Prag von Morgen – Fraunhofer-Institut präsentiert Strategieplan

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Wie in Zukunft Städte aussehen werden, darüber gehen die Meinungen auseinander: von unterirdischen Autobahnen über die Vernetzung von Unternehmen bis hin zu intelligenter Fortbewegung. Das deutsche Fraunhofer-Institut hat ein Projekt gestartet, das sich „Morgenstadt-Initiative“ nennt. Und Prag war die erste Stadt, für die das Fraunhofer-Team ein Zukunftskonzept erarbeitet hat. Die Ergebnisse wurden in der Deutschen Botschaft in Prag präsentiert.

Alanus von Radecki  (Foto: YouTube Kanal Fraunhofer IAO)
Wie soll das Prag von Morgen aussehen? Mit dieser Frage hat sich ein Jahr lang das Team der „Morgenstadt-Initiative“ beschäftigt. Prag hatte den weltweiten Wettbewerb „Morgenstadt City Challenge“ als erstes gewonnen. Das Fraunhofer-Team um Projektleiter Alanus von Radecki hat mit Hilfe von 120 Indikatoren die Stadt Prag analysiert – vom sozialen Umfeld bis zum technologischen Stand. Das Ergebnis ist ein Strategieplan. Er hebt drei wichtige Bereiche hervor: das strategische Management der Stadt, sozio-ökonomische Aspekte, Technologie und Infrastruktur. Diese drei Aktionsbereiche dürfen nicht getrennt voneinander bearbeitet werden – sie müssen immer im Zusammenhang gesehen werden, so das Experten-Team.

Adriana Krnáčová  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Im Kuppelsaal der deutschen Botschaft übergab Projektleiter Alanus von Radecki die Ergebnisse an die Prager Oberbürgermeisterin Adriana Krnáčová (Partei Ano). In seiner Rede stellte er die Analyseergebnisse vor und formulierte klare Aufgaben an die Stadt Prag:

„Vor einigen Jahren, als wir die Morgenstadt-Initiative entwickelt haben, ist uns aufgefallen, dass Innovation im Bereich Stadtplanung etwas anderes bedeutet als für Unternehmen oder Privatpersonen. Die Stadt muss mit drei wesentlichen Faktoren der Entwicklung arbeiten: Innovation, Zusammenarbeit und Kreativität.“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Die Analyseergebnisse zeigen beispielsweise, dass in Prag der öffentliche Nahverkehr gut entwickelt ist. Anders sieht es bei der „Fahrradfreundlichkeit“ aus: Da hängt Prag im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen zurück, so Alanus von Radecki:

„In Bereich der Raumplanung und Mobilität ist der wichtigste Punkt, dass mit Hilfe von ‚weichen Maßnahmen‘ die Infrastruktur modernisiert werden muss: Carsharing, Radwege und Systeme wie Park & Ride sind kaum sichtbar in Prag. Das muss in Zukunft verbessert werden.“

Prag
Insgesamt sieht das Experten-Team aber ein großes Potenzial an der Moldau. Prag könne als Zukunftsstadt eine Vorbildfunktion für ganz Mitteleuropa übernehmen, so von Radecki. Gleichzeitig mahnt er zur Vorsicht:

„Wir haben auch gesehen, dass Prag gefährdet ist: Die Stadtentwicklung kann hinter die von Warschau oder Ljubljana zurückfallen. Wir haben trotzdem nach dem derzeitigen Stand eine Langzeitvision erstellt. Das Problem ist, dass viele Institutionen und Beteiligte noch nicht zu einer Kooperation bereit sind.“

Um die tschechische Hauptstadt in eine lebenswerte Zukunft zu bringen, hat das Prager Rathaus vor kurzem bereits ein Planungsteam gebildet. Die Ergebnisse sollen ausgewertet und bald die ersten Projekte umgesetzt werden, so Oberbürgermeisterin Krnáčová:

„Wir sind sicher einer Meinung, dass der Bereich Verkehr sehr großes Potenzial birgt, genauso wie der Umgang mit Energie. Ebenso geht es um die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien, respektive alle Mittel, mit denen der Service für die Bürger verbessert werden kann. Dazu nenne ich noch ein weiteres Feld: die kreative Industrie, und die ist für Prag wichtig.“