Prags ältester Bahnhof nun mit komplett sanierter Eingangshalle

Masaryk-Bahnhof (Foto: ČTK)

Bahnhöfe gibt es in Prag viele, und viele dieser Stationen sind wirkliche architektonische Juwelen noch aus der Habsburger Monarchie. Leider sind die meisten von ihnen in einem extrem schlechten Zustand, so zum Beispiel der Bahnhof Vyšehrad kurz vor der Eisenbahnbrücke über die Moldau. Einige aber wurden bereits renoviert und bei anderen ist die Sanierung in vollem Gange, zum Beispiel am Hauptbahnhof und am Masaryk-Bahnhof. Letzterer hat seit vergangenem Wochenende nun eine komplett renovierte Eingangshalle.

Masaryk-Bahnhof  (Foto: ČTK)
Obwohl der Masarykovo nádraží, also der Masaryk-Bahnhof, ein architektonisches Schmuckstück mitten in der Innenstadt ist. bleibt er den meisten Prag-Besuchern weitgehend unbekannt. Dabei hat er einiges zu bieten: Er ist der älteste Bahnhof der Stadt Prag, und seine gläserne Eingangshalle ist ein architektonisch wunderschöner Bau. Der Architekturhistoriker Zdeněk Lukeš:

„Dieser Bahnhof entstand als erster der klassischen Prager Bahnhöfe. Errichtet wurde er in den Jahren 1844/1845 nach einem Projekt des Ingenieurs Jan Perner. Die architektonische Ausgestaltung übernahm der Wiener Architekt Anton Jüngling. Ursprünglich waren es zwei Gebäude, die dann durch diese wunderbare gläserne Halle verbunden wurden.“

Genau diese Halle wurde nun rekonstruiert. Wie genau vorgegangen wurde, erklärt Zdeněk Lukeš:

„Man hat sich nichts Neues ausgedacht, es ist eine reine Rekonstruktion. Alle nachträglich eingefügten Elemente wurden entfernt. Es gibt hier zum Beispiel hölzerne Säulen, die das Gewölbe stützen, die waren in einem sehr schlechten Zustand. Dort wurden alle Farbschichten entfernt. Jetzt ist die Decke wieder in dem Zustand, wie sie es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war.“

Verkehrstechnisch hat der Bahnhof dagegen nicht mehr allzu viel zu bieten. Es ist ein Kopfbahnhof, der nur wenig Gleise und Abstellmöglichkeiten bietet und zudem ungünstig zwischen den Eisenbahn-Hauptstrecken zum Hauptbahnhof und dem Fernbahnhof Holešovice liegt. Daher fahren von hier nur Regionalzüge ab, hauptsächlich nach Kolín, Nymburk und Ústí nad Labem / Aussig. Das Bahnhofsgelände ist jedoch wesentlich größer und zum Großteil ungenutzt. Das Filetstück in der Mitte der Stadt hat schon Investoren auf den Plan gerufen, die hier bauen wollen. Petr Palička von der Investmentgesellschaft Penta:

Masaryk-Bahnhof  (Foto: ČTK)
„Wir sind in die Gesellschaft ´Masaryk-Station-Development´ eingetreten, an der wir den Mehrheitsanteil halten. Diese Gesellschaft hat 2004 einen Vertrag mit den Tschechischen Bahnen über die Entwicklung des Bahnhofs und des umgebenen Geländes abgeschlossen.“

Laut Palička liegen bisher nur Ideen von Architekturbüros vor, also keine konkreten Pläne. Die meisten Entwürfe sehen aber die übliche Bebauung mit Hotels, Büros und einem Einkaufszentrum vor.

Masaryk-Bahnhof - mögliche Pläne für die Zukunft
Die Planungen könnten aber nun durcheinander geraten. Verkehrsminister Dobeš hat den Verkauf des Bahnhofgeländes am Montag gestoppt. Der Minister wolle die Bedingungen des Vertrages aus dem Jahr 2004 prüfen. Damals wurde das Gelände zum Preis von 400 Millionen Kronen (ca. 16 Millionen Euro) verkauft, mit der Bedingung, dass der Investor die Modernisierung des Bahnhofs bezahlt. Das aber ist dem Ministerium inzwischen zu wenig. Es sollen noch weitere Investitionen durch Penta finanziert werden, unter anderem ein Bahnsteig für eine geplante Schnellbahn zum Flughafen und eine Unterführung zum Busbahnhof Florenc und zum Hauptbahnhof.