Sänger und Songwriter Ivan Hlas – der Wolfgang Niedeckens Prags

Ivan Hlas

Seit 44 Jahren spielt Ivan Hlas in Bands oder steht allein auf der Bühne. Der Sänger, Songwriter und Gitarrist ist aus der Musikszene im Prager Stadtteil Hanspaulka hervorgegangen, die in den 80er Jahren entstanden war.

Ausgebildet als Buchhändler, hatte Ivan Hlas schon seit Schulzeiten Musik gemacht - Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Erste Einflüsse für ihn wurden der Blues und vor allem die Musik und die Person Bob Dylans. Den Amerikaner bezeichnet Hlas bis heute als sein größtes Vorbild. Auch der Prager sieht sich als Singer und Songwriter, selbst wenn er Blues, Rock oder Reggae spielt.

Zu kommunistischen Zeiten konnte Ivan Hlas noch nicht von seiner Musik leben. Sieben Jahre lang war er Musikhändler und verkaufte dabei auch seine erste eigene Platte von 1986. Dies sei ein komisches Gefühl gewesen, hat er vor einigen Jahren in einem Interview zugegeben. Aber die Platte wurde ein Erfolg und verkaufte sich 30.000 Mal – was für tschechoslowakische, aber auch heutige tschechische Verhältnisse viel ist. Doch der finanzielle Durchbruch als Musiker kam für Hlas erst nach der politischen Wende. 1993 schrieb er die Musik zum Tanzfilm Šakalí léta. Der Streifen über den Rock´n´Roll im Prag der späten 50er Jahre wurde gleich mit vier Löwen ausgezeichnet, dem wichtigsten tschechischen Filmpreis: als bester Film, für die beste Regie, die beste männliche Hauptrolle und die beste Musik.

Ein wiederkehrendes Thema in den Songtexten von Ivan Hlas ist seine Heimatstadt und das Leben dort. Zudem greift er soziale Themen auf, verneigt sich vor der Musik der Roma und singt über sein Beziehungsleben – ein Prager Wolfgang Niedecken, könnte man vielleicht sagen. Beiden ist ja auch die Verehrung für Dylan gemeinsam.

Seit rund fünf Jahren spielt Ivan Hlas nur noch in kleiner Besetzung: vor allem zusammen mit dem Cellisten Jaroslav Nejezchleba und dem Gitarristen Norbi Kovács. Im Akustik-Trio klängen seine Songs am gelungensten, sagt Hlas, er sei ja eigentlich auch kein richtiger Rocksänger.

Autor: Till Janzer
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