Linksorientierte Parteien feiern 1. Mai

Insgesamt über eintausend Polizisten haben heute das Geschehen an mehreren Orten Prags kontrolliert. Den Tag der Arbeit, der hierzulande seit über 100 Jahren am 1. Mai begangen wird, feierten in der tschechischen Hauptstadt traditionsgemäß linksorientierte politische Parteien und Anarchisten.

Auf dem Prager Messegelände feierten ihr Fest der Arbeit rund 2 000 Kommunisten und ihre Sympathisanten. Die ersten von ihnen kamen bereits in den Morgenstunden zusammen und wurden von einer Blasmusikkapelle begrüßt. Vor Ort wurden sie auch von etwa 20 Vertretern der Nationalpartei erwartet, die Transparente mit Hinweisen auf kommunistische Verbrechen und deren Opfer hielten. Der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSČM), Vojtěch Filip, kritisierte scharf in seiner Ansprache die Regierungskoalition und sprach von einer geteilten tschechischen Gesellschaft, in der es die Arbeit nicht für jedermann gebe. Im Zusammenhang mit der geplanten Stationierung einer US-amerikanischen Radaranlage in Tschechien sagte Filip, die Regierung krieche unterwürfig nach Washington an Brüssel vorbei.

Auch die Sozialdemokraten (ČSSD) hatten ihren Treffpunkt auf dem Messegelände. Nach Einschätzung von Journalisten nahmen an ihrem traditionellen Meeting nur etwa 1000 Menschen teil. Wie der Kommunist Filip kritisierte auch der sozialdemokratische Parteichef Jiří Paroubek die Politik der Regierungskoalition. Die Finanzreform, so Paroubek, habe das Kabinett nur zugunsten von sieben Prozent der Reichsten auf Kosten der Bürger mit mittleren und durchschnittlichen Einkommen durchgeführt. Außerdem prangerte er auch die hohe Inflation und die Preissteigerung bei Nahrungsmitteln sowie eine ganze Reihe von Vorhaben der Regierung an.

Am Nachmittag fanden in Prag auch Protestversammlungen von Rechtsradikalen von der Bewegung „Nationalwiderstand“ und Sympathisanten der „Arbeiterpartei“. Etwa 500 Rechtsextreme kamen auf dem Platz Georgs von Podiebrady zusammen. Etwa 100 Anarchisten trafen sich auf der Prager Moldauinsel Střelecký ostrov (Schützeninsel), von wo aus sie ins Stadtzentrum und anschließend auf die Kaiserwiese marschierten, wo das Festival gegen den Rassismus stattfindet.

Heute Vormittag hat die Polizei in Brno / Brünn mehrere rote Fahnen mit dem Namen des Kommunistischen Jugendverbandes und den kommunistischen Symbolen Sichel und Hammer beschlagnahmt. Ein Stadtvertreter verwies darauf, dass diese Organisation vor einiger Zeit verboten wurde und sich daher nicht auf diese Art und Weise propagieren darf.