Wirtschafts-Wochenrückblick: 12. bis 18. August

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Nach Angaben des Statistikamts wächst Tschechiens Wirtschaft aktuell am stärksten. Derzeit verhandelt der Staat mit Finnland über eine Zusammenarbeit im Atomsektor. In der Bauindustrie ist aber trotz der allgemein positiven Tendenz der Verlust von 50.000 Arbeitskräften weiterhin zu spüren. Dieses und Weiteres waren die Themen der Wirtschaftsnachrichten vom 12. bis 18. August.

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
Tschechien ist derzeit Europas stärkste Wirtschaft. Das Statistikamt hatte am Freitag die vorläufigen neuesten Konjunkturdaten veröffentlicht, demnach wuchs das Bruttoinlandsprodukt hierzulande um 4,4 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres. Das Quartalsergebnis von +4,4 Prozent im Jahresvergleich bedeutet das größte Wachstum seit dem vierten Quartal 2007 in der hiesigen Wirtschaft. Damals hatte es ein Plus von 5,3 Prozent gegeben. Damit sticht Tschechien locker die großen Ökonomien wie Deutschland (+1,4 Prozent) und Frankreich (+0,9 Prozent) aus. Einzig die Slowakei und Spanien kamen zumindest über drei Prozent Wachstum.

Die Konjunktur hierzulande kann sich dabei praktisch auf alle Branchen stützen, besonders aber auf die verarbeitende Industrie mit den Autoherstellern an der Spitze. Auf der Nachfrageseite seien alle Binnenteilnehmer beteiligt, betonte David Marek, Chefökonom beim Unternehmensberater Deloitte.


Jan Mládek  (Foto: Archiv des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik)
Eine tschechische Delegation mit Industrieminister Jan Mládek (Sozialdemokraten) an der Spitze reist in dieser Woche nach Finnland, um über die Zusammenarbeit beider Länder im Atomsektor zu sprechen. Wie Mládek am Montag mitteilte, wird dabei in erster Linie abgestimmt, inwiefern sich tschechische Firmen am finnischen Atomprogramm beteiligen könnten. Konkret geht es unter anderem um den Bau des neuen Atomkraftwerks auf der finnischen Halbinsel Hanhikivi. Auf dem Programm steht ein Gespräch mit dem finnischen Wirtschaftsminister Olli Rehm.

Eine Gruppe tschechischer Fachleute mit Wirtschaftsgeneralsekretär Pavel Šolc und dem Leiter der tschechischen Atommüllbehörde SÚRAO, Jiří Slovák, besucht das atomare Endlager Olkiluoto im Westen Finnlands. Ein ähnliches Endlager soll auch in Tschechien entstehen und ab 2065 in Betrieb gehen. Teil der Delegation sind neben Vertretern des Strombetreibers ČEZ und des Atomforschungsinstituts Řez daher auch drei Bürgermeister von Ortschaften, die sich in der Vorauswahl für das Endmülllager befinden.


Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Dem tschechischen Bauwesen gehen die Arbeitskräfte aus. Zwei Drittel der in Tschechien tätigen Firmen beklagen einen Mangel an Arbeitern und Fachkräften. Besonders zu kämpfen haben vor allem die großen Baufirmen. Dies geht aus der Quartalsanalyse des tschechischen Bauwesens hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Baufirmen hatten schon vordem eingeschätzt, dass sie in den zurückliegenden Jahren Tausende Arbeitskräfte verloren haben. Wegen der mehrere Jahre währenden Wirtschaftskrise seien über 50.000 Arbeitsplätze abgebaut worden, heißt es.

Fast ein Drittel (30 Prozent) der Firmen hat Probleme mit der Besetzung einiger Tätigkeitsbereiche, 37 Prozent beklagen laut Analyse einen generellen Mangel an Arbeitskräften. „Im tschechischen Bauwesen fehlt es an Technikern, Maschinisten, Brückenbauern und Spezialisten für den Bau von Bahnstrecken. Aber auch die gängigen Berufe wie Fassadenbauer, Maurer oder Elektriker sind unterbesetzt“, sagt der Direktor der Analytik-Agentur CEEC Research, Jiří Vacek.


Foto: Vítkovice Machinery Group
Die Maschinenbau-Gruppe Vítkovice aus dem mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau wird im Südseestaat Neukaledonien zwei Aggregatblöcke für ein Wärmekraftwerk liefern. Das Auftragsvolumen liegt in der Größenordnung von rund 330 Millionen Euro. Zirka 220 Millionen Euro wirft ein Auftrag in Saudi-Arabien ab; dort soll das mährisch-schlesische Unternehmen zum Bau eines neuen Stahl- und Walzwerks beitragen.

Es sei indes auch möglich, dass man am Bau des Stahl- und Walzwerks noch stärker partizipieren könne. Im Raum stehe nämlich noch ein weiterer Teilauftrag im Wert von 130 Millionen Euro als Sublieferant für ein deutsches Unternehmen. Das schreibt die Tageszeitung „Hospodářské noviny“ (HN / Wirtschaftszeitung) in ihrer Donnerstagausgabe unter Berufung auf den Handelsdirektor der Maschinenbaufirma, Jiří Skuhra.