Tanzkurse und Ball-Saison sind in Tschechien in stetig hohem Kurs

Foto: Jiřina Mužíková, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Zeitspanne zwischen Neujahr und Frühlingsanfang ist in Mitteleuropa die Zeit der großen Feste. Ein großes Vergnügen wie der Karneval liegt schon wieder hinter uns, doch die lange Ball-Saison ist vor allem in Tschechien noch längst nicht zu Ende. Im Gegenteil, denn Tanzschulen für Jung und Alt haben derzeit gerade wieder Hoch-Konjunktur.

Foto: Jiřina Mužíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Eine Polka, der Walzer oder aber ein flotter Jive – das sind die klassischen Tänze, zu denen bei jedem der vielen Bälle in Tschechien immer wieder aufgespielt wird. Gerade im Winter gibt es dazu sehr häufig die Gelegenheit, sagt der Besitzer einer Prager Tanzschule, Jindřich Hess junior:

„In Tschechien werden jede Menge Bälle veranstaltet. Ich habe das einmal überprüft und festgestellt, allein an einem Wochenende sind es rund 450 bis 500. Die Tanzkultur nebst ihrer Ball-Saison hat hierzulande eine wirklich große Tradition.“

Foto: Jana Šustová
Die Skala ist dabei sehr breitgefächert. Sie reicht von den Abiturientenbällen bis hin zu den verschiedensten Themenabenden, zum Beispiel dem Feuerwehr-, Pyjama- oder dem Eishockey-Ball. Jährlicher Höhepunkt aber ist der Prager Opernball, der analog zum berühmten Wiener Pendant in der Staatsoper der Hauptstadt ausgerichtet wird. Die preiswertesten Eintrittskarten kann man für umgerechnet 130 Euro erwerben, informiert Opernball-Direktorin Zuzana Vinzens und ergänzt:

„Die teuersten Tickets sind die sogenannten Exklusiv-Logen, die nur im Gesamtpaket verkauft werden. Eine solche Loge kostet 120.000 Kronen.“

Foto: Archiv des Prager Opernballs
Das entspricht zirka 4440 Euro. Diese Preise wurden erst vor wenigen Tagen gezahlt, denn der diesjährige Prager Opernball fand am 6. Februar statt. Es war der letzte für eine längere Zeit, weil die Staatsoper nun für mehrere Monate wegen ihrer Komplettsanierung geschlossen bleibt, sagt Zuzana Vincens.

Mit dem Eintritt allein ist es jedoch nicht getan. Alle Tanzfreunde, die den Opernball besuchen, wollen auch durch ihre klassisch-extravagante Kleidung auffallen – die Damen tragen lange Kleider, die Herren einen Anzug oder Frack. Für diesen besonderen Anlass wird sich die Garderobe gern geliehen: Die ersten Frauen würden ihre Kleider bereits im August aussuchen, die Mehrheit aber komme im November oder Dezember in ihr Geschäft, sagt die Angestellte des Verleihs, Andrea Tučková:

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„Wir leihen so um die zehn Kleider pro Woche aus. Die Preise sind unterschiedlich. Die untere Grenze liegt bei 1500 Kronen, die obere bei 4900 Kronen.“

Das sind umgerechnet 55 bis 180 Euro – also die Hälfte des Preises für ein neues Kleid oder einen neuen Frack. Doch selbst solche Preise halten die Tschechen nicht davon ab, zur Ball-Saison das Tanzbein zu schwingen. Und das auch in den eher ländlichen Gegenden wie in Ostmähren. Dort werden den Interessenten im Alter von 15 bis 80 Jahren in fünf Lektionen bis zu zwölf Gesellschaftstänze beigebracht. Student Jiří Zmeškal aus Zlín erklärt, weshalb ihn das Tanzen so inspiriert:

Foto ilustrativa: Anna Královcová
„Wenn man nur im Publikum sitzt und dabei zuschaut, wie andere tanzen, es aber selbst nicht kann, dann setzt einen das in der Gesellschaft herab.“

Tanzmeister Radek Felcman nennt noch einen weiteren Grund für den neuen Tanz-Boom bei seinen Landsleuten:

„Uns hilft natürlich sehr die Fernsehshow Star Dance. Aber es bleibt auch so festzuhalten, dass die Zahl der Teilnehmer an den Tanzkursen Jahr für Jahr um 10 bis etwa 15 Prozent zunimmt.“