Vier Jahrzehnte Weihnachtszauber: drei Ausstellungen für Aschenbrödels drei Nüsse
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gilt schon seit langem als Kultmärchen. In diesem Jahr wird der Film 40 Jahre alt. Aus diesem Anlass dürfen sich die Fans auf ein besonderes Highlight freuen: In Tschechien und in Deutschland finden dazu Sonderausstellungen statt. Zu sehen sind sie auf Schloss Moritzburg sowie in Tschechien auf Schloss Ctěnice bei Prag und auf der Burg Švihov / Schwihau nahe Plzeň / Pilsen. Den Besucher erwarten an jedem Ort spezielle Programmhöhepunkte. Ein Streifzug gemeinsam mit den Veranstaltungsleiterinnen durch die Ausstellungen und dazu Erinnerungen Václav Vorlíčeks an die Entstehung seines Meisterwerks.
Vor vier Jahren gab es bereits auf Schloss Moritzburg in Sachsen eine erste Ausstellung zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. In diesem Jahr können aber auch die tschechischen Fans die Märchen-Atmosphäre hautnah erleben. Hana Klabanová ist Ausstellungsleiterin auf Schloss Ctěnice vor den Toren Prags. Das Motto der zweisprachigen Aschenbrödel-Ausstellung hier lautet „Wie die Märchen angezogen werden“. Gezeigt werden die Originalkostüme aus den Prager Barrandov-Studios: Schneider der edlen Gewänder war der weltbekannte und vielfach ausgezeichnete Kostümbildner Theodor Pištěk. Im Erdgeschoss des Schlosses befindet sich außerdem eine Installation des Aschenbrödelzimmers. Gleich im nächsten Raum kann man das Original-Ballkleid und den berühmten Schuh von Aschenbrödel bestaunen. Neben Texten und ausführlichen Informationen zu den Drehorten, Filmstudios und den Beteiligten gibt es noch zwei Besonderheiten der Ausstellung, verrät Hana Klabanová:
„Unsere Ausstellungen in Ctěnice sind immer interaktiv. Wir haben uns dazu entschlossen, etwas Spielerisches für die Kinder zu bieten. In der Aschenbrödelküche werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in schönen Märchenkostümen Lebkuchen backen. Unter der Woche kommen viele Kindergarten- und Schulgruppen zu Besuch. Sie lieben es, zusammen mit Aschenbrödel zu backen. Am Wochenende gibt es auch die Möglichkeit zu basteln. Selbstverständlich sind dazu auch die Erwachsenen eingeladen. Man kann hier noch eine weitere einmalige Sache sehen, und zwar die Geschichte des Pferdes Jurášek, in der deutschen Version als Nikolaus bekannt. Ursprünglich hieß der Schimmel Ibrahim und gehörte zur Reitschule Neumann. Die Familie Neumann ist Eigener von Schloss Ctěnice, und Herr Neumann hat das Material, die Zeitungsartikel und Fotos für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.“Im Nachbau des Zimmers unter dem Dach ist das Hauskleid Aschenbrödels zu sehen und die bekannten Tauben. Die Kinder bekommen während der Vorführung ein Blatt Papier und können malen und Rätsel lösen. Zum Abschluss gibt es einige Preise und Süßigkeiten für die Kleinen. Es können natürlich auch zahlreiche Souvenirs erworben werden. Zu den beliebtesten gehören ein Säckchen mit drei Haselnüssen und eine Halskette mit der Eule Rosalie.
