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Präsident Klaus: Tiefere Integration der EU ist Ursache der EU-Probleme, aber keine Lösung
Die stärkere Integration der Mitgliedsstaaten in die Europäische Union sei nicht der Ausweg aus der langen Krise, sondern vielmehr die Ursache für die heutigen Probleme der Union. Diesen Standpunkt vertritt der tschechische Präsident Václav Klaus, der am Samstag zum Treffen der Präsidenten der vier Visegrad-Länder Polen, Ungarn, Tschechien und Slowakei in der gleichnamigen ungarischen Stadt weilte. Klaus reagierte damit auf eine Aussage von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der sich für eine tiefere Integration der EU-Staaten als Mittel zur Überwindung der langen Krise aussprach.
Mit seiner Meinung stand Klaus beim Präsidententreffen in Visegrad allerdings allein da. Polens Staatsoberhaupt Branislaw Komorowski erklärte, dass Polen vehement für eine tiefere europäische Integration eintrete und dass auch die EU-Erweiterung fortgesetzt werden müsse. Die Krise sei nicht durch den Beitritt neuer Länder, sondern in älteren EU-Staaten entstanden, die zur Eurozone gehören, betonte Komorowski. Ähnliche Auffassungen vertraten auch die Präsidenten Ungarns und der Slowakei, Pál Schmitt und Ivan Gašparovič.
Ex-Premier Paroubek verhandelt mit ČSNS über Gründung einer neuen Linken
Der ehemalige tschechische Premierminister und Sozialdemokratenchef Jiří Paroubek ist dabei, eine neue Linkspartei zu gründen. In Prag hat er dazu am Samstag Verhandlungen mit der Tschechischen Partei der Nationalen Sozialisten (ČSNS 2005) aufgenommen, an deren Ende die Gründung der neuen Partei „Nationale Sozialisten – die Linken des 21. Jahrhunderts“ stehen soll. Das Parteiprogramm der neuen Linken will Paroubek am 26. November vorstellen, wenn seine Gruppierung, bestehend aus mehreren sozialdemokratischen Abgängern, mit der ČSNS fusionieren soll, sagte Paroubek am Samstag vor Journalisten.
Der Zentralrat der Partei der Nationalen Sozialisten hat am Samstag der Parteiführung die volle Unterstützung für die Verhandlungen mit Paroubek ausgesprochen. Der Beschluss sei mit 24 von 27 Stimmen gefällt worden, sagte Vizechef Přemysl Votava vor Journalisten. Als eindeutiger Gegner der Verhandlungen mit Paroubek ist der bisherige Parteivorsitzende Karel Janko dabei aus der Partei ausgeschlossen worden. Als Begründung wurde angegeben, dass Janko gegen die Statuten der Partei verstoßen habe. Zum Interimschef wurde der bisherige Vizevorsitzende Stanislav Palša ernannt.
Ministerpräsident war Paroubek von April 2005 bis 2006. Als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten aber war er bei den Parlamentswahlen im Mai 2010 erfolglos geblieben – seine Partei verbuchte zwar die meisten Stimmen, fand jedoch keinen Koalitionspartner. Noch am Wahlabend trat Paroubek als Parteivorsitzender zurück. Gemeinsam mit ihm hat auch der Abgeordnete und ehemalige Eishockeyprofi Jiří Šlégr die ČSSD verlassen.
Bei Anti-Roma-Protest in Ústí demonstrierten 400 Leute gegen „Unanpassungsfähige“
In der nordböhmischen Kreisstadt Ústí nad Labem / Aussig hat am Samstag eine weitere Protestaktion rechtsextremistischer Gruppierungen gegen die Mitbürger der Roma-Minderheit stattgefunden. Unter dem Motto „Gegen das Schmarotzertum der Unanpassungsfähigen“ versammelten sich zu Beginn der Aktion bis zu 400 Menschen zu einer Kundgebung auf dem zentralen Friedensplatz der Stadt. Zu den Demonstranten sprachen unter anderem Vertreter der rechtsextremistischen Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit (DSSS) und Organisatoren ähnlicher Kundgebungen aus der Grenzstadt Varnsdorf / Warnsdorf. Die Veranstaltung endete mit einem Protestmarsch durch die Innenstadt, bei dem es nur einmal zu verbalen Attacken mit einigen Dutzenden Autonomen gekommen ist. Die Polizei hat beide Gruppen voneinander ferngehalten, musste ansonsten aber nicht eingreifen. Die gesamte Protestaktion wurde von einem Großaufgebot an Polizeikräften überwacht. Neben 400 Polizisten und 100 Wachmännern der Stadt Aussig waren auch berittene Polizei, Hunde und ein Helikopter im Einsatz.
