Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“: Norwegische Neuauflage läuft in tschechischen Kinos an
In Deutschland ist Weihnachten ohne „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nicht denkbar. Auch in Tschechien liebt man das Märchen, zumal in diesem Jahr an den Tod von Hauptdarstellerin Libuše Šafránková erinnert wird. Ein Remake aus Norwegen, das am Donnerstag in den tschechischen Kinos anläuft, hat hierzulande für einige Aufregung gesorgt.
„Drei Wünsche für Aschenbrödel“, so heißt die norwegische Produktion, die nach Vorlage des tschechischen Filmklassikers von 1973 entstanden ist. Für Regisseurin Cecilie Mosli gehört das Original, so heißt es, zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen. Wohl darum hat sie sich eng an dessen Drehbuch gehalten. Einige Unterschiede gäbe es aber dennoch, bemerkte Filmkritiker Pavel Sladký in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Regisseurin Cecilie Mosli, die bisher vor allem TV-Serien gedreht hat, wollte ‚Aschenbrödel‘ vor allem modernisieren und für das heutige Publikum effektiver gestalten. Im Film gibt es eine Reihe von Drohnenaufnahmen, die die norwegisch-lappländische Landschaft toll in Szene setzen. Die Hauptfigur ist zudem um einiges couragierter. Und auch bei Kostümen und Ausstattung wurde zugelegt – der Schlitten etwa fährt nun nicht mehr in einen Bach, sondern fällt gleich in eine Schlucht hinab.“
Dem geübten Zuschauer wird außerdem auffallen, dass Aschenbrödel anstelle von Haselnüssen drei Eicheln geschenkt bekommt. Dies sei aber eher eine Nebensächlichkeit, meint Filmkritikerin Alice Aronová, und weist auf weitere Anpassungen an ein moderner gewordenes Publikum hin:
„Es gibt sozusagen einige ökologische Aspekte. So werden etwa die Tiere bei der Jagd nicht getötet. Aschenbrödel hält ihrem zukünftigen Ehemann vielmehr einen hübschen Vortrag darüber, dass auf Tiere nicht willkürlich geschossen wird. Überhaupt braucht die Heldin keine schönen Kleider, um den Prinzen für sich zu gewinnen.“
Die ČSSR-DDR-Koproduktion „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist in Norwegen ein ähnlich beliebter Weihnachtsklassiker wie etwa in Deutschland oder Österreich. Darum sei es für Regisseurin Mosli durchaus eine Herausforderung gewesen, eine Neuauflage zu drehen, sagt Aronová. Noch vor seinem Tod 2019 ist sogar dem ursprünglichen Regisseur Václav Vorlíček angeboten worden, diese Aufgabe für den neuen Film zu übernehmen. Er lehnte ab, gab dem Remake aber seinen Segen.
Der Film sorgte noch vor seiner Premiere in Tschechien für eine Kontroverse in den Feuilletons der hiesigen Medien. Die Schlussszene zeigt nämlich den Kuss zweier Männer. Diese ist nun aber dem Vernehmen nach nur in Norwegen zu sehen. Für den Rest der Welt wurde die kurze Einstellung herausgeschnitten. Pavel Sladký hält dies – in Übereinstimmung mit seiner Kollegin Aronová – für übertrieben:
„Der Kuss ist nur eine halbe Sekunde lang und völlig ohne Bedeutung für die Handlung. Dies ist eine künstlich hervorgerufene Kontroverse, die aber wohl dazu geführt hat, dass in der ganzen Welt nur eine gekürzte Version gezeigt wird. Über der ganzen Causa bleibt nun ein Schatten hängen, dass es sich lediglich um einen Marketingtrick gehandelt haben könnte. Es bleibt die Frage, ob es eine zweite, längere Version überhaupt gibt.“
Nun ist man natürlich gespannt, wie „Drei Wünsche für Aschenbrödel“ vom tschechischen Publikum aufgenommen wird. Alice Aronová hofft, dass auch die ältere Generation neugierig genug ist, um dem Film eine Chance zu geben. Beim jüngeren Publikum macht sie sich keine Sorgen:
„Den jungen Zuschauern wird es gefallen, dass Aschenbrödel Flitter anstelle von Erbsen aufsammelt. In ihrem Zuhause trifft außerdem ein Stylist ein, was bei den Pressevorführungen für einiges Aufsehen sorgte. Aber unseren Kindern ist die Arbeit eines Stylisten vertraut. Sie wissen, dass er die Stiefmutter und die Stiefschwester für den Ball herrichten soll. In der norwegischen Version fehlt es aber an Humor. Sie ist weniger verspielt. Allein das zentrale Paar setzt sich zusammen aus einer klassischen blauäugigen Blondine und einem eher tollpatschigen Prinzen. Aber auch zwischen ihnen ist eine gewisse Chemie und echte Liebe zu spüren.“
Hauptsächlich punktet das Remake also auf der visuellen Seite mit den Aufnahmen von einem echten skandinavischen Winter. Und wer weiß, vielleicht sorgt das in Szene gesetzte Polarlicht noch dafür, dass aus „Drei Wünsche für Aschenbrödel“ ein ähnlich populärer Weihnachtsfilm wird wie aus dem Klassiker mit Libuše Šafránková.