Hoch zu Kamel für die Caritas: Die Dreikönigssammlung beginnt
Anfang Januar trifft man sie auch auf den Straßen in allen tschechischen Städten: Kinder, die als die heiligen drei Könige gekleidet sind. Mit einer Büchse mit dem Caritas-Logo in der Hand sprechen sie Passanten an und bitten um eine Spende für karitative Projekte. Die Sternsingeraktion, die in Tschechien „Dreikönigssammlung“ heißt, ist kurz nach ihrer Entstehung im Jahre 2000 zur größten Freiwilligeninitiative in Tschechien geworden.
„Die Aufgabe der Dreikönigs-Spendensammlung ist es, die frohe Botschaft über die Geburt Christi in möglichst viele Haushalte in der Tschechischen Republik zu bringen. Unser weiteres Ziel ist es, die Menschen zur Solidarität zu erziehen.“
Sagt der Direktor der tschechischen Caritas, Oldřich Haičman. Allein in der Brünner Diözese sind rund 10.000 Freiwillige als Spendensammler unterwegs. Viele singen dabei das populäre Weihnachtslied über die drei Könige, die aus der Ferne gekommen sind, um Glück und Gesundheit zu wünschen.
In allen Regionen Tschechiens ist die Spendensammlung mittlerweile aus der Zeit ab Weihnachten nicht mehr wegzudenken. Dies bestätigt auch Lukáš Curylo, der den Caritasverband in der Diözese Ostrava - Opava leitet.
„Die Sammlung, die noch während der Weihnachtszeit durchgeführt wird, hat auch eine soziale Dimension. Denn die Freiwilligen treffen auf Menschen, die bereit sind, zur Sammlung beizutragen. Sie können mit ihnen auch einige Worte wechseln.“65 Prozent der in der Diözese gesammelten finanziellen Mittel werden alljährlich für Caritas-Initiativen direkt vor Ort genutzt. In Ostrava / Ostrau und Opava / Troppau seien voriges Jahr mit dem Geld unter anderem ein Heim für Obdachlose sowie einige Notunterkünfte finanziert worden, erzählt Curylo. Um auch die kleinen Spendensammler zur Teilnahme zu motivieren, habe man in diesem Jahr in der Diözese einen Wettbewerb um das einfallsreichste Drei-Königskostüm ausgeschrieben, sagt der Caritas-Chef. Unter den rund 1200 Sternsinger sind vor allem Kinder und Studenten. Die wahrscheinlich exotischste Spendensammlerin in Ostrau ist eine Ordensschwester, die aus Sri Lanka stammt.
„Ich bin sehr froh, dass ich mitmachen kann. Denn die Dreikönigs-Sammlung hilft wirklich denjenigen, die es dringend brauchen“, sagt Schwester Prisca.In Prag wurde die Caritas-Spendensammlung am Vorabend der heiligen Drei Könige im Prager Veitsdom vom Prager Erzbischof Dominik Duka feierlich eröffnet. Die vielen Spendensammler versammelten sich zu einem Festumzug auf dem Hradschiner Platz, bei dem die Könige Caspar, Melchior und Balthasar auf Kamelen ritten. Erzbischof Duka hielt ein Gebet für sie:
„Liebe Spendensammlerinnen und -sammler, Damen und Herren, das Gebet soll unsere Königinnen und Könige auf ihrer Pilgerfahrt durch die Stadt begleiten. Wir können ihre Tapferkeit bewundern, dass sie auch in dieser Kälte bereit sind, diesen Dienst auszuüben. Gott begleite diese Sternsinger auf ihrem Weg, auf dem Sie mit konkreten Taten ihren Nächsten helfen wollen.“
In Prag wird die Sternsingeraktion jedes Jahr in einer Art Historienspiel eröffnet. Dabei zieht der festliche Umzug, dem sich nicht nur viele Familien mit Kindern, sondern auch zahlreiche Touristen anschließen, in Richtung Loretto-Platz. Die drei Weisen aus dem Morgenland machten eine kleine Stippvisite bei König Herodes, der ihnen vom Balkon eines Hauses winkte:„Bevor Sie ihre Wanderung fortsetzen, möchte ich Sie fragen, was hat Sie dazu bewegt, ihre Heimatländer zu verlassen? Oder haben Sie sich verirrt?"
Einer der drei Könige antwortete Herodes:
„Nein, König Herodes, wir haben uns nicht verirrt. Ein Stern hat uns drei unweit des Toten Meeres zusammengeführt. Seitdem sind wir zusammen unterwegs, und der Stern zeigt uns, wohin wir gehen sollen. Uns wurde mitgeteilt, dass in deinem Land ein heiliges Kind geboren ist. Das Kind wollen wir finden und ihm Geschenke bringen.“
Die Könige ritten auf den Kamelen mit ihrer Begleitung weiter zur Loretto-Kirche. Einige der kleinen Freiwilligen fingen inzwischen an, Spenden zu sammeln. Unter ihnen auch Ota Šubrt und sein Freund, die beide eine Grundschule in der Resslova-Straße in Prag besuchen."Uns hat unser Lehrer aufgefordert mitzumachen. Wir machen das zum ersten Mal. Einige Leute haben uns schon Münzen in die Kasse geworfen, aber die ausländischen Touristen nicht, die haben nicht verstanden, worum es geht. Aber wir haben erst jetzt vor einer Weile vor der Kirche mit der Spendensammlung angefangen.“
Die drei Weisen aus dem Morgenland auf den Kamelen haben zusammen mit dem ganzen Umzug nun das Ziel erreicht: Betlehem. In diesem Fall ist es die lebendige Weihnachtskrippe vor der Loretto-Kirche. Dort haben sich Hunderte von neugierigen Pilgern versammelt. Die Könige grüßten das Jesuskind, dem sie Gold, Weihrauch und Myrrhe mitgebracht haben.
„Das Gold ist für ihn bestimmt, weil er arm ist. Der Weihrauch soll das Zeichen dessen sein, dass er Sohn Gottes ist. Und die Myrrhe haben wir seiner Mutter überreicht. Sie soll sie für die Wunden aufheben, die ihr Sohn erleiden wird. Im Namen des Jesuskindes möchten wir, die Könige Kaspar, Melchior und Balthasar, allen Anwesenden den Segen bringen.“So wurde die Dreikönigs-Sammlung in Prag feierlich eröffnet. In den Straßen der tschechischen Hauptstadt wird man auf die drei Könige noch bis zum 10. Januar treffen können. Der Prager Erzbischof Dominik Duka:
„Man muss sagen, dass diese Spendensammlung bei uns nach dem deutschen Vorbild ins Leben gerufen wurde. Bei uns wird die Dreikönigssammlung zum elften Mal durchgeführt. Es ist aber nicht so wie beispielsweise in Köln, wo die Kinder Spenden für Kinder sammeln. Unsere Kinder sammeln Geld für verschiedene Caritas-Projekte, die nicht nur hierzulande, sondern auch im Ausland verwirklicht werden. Aus den Spenden, die in der Prager Erzdiözese gesammelt werden, sollen Hilfsprojekte für Kinder in Uganda oder in Indien finanziert werden.“
Im vergangenen Jahr haben die Freiwilligen in ganz Tschechien während der ersten zwei Januarwochen eine Rekordsumme von 67,5 Millionen Kronen (2,7 Millionen Euro) gesammelt. Die Spende kann man aber nicht nur in die Caritas-Büchse werfen, sondern auch vom Handy per SMS schicken.