Zankapfel Hotel Praha: Investor PPF will es abreißen, Bürgerinitiative fordert Denkmalschutz
In der Hauptstadt Prag steht derzeit ein einstiges Vorzeigehotel im Brennpunkt. Es wird darüber diskutiert, ob das Hotel Praha ein wirtschaftlich nicht mehr tragbares Überbleibsel aus der kommunistischen Zeit oder doch eines der wenigen gelungenen Beispiele moderner Architektur der 1980er Jahre ist. Jetzt will es der neue Eigner abreißen lassen, eine Bürgerinitiative aber stemmt sich vehement dagegen.
„PPF plant das Gebäude des ehemaligen Hotels Praha abzureißen und das Grundstück in seinen Urzustand zurückzuführen, also in eine Parkanlage. Diese Anlage wird dann Teil der Schule ‚Open Gate’ und soll den Schülern für ihre Freizeitgestaltung zur Verfügung stehen“, sagte PPF-Sprecher Radek Stavěl vor Journalisten.
Unweit von Prag hat der Eigentümer der PPF-Gruppe, Petr Kellner, seit 2005 zwei Privatschulen – ein Gymnasium und eine Grundschule – errichten lassen, nun soll das Problem des begrenzten Platzangebots gelöst werden. Dazu soll das Hotel schon im nächsten Winter abgerissen werden.
Gegen den Abriss aber protestieren Bürger, die sich zur Initiative „Vekslák bourá Prahu“ zusammengeschlossen haben. Unlängst hat sie beim Kulturministerium den Antrag gestellt, das Gebäude zum Denkmal zu erklären. Zu dieser Initiative gehört auch der Architekturhistoriker Ladislav Zikmund-Lender:„Als Initiator des Antrags muss ich sagen, dass ein Abriss des Gebäudes keine gute Lösung ist. Wir sind nämlich der Meinung, dass das Hotel Praha einen bestimmten kulturellen Wert besitzt, den der Staat schützen sollte.“
Der Bau des Architektenquartetts Paroubek-Navrátil-Černý-Sedláček sei schließlich kein gewöhnliches Gebäude, unterstreicht Bildhauer Pavel Karous:„Die Architektur des Hotels Praha gehört zu den einzigartigen Bauten, die in den 70er und 80er Jahren hierzulande entstanden sind. Es ist ein Gebäude, das man mit anderen Bauwerken vergleichen kann, wie zum Beispiel dem Fernsehturm auf dem Jeschken bei Liberec oder der Neuen Szene des Prager Nationaltheaters von Karel Prager.“
Das große Hotel mit 136 Zimmern war Anfang der 1980er Jahre gebaut worden, um ausländische Staats- und Regierungsbesuche zu beherbergen. Karous preist die kühne Bauweise der damaligen Architekten und sieht in ihrem Hotel einen typischen Vertreter der so genannten organischen Architektur. Ladislav Zikmund-Lender wiederum hebt das Interieur hervor:
„Zur Innenausstattung hat eine ganze Reihe von Künstlern, Architekten, Designern und Projektanten beigetragen. Und gerade die Zusammenarbeit dieser Berufsgruppen hat dafür gesorgt, dass ein sehr wertvolles Interieur zustande kam.“Von diesem Interieur ist allerdings nicht mehr viel zu sehen. Medienberichten zufolge soll der vorherige Eigner des Hotels viele der Möbel und Einrichtungsgegenstände sukzessive ausgeräumt und verscherbelt haben. Angeblich auch, weil sich der Betrieb des Hotels als unrentabel erwiesen habe. Möglicherweise war auch das ein Grund, weshalb die inzwischen zurückgetretene Kulturministerin Alena Hanáková den Antrag der Bürgerinitiative auf kulturellen Schutz des Gebäudes abgelehnt hat. Ob sie nun bei ihrem Nachfolger Jiří Balvín mehr Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.