Michaela Marksová-Tominová, die feministische Arbeits- und Sozialministerin
Die neue Regierung unter Führung der Sozialdemokraten genießt seit Dienstag das Vertrauen der Abgeordneten. Nun kann das Kabinett mit voller Kraft an die Arbeit gehen. Das trifft auch auf Michaela Marksová-Tominová zu. Sie leitet das Arbeits- und Sozialministerium. Ein Porträt der erklärten Feministin.
Wichtig ist der Naturwissenschaftlerin, das Ministerium zu stabilisieren. In der Vergangenheit hatte es Probleme bei der Auszahlung der Sozialhilfe gegeben und bei der Einführung einer speziellen Bezahlkarte für Bedürftige. Allerdings möchte Marksová-Tominová auch eigene Schwerpunkte setzen:
„In Tschechien hat eine Mutter mit Kindern im EU-Vergleich die schlechtesten Bedingungen, in das Arbeitsleben zurückzukehren. Ich denke, dass daher die jungen Frauen hierzulande Angst haben, Kinder zu bekommen. Und das würde ich gerne ändern.“Erfahrungen in der tschechischen Verwaltung hat die neue Ministerin reichlich. Von 2004 bis 2006 war sie Direktorin des Ausschusses für Familienpolitik im Arbeits- und Sozialministerium, 2009 bis 2010 leitete sie den Ausschuss für Gleichstellungspolitik im Bildungsministerium. An der fachlichen Eignung gibt es daher wenig Zweifel. Und Marksová-Tominová will auch im eigenen Haus ihre Agenda umsetzen:
„Das nennt man ‚Gender-Audit‘. Damit wird in einer Firma, und aus dieser Sicht ist das Ministerium natürlich eine Firma, genau festgestellt, in welcher Abteilung und in welcher Behörde welche Gehälter gezahlt werden. Dann vergleicht man, was Männer und Frauen auf den gleichen Positionen verdienen und passt die Gehälter an.“Einige Kommentatoren glauben jedoch, dass Marksová-Tominová in der Politik der Tschechischen Republik nicht ausreichend vernetzt sei und so ihre ehrgeizige Agenda am Kabinettstisch und in der sozialdemokratischen Partei nicht durchsetzen könne. Die Kämpfer für Gleichberechtigung von Mann und Frau dagegen freuen sich über die Nominierung und hoffen auf frischen Wind in der tschechischen Politik.