Gedenktafel am Prager Geburtshaus von Hans Kelsen enthüllt
Er gilt als der Jurist des 20. Jahrhunderts und als Vater der österreichischen Verfassung: Hans Kelsen. Geboren wurde Kelsen 1881 in Prag. Am vergangenen Freitag, seinem vierzigsten Todestag, wurde an der Stelle seines ehemaligen Geburtshauses eine Gedenktafel enthüllt.
Die Initiative für die Gedenktafel kam vom österreichischen Juristen und ehemaligen Bundesratspräsidenten Herbert Schambeck, der auf Kelsens epochenübergreifende Bedeutung hinweist:
„Kelsen war am Ende des Ersten Weltkriegs Berater von Kaiser Karl, am Beginn der Republik Österreich Berater von Karl Renner, und nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er einen Kommentar für die Charta der Vereinten Nationen.“
Nicht Staatsvolk oder Staatsgebiet sind die zentralen Begriffe in Kelsens staatstheoretischen Überlegungen. Das, was einen Staat ausmacht, ist für Kelsen vielmehr ein gemeinsames System von Rechtsnormen. Das österreichische Bundes-Verfassungsgesetz, das er maßgeblich mitgestaltet hatte, trat am 1. Oktober 1920 in Kraft. Danach war Kelsen Verfassungsrichter in Wien, später unter anderem Professor für Völkerrecht in Köln, Genf und Prag. Während des Zweiten Weltkriegs emigrierte er in die USA. 1973 starb er in Berkeley, wo er noch bis in die fünfziger Jahre Politikwissenschaft gelehrt hatte.Für Herbert Schambeck, der Kelsen persönlich kannte, war er nicht nur ein hervorragender Rechtsgelehrter, sondern auch eine große Persönlichkeit:
„Das Wort Person kommt vom lateinischen ‚personare’, also durchtönen. Es tönt ein höherer Anspruch in die Wirklichkeit. In dieser Wirklichkeit lebt Kelsen durch seine Rechtstheorie weiter und verpflichtet uns auch in der neuen Ordnung Europas. Ich freue mich, dass ich das auf tschechischem Boden betonen darf, an dem Ort, an dem Kelsen geboren wurde. Hier wird Geschichte zur Gegenwart, und die Gegenwart verpflichtet uns für die Zukunft – damit wir in einem Mit- und Füreinander nicht mehr die Fehler von gestern und vorgestern wiederholen.“