Explosion in Texas: Tschechien nimmt Anteil am Schicksal der „krajani“
In der Nacht auf Donnerstag explodierte in der Kleinstadt West im Bundesstaat Texas eine Düngemittelfabrik. Die Druckwelle zerstörte die Siedlung fast vollständig, die Zahl der Opfer ist bislang noch nicht endgültig klar. In der Tschechischen Republik wurde das Unglück besonders wahrgenommen – schließlich gilt der Ort als das Zentrum der tschechischen Emigration in Texas.
In Tschechien werden Menschen, die irgendwann einmal ausgewandert sind oder im Ausland leben, generell als „krajani“ bezeichnet. Die wörtliche Übersetzung ins Deutsche wäre „Landsleute“. Allerdings spielt es für den Begriff der „krajani“ keine Rolle, ob jemand die tschechische Staatsbürgerschaft hat oder nicht.
Nach Texas sind diese Menschen teilweise am Ende des 19. Jahrhunderts ausgewandert, viele auch noch während der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Der Ethnologe Ivan Dubovický hat über die Tschechen geforscht, die nach Amerika gegangen sind:„Der Ausbau der Eisenbahn in den Vereinigten Staaten bot neuen Siedlern für sehr wenig Geld unglaublich große Grundstücke. Eine durchschnittliche Farm hatte in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts eine Größe von 65 Hektar. Das war sowohl für reiche als auch für normale tschechische Bauern ein riesiges Stück Land.“
Der Ethnologe beschreibt, wie die „krajani“ in Amerika heutzutage ihre Wurzeln pflegen:„Das sind Menschen der dritten und vierten Generation, die sich aber weiterhin zu ihren tschechischen Wurzeln bekennen. Sie sind aber eher eine so genannte ‚Sonntagsethnie’. Ihr Bekenntnis hat die Form von Festivalbesuchen, und sie tanzen tschechische Polka. Meistens kennen sie auch noch ein paar Sätze, zum Beispiel: Ich mag tschechisches Bier.“
Diese Tschechen bilden nun oft Grundlage für geschäftliche Beziehungen nach Tschechien oder die junge Generation kommt zum Studium nach Tschechien. Der Ethnologe, beschreibt die „krajani“ als eine Art „Reserve der Nation“. Allerdings ist die Wahrnehmung der krajani in Tschechien durchaus gespalten. Zwar wecken sie immer großes Interesse, gleichzeitig wurde aber Karel Schwarzenberg, der tatsächlich immer tschechischer Staatsbürger gewesen ist, im Wahlkampf um die Burg vorgeworfen, kein „richtiger“ Tscheche zu sein.