Das älteste SOS-Kinderdorf Tschechiens feiert 40. Geburtstag
Genau vor 40 Jahren, symbolisch am 1. Juni – dem Internationalen Kindertag - wurde das erste SOS-Kinderdorf in der damaligen Tschechoslowakei eröffnet. Damit wollte der kommunistische Staat entsprechend dem internationalen Trend seinen Willen demonstriert, die Fürsorge für verlassene, verwaiste oder problematische Kinder zu modernisieren. Von Humanisierung war damals allerdings nicht die Rede, obwohl sie sicher nötig gewesen wäre. Mehr über die Geschichte und Gegenwart der tschechischen SOS-Kinderdörfer im folgenden Beitrag:
Die Geschichte der SOS-Kinderdörfer hierzulande beginnt 1968. Damals gründeten führende Ärzte und Experten den Verein „Freunde der SOS-Kinderdörfer“. Noch im selben Jahr eröffneten sie ein öffentliches Spendenkonto, dank dem schon ein Jahr später mit dem Bau des ersten Kinderdorfes in Doubí bei Karlsbad begonnen werden konnte. Seine Tore öffnete es am 1. Juni 1970. Es war die 25. Einrichtung dieser Art weltweit.
Bereits ab 1974 musste der Trägerverein eine kritische Zeit überstehen. Er wurde aufgelöst, sein Eigentum sowie die Verwaltung der Kinderdörfer übernahm der Staat. Erst nach der politischen Wende nahm Ende 1989 der Verein wieder seine Arbeit auf.
Die Leiterin des SOS-Kinderdorfes in Doubí ist Šárka Drozdová. Wie man heute die Pflegeeltern, genauer gesagt Pflegemütter für die kleine Kinderkolonie sucht, sagte sie gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:
„Wir haben hier insgesamt zwölf kleine Häuser. In jedem von ihnen lebt je eine Familie mit vier bis sieben Kindern und einer Pflegemutter. Regelmäßig schreiben wir einen Kurs für potentielle Pflegeeltern aus. Die Bewerber nehmen aber dann zuerst einmal an einem Auswahlverfahren teil. In einem dreimonatigen Kurs werden sie in Theorie und Praxis geschult. Sie müssen auch mindestens ein halbjähriges Praktikum in einer der Pflegefamilie absolvieren.“
Der erwähnte Kurs ist ein Teil eines komplexeren Verfahrens, in dem das zuständige Organ für den Kinderechtschutz entscheidet, welche Bewerber geeignet sind. In Tschechien gibt es neben Doubí noch zwei weitere SOS-Kinderdörfer. Bereits 1973 war im mährischen Chvalčov, einer kleinen Gemeinde unter dem Berg Hostýn, ein weiteres eröffnet worden. Das dritte und letzte entstand 2003 in Medlánky in der Nähe von Brno / Brünn. Dass es in Tschechien nur drei SOS-Dörfer, findet Šárka Drozdová unzureichend. Gleichzeitig sagt sie aber:
“Momentan liegt es nicht in den Kräften unseres Vereins, neue SOS-Kinderdörfer zu gründen. Es ist nämlich finanziell höchst anspruchsvoll. Den Hauptgrund dafür, dass Tschechien wesentlich mehr Kinderdörfer braucht, sehe ich in der hohen Zahl an Kindern, die in herkömmlichen Kinderheimen leben müssen. Derzeit sind es ungefähr 8000 Kinder. Der Bedarf am Ausbau weiterer sozialer Einrichtungen für Kinder ist daher nach wie vor groß.“