Schatz unter der Treppenstufe – Persönliche Gegenstände von Heydrich-Attentäter gefunden

Foto: ČTK

Jan Kubiš war einer jener zwei Soldaten, die am 27. Mai 1942 ein Attentat auf Reinhard Heydrich verübten. Der stellvertretende Reichsprotektor und Führer des Reichssicherheitshauptamtes wurde dabei schwer verletzt und erlag einige Tage später seinen Verletzungen. Kubiš und weitere Mitglieder der Gruppe „Anthropoid“ wurden später in einer Prager Kirche gestellt und begangen Selbstmord. Nun wurden bei Renovierungsarbeiten im Geburtshaus von Kubiš bisher unbekannte Dokumente gefunden.

Persönliche Sachen von Jan Kubiš  (Foto: ČTK)
Die kleine Gemeinde Dolní Vilémovice / Unter Willimowitz liegt in Mähren, zwischen Třebíč / Trebitsch und Brno / Brünn. Hier steht das Geburtshaus des Heydrich-Attentäters Jan Kubiš. Vor drei Jahren gelangte das zerfallene Gebäude der Familie dann in den Besitz der Gemeinde, die sich entschied, das Haus in ein Museum umzuwandeln. Nach der Sammlung von Spenden begann vor zwei Jahren die Rekonstruktion. Dabei stießen die Arbeiter zufällig auf einen historischen Schatz, wie die Bürgermeisterin der Gemeinde, Jitka Boučková, am Freitag berichtete:

„Die Rekonstruktion war bereits zu 80 Prozent fertig und wir waren verzweifelt und enttäuscht. Alle hatten gehofft, Dinge der Familie Kubiš zu entdecken, aber lange Zeit fand sich nichts. Erst als die Arbeiten an der Treppe zum Dachboden begannen, wurden wir fündig. Eigentlich sollte die Treppe in ihrem ursprünglichen Zustand bleiben, aber eine Stufe, direkt auf der Erde, war faul. Und genau dort, unter der Trittstufe, waren die Sachen versteckt.“

Foto: ČTK
Zu den Fundstücken gehören persönliche und offizielle Gegenstände und Dokumente von Jan Kubiš. Zum Beispiel fanden sich unter der Treppenstufe sein Schulabgangszeugnis und seine Meldebescheinigung, aber auch persönliche Briefe und Postkarten sowie Reste seiner Armeeuniform.

Kubiš wurde 1913 geboren, er stammte aus einfachen Verhältnissen. Nach seinem Schulbesuch arbeitete er zunächst als Knecht und als Heizer der örtlichen Ziegelei. 1935 trat er seinen Wehrdienst an, er brachte es bis zum Unteroffizier. Nach der deutschen Besatzung flüchtete Kubiš nach Polen und schloss sich den tschechoslowakischen Exilstreitkräften an. Als in den 1940er Jahren in London die Aktion „Anthropoid“, also der Anschlag auf Reinhard Heydrich geplant wurde, meldete sich Kubiš sofort freiwillig. Michal Burian ist Historiker am Prager Institut für Militärgeschichte. Er erklärt, warum die gefundenen Dinge wichtig sind:

Michal Burian  (Foto: Martina Bílá)
„Die Dokumente erzählen von Jan Kubišs Leben vor dem Krieg. Solche persönlichen Gegenstände bilden den Kern der Sammlungen jedes historischen Museums, weil sie sich auf das lebendige Schicksal der wichtigsten Personen unserer Geschichte beziehen. Gerade diese Gegenstände sind die einzigen, die wir von Jan Kubiš aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg haben.“

Nach dem Anschlag auf Heydrich verhaftete die Gestapo über 300 Menschen aus Kubiš´ Umgebung, seine nächsten Angehörigen kamen alle im Konzentrationslager Maudhausen um. Lediglich sein jüngster Bruder František überlebte.

Die Ausstellung im Geburtshaus von Jan Kubiš gestaltet das Militärhistorische Institut, und die frisch entdeckten Gegenstände werden ebenfalls zu sehen sein.

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