Der poetische Singer-Songwriter Jan Řepka und sein Schweizer Idol

Jan Řepka (Foto: Stefan Welzel)

Jan Řepka macht Musik mit Wortwitz und literarischem Anspruch. Vor allem deshalb haben es ihm die Lieder der Schweizer Mundart-Legende Mani Matter angetan. Mit der tschechischen Interpretation von Matters Stücken hat sich Řepka mittlerweile auch einen Namen gemacht. Nebenbei gräbt er gerne Fundstücke der internationalen und tschechoslowakischen Popgeschichte aus. Mit seinem neuen, vielseitigen Programm geht er demnächst auf Tournee in der Schweiz.

Jan Řepka  (Foto: Stefan Welzel)
Betritt der 35-jährige Jan Řepka eine Bühne, legt er seine Schüchternheit ab. Mit der Gitarre in der Hand wird er zum charmanten Entertainer. Zu fast jedem Song, den er spielt, trägt er eine passende Anekdote vor. Dabei wühlt Řepka gern in den eher unbekannten Tiefen der Musikgeschichte. Denn das Repertoire des Singer-Songwriters umfasst nicht nur eigene Kompositionen. Dazu gehören ebenso Cover-Versionen von Pop-Klassikern. Was ihn aber einzigartig macht, sind die auf Tschechisch vorgetragenen Mundart-Lieder von Hans Peter „Mani“ Matter. Der 1972 verstorbene Berner Sänger ist der bekannteste Liedermacher der Schweiz. Seine Stücke lernt dort jedes Kind schon in der Grundschule. Außerhalb der Eidgenossenschaft kennt Matter jedoch kaum jemand. Wie kam Řepka auf die Musik des Schweizers?

„Ich habe beim Singer-Songwriter-Festival in Tábor jemanden kennengelernt, der mich in die Schweiz eingeladen hat. Kurz danach habe ich Mani Matter entdeckt. Dabei wurde mir sehr schnell klar, dass ich sein Werk tiefer erforschen sollte.“

Mani Matter  (Foto: Hans Krebs,  Archiv der ETH-Bibliothek Zürich,  CC BY-SA 4.0)
Matter schrieb in den 1960er und frühen 1970er Jahren grotesk-absurde bis heiter-komische Lieder. Dabei erschuf er kurze poetische Stücke im Stil des großen französischen Chansoniers Georges Brassens. Für Řepka tat sich eine neue Welt auf, vor allem Matters Texte gefielen ihm.

„Über Schweizer Musik wissen wir hier in Tschechien eigentlich gar nichts. Ich war umso überraschter, dass es auch in der Schweiz einen derart überdurchschnittlichen Liedermacher gab.“

Anfang Mai war Řepka im Basler Lehrertheater für das musikalische Rahmenprogramm verantwortlich. Auf dem Spielplan stand das Stück „Die Benachrichtigung“, geschrieben 1965 vom späteren tschechischen Präsidenten Václav Havel. Passend dazu sang Řepka nicht nur eigene Lieder und Matter-Stücke, sondern interpretierte auch internationale Popsongs aus demselben Kalenderjahr. Darunter befanden sich tschechische Versionen amerikanischer Songs sowie Hits aus der damaligen Tschechoslowakei.

Es dürfte das erste Mal gewesen sein, dass ein Schweizer Publikum mit der tschechischen Popkultur der 1960er Jahre konfrontiert worden ist. Ein solch ungewöhnliches Programm zusammenzustellen, fiel Řepka nicht sonderlich schwer.

Jan Řepka  (Foto: Stefan Welzel)
„Ich habe gesucht, was 1965 im Radio und Fernsehen in Mode war. Was waren die damaligen Hits, wer die populärsten Sänger? Von diesen Liedern habe ich viele schon aus der Schule oder aus den Pfadfinderlagern gekannt. Also habe ich einen kleinen Querschnitt zusammengestellt.“

Viele Stücke werden auch heute noch von tschechischen Radiosendern gespielt. Es sind Evergreens aus einer Epoche, in der die kommunistische ČSSR den „Prager Frühling“ erlebte.

„Die Generation meiner Eltern findet das natürlich cool. Und auch ich bin es gewöhnt, diese Songs im Radio zu hören. Die 1960er Jahre waren sehr stark in musikalischer Hinsicht – zehnmal besser als heute“, sagt Řepka.

Mit seiner Matter-Interpretation des Liedes „Warum syt dir so truurig“ („Warum seid ihr so traurig“) untermauert Řepka seine Affinität zur Musik jener Zeit. Hierbei kombiniert er seinen eigenen Stil mit Matters Werk und einem Hauch von Bob Dylan. Es ist ein Stück, das Řepkas Vielseitigkeit und Können unterstreicht. Qualitäten, von denen sich auch das Schweizer Publikum ab Mitte Juni bei vier Konzerten in Zürich, Bern und Basel überzeugen kann.

Autor: Stefan Welzel
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