Der heutige Zustand des Schlosses Ctěnice entspricht wieder dem ursprünglichen aus dem 16. Jahrhundert. Nach Renovierungsarbeiten wurden in den Innenräumen die alten Fresken freigelegt, sie bilden eine stimmige Kulisse für die Märchenkostüme und Exponate. Dies sei auch der Grund für die Auswahl dieses Ausstellungsortes gewesen, neben der Nähe zu den Barrandov-Studios in Prag, sagt Klabanová. Trotzdem lohne es sich auch, die zweite Ausstellung in Tschechien - auf der Wasserburg Švihov - zu besuchen:
„An jedem der Orte ist eine andere Ausstellung. Die Ausstellung in der Burg Švihov heißt ‚Auf den Spuren von Aschenbrödel‘. In der Umgebung wurden damals die bekannten Szenen im Wald oder am Teich gedreht. Um die Besucher auf die Spuren der Drehorte zu führen wurde ein fünf Kilometer langer Wanderpfad ausgewiesen. Zudem gibt es auch in der Burg eine Ausstellung.“Noch mehr Szenen wurden aber auf Schloss Moritzburg bei Dresden gedreht. Deswegen gibt es hier bereits seit vier Jahren eine zweisprachige Ausstellung. Ein Viertel der bisher insgesamt 450.000 Besucher kam übrigens aus Tschechien. Anlässlich des Jubiläumsjahres wurde die Ausstellung erweitert. Im Mittelpunkt der der Mythos Aschenbrödel und die Sehnsüchte, die der Film versinnbildlicht. Ingrid Möbius ist die Schlossleiterin:
„Es gibt ganz fantasievoll umgesetzte Anknüpfungspunkte, da darf man sehr gespannt sein. Die Ausstellung umfasst 2000 Quadratmeter, auf denen es viel zu entdecken gibt. Es gibt einen ganz wunderschönen Raum - das `Reich der Sehnsüchte`, ein großer Saal im Schloss. Dort geht man durch eine labyrinthartige Installation mit großen Vorhängen und kommt immer in einen neuen Bereich. Besonders entzückt sind die Kinder, wenn sie auf einen Drachen treffen und ihren Mut beweisen können. Dieses Thema, Mut zu haben und sich mutig durch die Welt zu bewegen, hat natürlich auch eine ganz bestimmte Beziehung zu Aschenbrödel. Wir haben weiterhin viele und schöne kleine Sachen ausgestellt, beispielsweise ein kleines Maskenbildnerstudio. Dort kann man eine Filmmaske sehen und wie die Künstler geschminkt wurden oder ihre Perücken bekommen haben. Man bekommt also auch einen Blick hinter die Kulissen.“ Die Besucher des Schlosses suchen immer vergeblich nach dem Ballsaal aus dem Film und jener Treppe, auf der Aschenbrödel seinen Schuh verloren hat. Doch diesen Saal gibt es dort gar nicht. Er war vielmehr eine Kulisse in den Defa-Studios in Babelsberg. Für die Ausstellung gibt es aber nun eine Installation in Moritzburg, bei der auch die berühmte Tanzszene nachgestellt ist. Zudem lassen sich in Moritzburg auch Originalkostüme bewundern.Mindestens einmal im Jahr ist auch der Regisseur des Meisterwerks selbst zu Gast auf dem Schloss in Sachsen. Václav Vorlíček gibt dann immer eine Autogrammstunde für die Besucher und beantwortet geduldig ihre Fragen. Der Erfolg und der Weihnachtskult um das Märchen fußt indes auf der Fügung einer Kette verschiedener Umstände zu Beginn der Dreharbeiten. In einem Gespräch mit Radio Prag von 2006 erinnerte sich Vorlíček:
„Am Anfang hat mir das Studio nur wenig Geld gegeben. Der Etat betrug drei Millionen Kronen. Es sah also so aus, als würde das ein ganz billiges Märchen werden. In meiner Vorstellung hingegen musste die ganze Ausstattung, also Kostüme, Requisiten und so weiter, die Ausstattung der Renaissancezeit sein.“Vorlíček suchte nach Partnern und wurde bei der DDR-Filmgesellschaft Defa fündig, ihr hatte er eine deutsche Übersetzung des Drehbuchs geschickt. Die Defa stellte dafür einige Bedingungen, darunter auch, dass auf Schloss Moritzburg in der damaligen DDR gedreht werden sollte:
„Eine weitere Bedingung war, dass wir die deutschen Atelierarbeiter im November beschäftigen mussten. Das Problem war: Wir würden im November bauen, aber das Drehbuch ist für den Sommer geschrieben. Was werden die Leute, also der ganze Filmstab, in der Zwischenzeit machen? Sie hätten eine sehr lange Pause gehabt, bis in der Natur alles grün geworden wäre. Da hatte ich einen Einfall, und ich sagte: Meine Herren, ich kann das Ganze auch im Winter drehen!“In nur wenigen Tagen wurde das Drehbuch angepasst. Das Aschenbrödel Libuše Šafránková sollte nun nicht mehr über blühende Wiesen, sondern über schneebedeckte Hänge laufen, aus Kutschen wurden Schlitten und an die Stelle strahlender Sommertage setzte sich die bittere Kälte des Winters. Ingrid Möbius beschreibt das Besondere des Drehorts:
„Wir sind hier in Moritzburg ein sehr magischer und romantischer Ort. Das wird man entdecken, wenn man hier herkommt. Das Schloss liegt inmitten eines großen Teiches und umgeben von Wäldern. Dies mutet sehr märchenhaft an.“
Alle drei Ausstellungen laufen noch bis zum 2. März 2014.