Rettung in letzter Not: Neue Vereinigung richtet künftig Grand Prix in Brünn aus
Einmal im Jahr rückt die mährische Messestadt Brno / Brünn in den Blickpunkt wirklich großen internationalen Interesses: Es ist der Sonntag, an dem der Grand Prix Tschechiens im Motorradrennsport ausgetragen wird. Am vergangenen Wochenende wurde der 50. Geburtstag der Veranstaltung gefeiert. Vor dem Renntag kursierte indes die Befürchtung, wegen der Geldnot der Veranstalter könnte es auch der letzte Grand Prix sein, der in Brünn ausgetragen wird. Nun aber steht fest: Die Rennen zur Motorrad-WM werden auch die nächsten fünf Jahre in Südmähren zu sehen sein.
Man könne diese Kosten nicht länger stemmen, weil man außer dem stets sehr guten Ticketverkauf keine weiteren Einnahmen generiere, hat die Betreibergesellschaft wiederholt erklärt. Daher hatte der Staat schon im letzten Jahr einen Zuschuss lockergemacht, der aus rechtlichen Gründen aber an die politische Verwaltungsregion, den Kreis Südmähren, überwiesen wurde. Denn der Staat dürfe kein Privatunternehmen subventionieren, hieß es. Zwischen der Kreisverwaltung und dem Automotodrom war es jedoch bislang zu keiner Einigung gekommen.
Der Kreis Südmähren hat nun beschlossen, eine Vereinigung zu gründen, die in Zukunft als Veranstalter und damit auch als Partner für den Promoter Dorna auftritt. Neben den Vertretern des Kreises werden der Vereinigung ebenso Vertreter aus Politik und Tourismus der Stadt Brünn angehören. Die Abstimmung im Brünner Rathaus für eine Beteiligung an dem neuen Gremium fiel am vergangenen Donnerstag aber denkbar knapp aus, sagt der stellvertretende Oberbürgermeister Matěj Hollan (Bewegung Žít Brno):
„Verhandlungen zur Problematik gab es genügend. Sie ziehen sich fast schon zwei Monate hin, doch heute wurde abgestimmt. Mit der knappen Mehrheit von einer Stimme wurde entschieden, der Vereinigung beizutreten.“Der Chef des Moto-GP-Promoters, Camelo Ezpeleta, hatte schon vor dem Grand Prix klargemacht, dass er für eine Beibehaltung des Brünner Rennens im WM-Kalender größere Sicherheiten von Seiten der Ausrichter verlange. Zum Beispiel durch staatliche Bürgschaften. Nach seinen Gesprächen mit Bildungs-, Jugend- und Sportministerin Kateřina Valachová (Partei Ano) am Sonntag in Brünn ist es nun zu einer Einigung gekommen. Wer jedoch die Schulden des Automodroms bezahlt, wurde nicht bekannt.
Dafür gab Brünns Vize-Oberbürgermeister Hollan bereits zu verstehen, wie die Vereinigung als neuer Grand-Prix-Veranstalter künftig agieren wird:
„Die Vereinigung wird die einzelnen Dinge wie das Catering, den Ticketverkauf und weitere Teilbereiche der Veranstaltung in Form von öffentlichen Ausschreibungen lösen. Die Stadt oder der Kreis werden also nicht Dutzende Arbeitnehmer anstellen, sondern wir werden unter den einzelnen Dienstleistern die für uns besten aussuchen.“
Hollan verweist zudem darauf, dass sich die finanzielle Unterstützung zur weiteren Veranstaltung des Grand Prix tatsächlich lohne:
„Sie zahlt sich vor allem für den Staat aus, denn die steuerlichen Einnahmen, die daraus generiert werden, sind weitaus höher als die Gebühren, die für die Ausrichtung des WM-Rennens in den nächsten Jahren zu zahlen sind. Meiner Meinung nach übersteigen die Einnahmen die Kosten um das Dreifache.“Zu guter Letzt profitiere natürlich auch die Stadt davon, so Hollan. Auch wenn er selbst kein Motorsportfan sei, müsse er einräumen, dass Brünn keine international bedeutendere Veranstaltung vorweisen könne als eben den Motorrad-Grand Prix. Und die Motorsportfans haben ihre Antwort erst am Wochenende gegeben: Rund 250.000 Zuschauer bedeuteten einen neuen Besucherrekord.