Hochschulreform legt Priorität auf Qualität, Effektivität und Einführung von Schulgeld
Die Finanzierung der Hochschulen in Tschechien soll in Zukunft abhängig gemacht werden von ihrer Qualität, der Zusammenlegung von kleineren Schulen und der Einführung eines Schulgeldes. Das geht aus dem Entwurf der Hochschulreform hervor, den Schulminister Josef Dobeš am Freitag in Prag vorstellte. Er und seine Mitarbeiter im Ministerium gingen davon aus, dass die finale Fassung des neuen Hochschulgesetzes bis zum Juni 2012 feststehen werde, so Dobeš. Größter Knackpunkt bei der Durchsetzung des jetzigen Entwurfs dürfte das Schulgeld sein. Die Akademiker sprechen sich nämlich gegen die Einführung von Hochschulgebühren aus, weil sie damit eine Verschuldung der Studenten befürchten.
Kreisstadt Pilsen gibt bis 2015 Rekordsumme für Kulturveranstaltungen aus
Die westböhmische Kreisstadt Plzeň / Pilsen wird in den nächsten vier Jahren eine neue Rekordsumme für kulturelle Veranstaltungen ausgeben. Die 163 Millionen Kronen (ca. 6,6 Millionen Euro) sind mehr als das Dreifache von dem, was die Stadtväter in den zurückliegenden vier Jahren für die Kultur bewilligt haben. Der Grund für die extreme Aufstockung ist die Ernennung Pilsens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2015, die im Mai in Brüssel bekanntgegeben wurde. Daraus ergebe sich die Verpflichtung zur Durchführung konkreter Veranstaltungen, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Eva Herinková am Samstag der Presseagentur ČTK. Unter den Interessenten für die Ausrichtung dieser Veranstaltungen habe man 25 Antragsteller ausgewählt, die jetzt finanzielle Mittel aus einem entsprechenden Subventionsprogramm schöpfen können, ergänzte Heringová.
Zwei mutmaßliche Erpresser von Ikea in Polen gefasst
Die Polizei hat in Polen zwei mutmaßliche Erpresser des Möbelhauses Ikea festgenommen. Die beiden Verdächtigen seien 39 Jahre alt und stammten aus Polen, sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Sie sollen von Mai bis September Sprengkörper in Filialen der schwedischen Kette in Deutschland, Belgien, Frankreich, Holland und Tschechien gezündet haben, um eine Millionensumme zu erpressen. Derzeit gebe es keine Hinweise auf weitere Mittäter, hieß es.
Bei der Explosion in einem Dresdener Ikea-Möbelhaus waren zwei Menschen leicht verletzt worden. Nach dem letzten Attentat in Prag sollen die Täter sechs Millionen Euro Lösegeld verlangt haben. An den Ermittlungen hätten auch mehrere Polizisten aus den betroffenen Ländern einschließlich Tschechien mitgearbeitet, wurde gemeldet. Anfangs wurde in jedem der betroffenen Länder einzeln ermittelt, bis es Hinweise gab, dass die Anschläge aus Polen organisiert und gesteuert wurden.
