Tschechiens Tischtennisspieler freuen sich über Bronze im Teamwettbewerb

Dmitrij Prokopcov (Foto: ČTK)

Für jeden ehrgeizigen Profisportler ist es das erklärte Ziel, bei internationalen Meisterschaften zumindest einmal eine Medaille zu gewinnen. Wenn sie dann noch bei einer WM der EM vor eigenem Publikum errungen wird, dann ist die Freude darüber zumeist noch größer. Dieses wunderbare Gefühl können seit Dienstagabend auch die tschechischen Tischtennisspieler auskosten: bei der Europameisterschaft in Ostrava / Ostrau haben sie sich Bronze im Mannschaftswettbewerb der Herren erkämpft.

Renáta Štrbíková  (Foto: ČTK)
24 Jahre lang hat es gedauert, bis Europas Tischtennis-Elite wieder einmal auf tschechischem Boden zusammenkommt. Nach 1976 und 1986, als sich die besten europäischen Pingpong-Künstler jeweils in Prag trafen, ist nun das mährische Ostrau Austragungsort einer Tischtennis-Europameisterschaft. Dementsprechend hoffnungsfroh gingen die Teams der Gastgeber auch in die beiden Mannschaftswettbewerbe, zumal die Damen erst im vorigen Jahr mit einer Bronzemedaille von der EM in Stuttgart zurückgekehrt waren. Im heimischen Ostrau war ihnen das Glück aber diesmal nicht gewogen. Nach der vermeidbaren 2:3-Auftaktniederlage gegen Ungarn gewannen sie ihre Begegnungen mit Weißrussland (3:2) und Schweden (3:0), doch aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses belegten sie in der Gruppe C nur den dritten Platz hinter den punktgleichen Ungarinnen und Weißrussinnen. Die Folge: die tschechischen Damen spielten nur noch um eine gute Platzierung. Nach ihrem abschließenden 3:1-Sieg über die Ukraine wurden sie letztlich Neunte.

Josef Šimončík  (Foto: ČTK)
Das Glück des Tüchtigen hatten dagegen die tschechischen Männer. Sie gewannen zunächst ihr Auftaktmatch gegen Griechenland mit 3:0, mussten nach zwei 1:3-Niederlagen gegen Deutschland und Polen aber noch kräftig zittern. Da Titelverteidiger Deutschland gegen die Griechen jedoch nichts anbrennen ließ, kamen die Spieler von Trainer Tomáš Demek dank des besseren Satzverhältnisses gegenüber Griechenland und Polen als Gruppen-Zweite ins Viertelfinale. In einem wahren Thriller nutzten sie dann ihre Chance auf eine EM-Medaille – gegen Russland bogen sie einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg um. Einer der gefeierten Helden war der 39-jährige Altstar Petr Korbel, der den Einzug ins Halbfinale zuerst kaum fassen konnte:

Petr Korbel und Wladimir Samsonow  (Foto: ČTK)
„Wenn mir einer gesagt hätte, dass wir 24 Jahre auf eine EM im eigenen Land warten müssen und dann noch eine Medaille gewinnen würden, und noch dazu nach einem 0:2-Rückstand, den hätte ich für verrückt erklärt. Dazu fällt mir nichts mehr ein…“

Kurz danach gab sich Korbel schon wieder kämpferisch, denn mit seinen Teamgefährten Dmitrij Prokopcov und Josef Šimončík wollte er jetzt auch noch die letzte Hürde vor dem großen Finale überspringen: Weißrussland. In Wladimir Samsonow, dem Ranglisten-Zweiten in Europa, aber hatte der Kontrahent einen Top-Spieler in seinen Reihen, der einfach nicht zu bezwingen war. Sowohl Korbel als auch Prokopcov bissen sich an Samsonow die Zähne aus. Daher bestand die Siegchance der Tschechen einzig darin, die Spiele gegen die beiden anderen Weißrussen zu gewinnen. Das aber schaffte nur Šimončík mit einem 3:1-Satz-Sieg über Nekwedowitsch. Prokopcov hingegen verlor das Auftakteinzel gegen Schetinin mit 1:3, weshalb er sich anschließend Vorwürfe machte:

Tomáš Demek  (Foto: ČTK)
„Ich bin enttäuscht, denn das Team hat mir zugetraut, dass ich gegen diesen Defensivspieler durchaus gewinnen kann. Allerdings auch nicht gewinnen muss, denn im Sport ist alles möglich. Ich denke aber, dass dieser Punktverlust entscheidend war.“

So sah es zunächst auch Trainer Demek, der auf der anderen Seite aber sehr happy war:

„Ein ausgezeichneter Erfolg. Nach fünf Jahren haben wir bei den Herren wieder eine Medaille gewonnen und noch dazu zu Hause. Das werden wir ganz sicher auch gebührend feiern.“

Autor: Lothar Martin
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