Václav Havel zum 80ten und tschechisches Design in Wien
Der Herbst steht ganz im Zeichen von Václav Havel im Tschechischen Zentrum in Wien. Der Dramatiker und ehemalige tschechische Präsident wäre im Oktober 80 Jahre alt geworden. Außerdem stellen tschechische Designer ihre Werke auf der Vienna Design Week vor. Ein Gespräch mit Martin Krafl, dem Leiter des Tschechischen Zentrums in Wien.
„Im Mittelpunkt der von Anna Freimanová organisierten Ausstellung steht der kritische Bühnenautor und Dissident Václav Havel. Vorbereitet wurde dieses Event von der Václav-Havel-Bibliothek in Prag. Mit dem Beginn Normalisierung unter Gustav Husák wurde Havel von den kommunistischen Machthabern schrittweise zum Schweigen gebracht und aus dem kulturellen Leben verdrängt. Seine Werke durften damals in der ČSSR weder aufgeführt, noch publiziert werden. Burgtheater-Direktor Achim Benning bot Václav Havel in den Jahren 1975-1986 die sehnlich vermisste heimatliche Bühne. Sieben seiner Werke wurden im Wiener Burgtheater präsentiert, viele davon als Uraufführungen. Die Ausstellung im Theatermuseum in Wien am Lobkowitz Platz dokumentiert die Theaterinszenierung der Stücke und ihre historischen Zusammenhänge. Sie zeigt auch die Parallelen zwischen den Premieren in Wien und der damals aktuellen Situation um Václav Havel in Prag.“
Doch auch auf den Wiener Leinwänden ist Havel ein Thema. Was bekommen die Interessierten zu sehen?„Die Ausstellung hat ein reiches Begleitprogramm. Wir werden im Herbst im Kinosaal der Tschechischen Botschaft im Wiener Stadtteil Penzing zwei Dokumentarfilme zeigen. Am 10. Oktober werden wir den Film von Miroslav Janek über die erste Frau von Havel, Olga Havlová, aufführen. Am 14. November wird das österreichische Publikum den Dokumentarfilm von Andrea Sedláčková über den ehemaligen Präsidenten mit dem Titel ‚A Life in Freedom‘ sehen. Außerdem werden im Herbst unter dem Titel ‚Protest‘ im Kultur-Café Führungen durch die Ausstellung im Theatermuseum in Wien organisiert. Auch das Burgtheater wird an Václav Havel erinnern und zwar in einem Václav Havel Abend am 19. Oktober um 20 Uhr. Auf der Bühne werden unter anderem Achim Benning, Anna Freimanová, Karel Schwarzenberg oder Joachim Bißmeier sein. Den Abend wird Herr Professor Rößler aus dem Max-Reinhardt-Seminar in Wien moderieren und während des Abends werden auch szenische Lesungen aus den Texten von Havel angeboten. Bis nächstes Jahr, den 17. April, bleibt die Ausstellung im Theatermuseum. Ein wichtiger Termin im Begleitprogramm ist der 20. Januar 2017. Da kommt nämlich die zweite Frau von Václav Havel, Dagmar Havlová, nach Wien. Sie wird im Kulturhaus Wiener Metropol bei der Filmvorführung von Havels letztem Theaterstück namens ‚Odcházení‘ / ‚Abgang‘ anwesend sein. Dieses wurde nämlich auch verfilmt.“
Nicht nur in Österreich, sondern auch in der Schweiz organisiert das Tschechische Zentrum eine Ausstellung über Václav Havel mit…„Diese Ausstellung findet an der Universität Zürich statt. Die Vernissage ist am 5. Dezember. Das ist eine Ausstellung über den Menschenrechtler und Philosophen Havel, der sich nicht scheute, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Vorgestellt werden die Kerngedanken seiner Essays, Interviews und seiner Reden. Diese scheinen aktueller denn je zu sein. Die Ausstellung wird dann am 6. Dezember im Rahmen des Begleitprogramms mit einem Havel Erinnerungsabend im Philosophicum in Basel ergänzt.“
Vielleicht kurz weg vom Veranstaltungskalender und zu Ihnen persönlich. Sie haben ja als Sprecher von Václav Havel gearbeitet. Wie haben Sie ihn erlebt?„Ich könnte jetzt sehr lange darüber sprechen. Mit Abstand betrachtet war er der größte Europäer überhaupt. Als ich das Angebot bekam, für ihn zu arbeiten, war ich sehr jung. Ich war 26 Jahre alt. Zuerst wollte ich ablehnen, aber zum Glück habe ich das nicht gemacht. Es war einer der größten Schritte meines Lebens. Václav Havel war für mich ein Mensch, der die Zivilgesellschaft prägte. In meinen Augen konnte er auch gut zuhören und prägnant sagen, was für die Gesellschaft wichtig sei. Er wollte nie ein professioneller Politiker werden. Desto mehr fehlt er also in der heutigen tschechischen Politik.“
Kommen wir nun aber zu einem anderen Thema. Tschechien ist Gastland einer besonderen Veranstaltung in Wien. Worum geht es da?„Wir sind sehr stolz, dass dieses Jahr Tschechien im Rahmen der Vorschau der Vienna Design Week sein wird. Tschechiens lebendige und qualitätsvolle Designerszene blickt auf eine lange Tradition des Handwerks zurück. Die Highlights sind junge Studios, große Marken, talentierte Designer und auch Vertreter der Akademie für Kunst, Architektur und Design aus Prag. Der ganze Schwerpunkt ist die von Adam Štěch kuratierte Gruppenausstellung „Generation“. Sie präsentiert die Arbeiten von dutzenden aufstrebenden Designschaffenden und Studios, die sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre in Tschechien etabliert haben. Sechs Themenbereiche sind dabei zu sehen: Möbel, Produkte, Glas, Porzellan, Beleuchtung und Interieur. Nebenan wird die Vienna Design Week von dem Tschechischen Zentrum in Wien unterstützt. In der Galerie des Tschechischen Zentrums in der Herrengasse wird die Werkschau New G(o)ods 2015 gezeigt. Es geht um ein breites Spektrum studentengestalteten Produktdesigns. Die Vernissage der Ausstellung findet im Rahmen der ORF-Langen Nacht der Museen statt. Diese ist am Samstag, den 1. Oktober ab 18 Uhr. Zudem werden noch junge Designer in der Sektion Passionswege vorgestellt werden. So Michal Strach aus Tschechien zusammen mit Philipp Cibulka. Philipp Cibulka ist ein österreichischer Tischler. Für ihn ist es wichtig, Möbel so zu bauen, dass sie Kundenbedürfnisse befriedigen und sich ganz natürlich in Wohnumgebungen einfügen. Michal Strach wurde davon inspiriert und hat eine Installation in Form von surrealen Zimmern in der Größe von Puppenhäusern vorbereitet. Auch eine andere Designgruppe, Dechem, kommt aus Prag nach Wien. Sie werden ihre Kollegen der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten treffen.“