50 Jahre AI: Václav Havel unterstützt neue Amnesty-International-Kampagne
Zwei Studenten, die im Portugal des Jahres 1961 auf die Freiheit anstoßen und daraufhin zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt werden – das war der Anlass für den englischen Rechtsanwalt Peter Benenson, die nichtstaatliche und gemeinnützige Organisation Amnesty International (AI) zu gründen. In den 50 Jahren seit ihrem Bestehen hat es Amnesty International geschafft, in 50 Staaten die Abschaffung der Todesstrafe zu forcieren und für rund 44.000 zu Unrecht Gefangene die Freiheit zu erwirken. Auch in der kommunistischen Tschechoslowakei.
„Ich weiß, wenn es nicht diese Solidarität gegeben hätte, dann hätte ich weitaus länger im Gefängnis gesessen“, erklärte der Schriftsteller am Dienstag bei der Eröffnung der neuen AI-Kampagne.
Dem tschechoslowakischen Regime war Amnesty International ein Dorn im Auge. Die Organisation machte auf Fälle aufmerksam, über die die kommunistischen Machthaber lieber den Mantel des Schweigens geworfen hätten:„Amnesty International ist vor 20 Jahren entstanden und soll angeblich unschuldig Verfolgte verteidigen. Erstaunlicherweise interessiert die Organisation nicht, was im Westen vor sich geht“, so reagierten die offiziellen TV-Nachrichten im September 1980 auf die Aktivitäten von Amnesty International. Oldřich Tůma von Institut für Zeitgeschichte der Akademie der Wissenschaften:
„Sie haben das so gemacht, dass sie für manche politischen Gefangenen eine Art Patronat übernommen haben. Sie haben den tschechoslowakischen Behörden Briefe geschrieben, in denen sie Gerechtigkeit oder auch Gnade gefordert haben.“Mit der neusten Kampagne „3 Minuten genügen“ (www.3minutystaci.cz) unterstützt Amnesty International öffentlichkeitswirksam durch Petitionen drei Menschen: den inhaftierten syrischen Menschenrechtsanwalt Muhannad al-Hassani, den ebenfalls in Haft sitzenden chinesischen Journalisten Shi-Tao und die Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani, die wegen angeblichen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt wurde.
„Für unser Büro war es schrecklich schwer, sich drei Menschen auszusuchen. Denn von ihnen gibt es Tausende auf der Welt“, erklärte die Leiterin von AI in Tschechien, Dáša van der Horst. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus haben sich die Aufgaben der Hilfsorganisation verändert, meint sie:„In den letzten Jahren konzentrieren wir uns hauptsächlich darauf, dass Roma-Kinder Zugang zur Bildung haben, damit sie nicht zu Unrecht in den früheren Sonderschulen enden.“
Viel zu tun gibt es also immer noch - auch in Tschechien.