Mit Kultur gegen Judenhass: Menschen in Prag warnen vor Intoleranz
Mit einer Veranstaltung wurde in Prag am Sonntag vor Antisemitismus und Intoleranz gewarnt. Am sogenannten „Marsch des guten Willens“ nahmen trotz regnerischen Wetters mehrere Hundert Menschen teil.
Kantor Michal Foršt eröffnete die Versammlung, an der einige Holocaust-Überlebende und Politiker teilnahmen. Der Vizevorsitzende des Senats, Přemysl Sobotka, war bereits in den vergangenen Jahren mit dabei:
„Vor einigen Jahren habe ich gedacht, dass sich unser Treffen in eine reine Gedenkveranstaltung verwandeln wird, bei der derjenigen gedacht wird, die Opfer des Holocausts geworden sind. Wir sind aber erneut in einer Situation, dass sich Juden in einigen Ländern Europas nicht mehr sicher fühlen. Dies ist für mich und vermutlich auch für andere Europäer wie ein Lackmustest. Wenn sich Juden in Tschechien nicht mehr sicher fühlen, bedeutet das Europas Tod. Vergessen wir das nicht. Darum bin ich froh, dass wir deutlich zeigen, was wir über den Antisemitismus der Gegenwart sowie der Vergangenheit denken. Ich hoffe, dass wir aus der Geschichte rechtzeitig unsere Lehre ziehen.“Der israelische Botschafter Gary Koren bezeichnete die Kundgebung als einen wirklichen Ausdruck der Freundschaft gegenüber Israel und dem jüdischen Volk. Auch er erinnerte daran, dass jüdische Gemeinden in Europa oft Angst haben, sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen:
„Einige europäische Regierungen haben Maßnahmen getroffen, um die Welle des Antisemitismus zu bekämpfen. Wir in Israel sind davon überzeugt, dass noch weitere Schritte unternommen werden müssen, um eine dauerhafte Existenz der jüdischen Gemeinden in Europa zu sichern. Politiker sollten sich dessen bewusst werden, dass ihre Worte, aber auch ihr Schweigen Bedeutung haben. Stillschweigen gegenüber dem Antisemitismus ist gefährlich.“ Kulturminister Daniel Herman hatte die Schirmherrschaft über die Kundgebung.
Hoffnung – so lautete das Motto der Kundgebung, die von der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) veranstaltet wurde. Mojmír Kallus gehörte zu den Initiatoren:
„Zum Motto hat uns ein Lied inspiriert, das die Häftlinge im Ghetto Theresienstadt komponier haben. Es heißt zu Deutsch etwa ‚Alles ist möglich, wenn man nur will‘. Das Lied ist ein starker Ausdruck von Hoffnung in einer hoffnungslosen Zeit. Wir haben gedacht, das könnte auch ein Thema sein für heute, da viele Menschen ihre Hoffnung verlieren. Sie fühlen sich überfordert von den Ereignissen, die auf Europa zukommen. Wir sind davon überzeugt, dass wir uns von der Haltung der Juden aus Theresienstadt auch heute inspirieren lassen können.“