Fußball: Tschechien unterliegt Spanien und muss um Relegation zittern
Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft unterlag in ihrem letzten Heimspiel der EM-Qualifikation am Freitagabend in Prag dem amtierenden Welt- und Europameister Spanien mit 0:2. In einer einseitigen Partie hatten die Gastgeber nie den Hauch einer Chance und waren mit dem Ergebnis noch gut bedient. Das Resultat stand schon nach gut 20 Minuten fest, nachdem Mata (6.) und Xabi Alonso (23.) für die Gäste getroffen hatten. In der Qualifikationsgruppe I sind die Tschechen jetzt auf die Schützenhilfe der Spanier angewiesen. Die Iberer dürfen in ihrer letzten Begegnung zu Hause gegen Schottland nicht verlieren, während die Schützlinge von Trainer Michal Bílek bei ihrem Gastspiel am Dienstag in Litauen unbedingt punkten müssen. Bei Punktgleichheit mit den Schotten kämen die Tschechen als Gruppen-Zweiter in die Relegation, da sie in den direkten Duellen mit den „Bravehearts“ erfolgreicher (1:0, 2:2) waren.
Tennis: Tscheche Berdych zieht ins Finale von Peking ein
Beim internationalen Tennisturnier in Peking ist der tschechische Profi Tomáš Berdych nicht zu stoppen. Im Halbfinale am Samstag bezwang er den an Nummer eins gesetzten Franzosen Jo-Wilfried Tsonga nach drei Sätzen mit 6:4, 4:6 und 6:1. Im Finale trifft Berdych nun am Sonntag auf den Kroaten Marin Cilic. Berdych, zurzeit Zehnter der Weltrangliste, kämpft noch um wichtige Punkte zur Qualifikation zum ATP-Master-Turnier im November in London. Bei diesem Turnier treten die acht weltbesten Tennisspieler des Jahres gegeneinander an.
Floorball: Střešovice unterliegt im Meistercup-Finale dem SSV Helsinki
Das Meistercup-Turnier der weltbesten Clubmannschaften im Floorball (deutsch: Unihockey) in Mladá Boleslav wurde am Samstag mit den Finalspielen der Männer und Frauen abgeschlossen. Im Herren-Endspiel verpasste dabei Meister Tatran Střešovice die Chance auf den erstmaligen Pokalgewinn eines tschechischen Teams. Die Prager unterlagen dem finnischen Verein SSV Helsinki mit 3:4. Bei den Damen gewann der schwedische Club Djurgaarden IBK das Finale mit 9:5 gegen den finnischen SC Classic. Zur besten Torfrau des Turniers wurde die für Classic spielende Tschechin Daniela Kreisingerová gewählt.
Erster Schnee im Riesengebirge – im Erzgebirge taute die weiße Pracht
Nach dem großen Wetterumbruch am Freitag mit Temperaturstürzen von mehr als 15 Grad Celsius hat am Samstagmorgen der erste Schnee die Kammlagen des Riesengebirges überzuckert. Eine zwei Zentimeter dünne Schneeschicht wurde an der Wiesenbaude (Luční bouda) und am Hotel Elbe Schuppen (Labská bouda) gemessen, sagte ein Meteorologe am Samstag der Presseagentur ČTK. An beiden Messpunkten habe man am Samstagvormittag zudem Minusgrade registriert, ergänzte der Meteorologe.
Bereits am Freitagvormittag hatte die Kaltfront den Westen der Tschechischen Republik erreicht. In den oberen Lagen des Erzgebirges um Boží Dar / Gottesgab und den Keilberg (Klínovec) sind dabei zum Mittag 20 Minuten lang Schnee und Schneeregen gefallen. Aufgrund der leichten Plusgrade aber ist der Schnee dort schnell getaut. Für das Wochenende werden aber in allen tschechischen Gebirgen weiterer Schneefall beziehungsweise Schneeregen erwartet.
Das Wetter am Sonntag: wechselhaft bewölkt, Schauer, bis 13 Grad
Am Sonntag ist es in Tschechien wechselhaft bewölkt, zu Tagesbeginn örtlich Schauer, im Bergland ist mit Schneeregen oder Schneefällen zu rechnen. Die Tageshöchstwerte liegen bei 9 bis 13 Grad Celsius, in Lagen über 1000 Meter erreichen sie maximal 5 Grad Celsius.