoslowakischen Fallschirmjäger im Dienst der britischen Krone, denen auch Klemeš angehörte. Dazu verließ er 1940 das Protektorat über den Balkan und kam nach Frankreich. Dort halfen Klemeš und weitere Landsleute den Franzosen im Kampf gegen die Wehrmacht, doch schon bald wurde das Land zwischen Ärmelkanal und Mittelmeer besetzt. Daher zog die Gruppe um Klemeš nach Großbritannien weiter. Hier durchliefen die jungen Tschechen und Slowaken eine harte Ausbildung zum Fallschirmjäger. In den letzten Kriegsjahren kamen sie dann auch zum Einsatz. Jaroslav Klemeš beispielsweise nahm 1944 an der Operation Platinum teil und Anfang 1945 bei einer Kampfaktion auf der Böhmisch-Mährischen Höhe. Dazu sprangen er und seine Mitstreiter über Nasavrky bei Pardubice mit ihren Fallschirmen ab. Danach mussten sie schnell handeln. Klemeš erinnert sich:„Wir mussten eine große freie Fläche finden, möglichst weit entfernt von einer Straße, damit sich die Fallschirme nicht in einem Baum verfangen konnten. Danach wurde die Parole ausgerufen, die Ladungen mit den Waffen wurden abgeworfen, und es ging los. Wenn alles klappt, ist das ein wirklich tolles Gefühl.“Ein solches hatte Klemeš auch noch in den letzten Kriegstagen in seiner Heimat. In Prag war er Funker und hielt die Verbindung mit London. Damit verhalf er auch dem Prager Aufstand zum Erfolg. Die nur wenige Jahre nach Kriegsende an die Macht gekommenen Kommunisten aber dankten ihm seine Heldentaten nicht. Im Gegenteil, wegen angeblicher Staatsverschwörung steckten sie ihn in ein Gefängnis und später in ein Arbeitslager.
Jaroslav Klemeš wurde zweimal rehabilitiert – das erste Mal 1968 während des Prager Frühlings, der jedoch niedergeschlagen wurde, und danach endgültig 1990. Im Jahr 1997 wurde der Weltkriegsveteran mit der Medaille für Heldentum geehrt, im Oktober vergangenen Jahres wurde ihm von Präsident Miloš Zeman die höchste tschechische Staatsauszeichnung, der Orden des Weißen Löwen, verliehen. Am Montag ist Jaroslav Klemeš im Alter von 95 Jahren gestorben. Er war der letzte noch lebende tschechische Fallschirmjäger, der im Zweiten Weltkrieg gegen die deutschen Okkupanten gekämpft hat.