„Kommando Elektrolyrik“ interpretiert Texte Prager deutschsprachiger Autoren
„Kommando Elektrolyrik“. So nennt sich eine Gruppe junger Musiker aus Deutschland, die die Brücke zwischen literarischen Texten und elektronischer Musik schlagen. Vergangene Woche traten Sie auf Einladung des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren in der tschechischen Hauptstadt auf. Mit einem speziell dem Anlass angepassten Programm. Daniel Kortschak hat nach dem Konzert mit Arne Hirsemann vom „Kommando Elektrolyrik“ gesprochen.
„Also ursprünglich haben wir als Autorengruppe unter dem Namen ‚Kommando Schreibmaschine’ bereits Lesungen organisiert und unsere eigenen Texte dort vorgetragen. Vor ungefähr zweieinhalb Jahren kam dann die Idee auf, etwas Neues zu machen, weil wir für uns gedacht haben, das Vorlesen der Texte auf der Bühne hätte sich irgendwie erschöpft. Deshalb haben wir nach neuen Möglichkeiten gesucht. Dabei haben wir Lukas kennengelernt, der bereits ein elektronisches Musikprojekt hatte und haben zusammen einen Text aufgenommen. Wir haben herausgefunden, dass das ziemlich gut funktioniert und seitdem gibt es das ‚Kommando Elektrolyrik’.“Sie waren jetzt zum ersten Mal hier in Prag im deutschsprachigen Ausland zu Gast. In ihrem Prager Gig haben Sie Texte von tschechischen Autoren in Ihrer musikalisch-elektronischen Form präsentiert. Gleich die Eröffnungsstücke handeln von einem ‚kurzen Prozess’ und einem gewissen ‚Josef K’. Da erkennen wir natürlich sofort Franz Kafka dahinter. Passen Sie die Texte immer den Orten an, an denen Sie auftreten?
„Jetzt in diesem speziellen Fall war es eine Zusammenarbeit mit dem Prager Literaturhaus, das uns angeboten hat, Texte von Autoren, die um die Jahrhundertwende in Prag gelebt und Texte auf Deutsch veröffentlicht haben, zu interpretierten. In diesem Fall haben wir’s deswegen darauf angepasst. Wir haben uns das Leben und das Werk der Autoren angeschaut und uns inspirieren lassen.“
An Franz Kafka kommt man natürlich nicht vorbei, wenn man mit Prag und Literatur in Berührung kommt. Aber Sie haben bei Ihrem Auftritt bei Weitem nicht nur Texte von Franz Kafka interpretiert; wir haben zum Beispiel auch etwas über die Wirtschaftskrise und – durchaus sehr passend zu Prag – über Korruption gehört. Von welchen Texten sind sie da ausgegangen?„Insgesamt sind vier neue Stücke extra für Prag entstanden. Korruption ist keines davon. Da haben wir uns einfach von der Finanz- und Wirtschaftskrise leiten lassen, die es auch in Deutschland gibt.“
Gehen Sie da immer von Texten von Autoren aus oder sind das auch eigene Texte, die Sie da vorstellen?„Das sind im Prinzip alles eigene Texte, bis auf die vier Stücke, die sich explizit mit Prag und den deutschsprachigen Autoren beschäftigen.“
Fotos: www.prager-literaturhaus.com