Investor Penta will bei altem Prager Bahnhof zentralen Geschäftskomplex errichten

Masaryk-Bahnhof (Foto: Oleg Fetisow)

Der zentral gelegene Masaryk-Bahnhof in Prag ist zwar die älteste Eisenbahnstation der Moldaustadt, doch außer diesem historischen Bezug fristet er heute ein eher kümmerliches Dasein. Das soll sich nun ändern. Am Mittwoch billigte der Aufsichtsrat der Tschechischen Bahn (ČD), die Eigentümer der gesamten Bahnanlage ist, den Verkauf von Teilflächen an die Investmentgesellschaft Penta. Der neue Eigner will dort nun in mehreren Schritten einen bedeutenden Geschäftskomplex errichten.

Masaryk-Bahnhof  (Foto: Oleg Fetisow)
Was lange währt, wird gut – besagt ein altes Sprichwort. Im Falle des historischen Masaryk-Bahnhofs, der 1845 entstand und 1862 ausgebaut wurde, einschließlich seines ehemaligen und bereits verrotteten Güterbahnbereichs aber darf man getrost sagen: Es wird auch Zeit! Die Pläne und Vorverträge zur Umgestaltung der im Stadtinneren gelegenen Grundstücke gibt es nämlich schon seit dem Jahr 2004. Und im Sommer 2008 wurde dann getönt, dass das altehrwürdige Gemäuer schon bald in ein modernes Shopping-Center verwandelt werden soll. Die zunächst schlecht informierte Öffentlichkeit dachte, nun gehe es dem denkmalgeschützten Empfangsgebäude des Masaryk-Bahnhofs an den Kragen. Schnell wurde indes klargestellt, dass vor allem die brachliegenden Gleisanlagen, Lokschuppen und Lagerhallen der Bahnanlage einer besseren Nutzung bedürfen. Bahnsprecher Petr Šťáhlavský allerdings warnte schon damals vor allzu großen Erwartungen:

Pavel Krtek  (Foto: David Sedlecký,  CC BY-SA 4.0)
„Bevor man ganz real damit beginnt, die ersten Gebäude auf diesem Standort zu errichten, werden den Experten zufolge noch bis zu fünf Jahre vergehen.“

Seitdem sind mittlerweile fast siebeneinhalb Jahre vergangen. Es hat aber den Anschein, dass die Dinge jetzt tatsächlich in Gang kommen, auch wenn der Generaldirektor der Bahn, Pavel Krtek, noch einmal erklärt:

„Das Projekt Masaryk-Bahnhof ist ziemlich kompliziert. Es besteht aus mehreren Phasen, und es setzt sich ebenso aus mehreren Posten zusammen. Dazu gehören sowohl Grundstücke als auch Betriebsgebäude.“

Zwei dieser Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 10.000 Quadratmeter hat die Bahn nun für umgerechnet 8,7 Millionen Euro an die Investmentgruppe Penta verkauft. Und die erfolgreichen Großinvestoren, die erst vor zwei Jahren das dem Bahnhof gegenüberliegende Business Center Florentinum seiner Bestimmung übergaben, haben auch schon bestimmte Vorstellungen davon, wie die neuen Gebäude rund um den Masaryk-Bahnhof gestaltet werden sollten. Pavel Streblov ist der Business-Development-Manager von Penta:

Pavel Streblov  (Foto: ČT24)
„Wir wollen nicht unbedingt einen Kontrast zum Bahnhof schaffen, doch wir würden gern auch die moderne Architektur in das Prager Stadtzentrum bringen. In den zurückliegenden anderthalb Jahren haben wir einen internationalen Architektur-Wettbewerb organisiert und durchgeführt, dank dem wir eine ganze Reihe von sehr interessanten Architekten für uns gewinnen konnten. Mit deren Hilfe stellen wir jetzt ein Konzept zusammen, das uns für dieses Bebauungsgebiet am besten geeignet erscheint.“

Dieses Konzept wolle man, so Streblov, möglichst schon im zweiten Quartal dieses Jahres vorstellen. Dazu werden dann mit Sicherheit auch mehrere Interessensgruppen wie die Denkmalschützer und die Prager Stadträte noch ihre Bemerkungen oder auch Einwände vortragen. Daher rechne man mit einem Baubeginn auf den ersten Flächen nicht vor dem Herbst 2017. Der eigentliche Bau würde dann noch einmal zwei Jahre dauern, ergänzt Streblov. Zugleich versicherte der Business-Development-Manager:

Masaryk-Bahnhof  (Foto: Oleg Fetisow)
„Das historische Bahnhofsgebäude bleibt auf jeden Fall erhalten, es ist denkmalgeschützt. Wir werden vielmehr entlang der Gleise bauen, wo sich heute völlig ungenutzte Grundstücke befinden. Man kann also von einer Brachfläche sprechen, die wir endlich urbar machen wollen. Das historische Gebäude aber bleibt erhalten.“

In einem weiteren Schritt aber will Penta das altehrwürdige Bahnhofsgebäude ohnehin sanieren. Dazu wird die Investmentgruppe extra umgerechnet fünf Millionen Euro locker machen.