Karel Hynerk Mácha: Tschechien feiert 200. Geburtstag des Kultromantikers
Im November 2010 erinnert sich die tschechische Kultur an ein wichtiges Jubiläum – vor zweihundert Jahren ist der Dichter Karel Hynek Mácha geboren worden. Im selben Monat des Jahres 1836 ist er im Alter von 26 Jahren gestorben. Nach seinem Tod ist Mácha zu einem Kultautor der tschechischen Poesie geworden. Sein fast 830 Verse zählendes Gedicht mit dem Titel „Mai“ hat ihn auf den Thron der tschechischen Romantik gehievt, auf dem er aber in vielem auch als Begründer der modernen tschechischen Poesie steht. Aus Anlass seines 200. Geburtstags wurde das „Mácha-Jahr 2010“ ausgerufen.
All die geplanten Veranstaltungen zum „Mácha-Jahr“ aufzuzählen, würde den Rahmen eines Tagesechobeitrags sprengen. Die ersten fanden schon im Januar statt und je mehr sich das im November fällige Jubiläum nähern wird, nehmen sicher auch die Bedeutung sowie die Zahl der einzelnen Aktionen landesweit zu. Einige fanden am diesjährigen 1. Mai statt. Mehr denn je wurde Máchas Gedicht „Mai“ an mehreren Orten Tschechiens rezitiert, vorgespielt oder auch gesungen. Zum Beispiel auf dem ersten Festival Ethnica Poetica in Prag, das auf Initiative der „Gemeinde tschechischer Schriftsteller“ in Zusammenarbeit mit dem Senat aus der Taufe gehoben wurde. Lubomír Brožek, stellvertretender Vorsitzender des Schriftstellerverbandes:
„Klar, Karel Hynek Mácha hat uns inspiriert. In der Geschichte der tschechischen Kultur war sein Werk schon immer ein verbindendes Element. Natürlich erst nach seinem Tod. Es fing bei Jan Neruda an und eigentlich alle nachfolgenden Dichtergenerationen knüpften in irgendeiner Form an Mácha an. Ebenso bildende Künstler. Es gibt etwa 86 imaginäre Máchas Portraits, die sie kreiert haben. Darüber hinaus lebten auf tschechischem Gebiet immer verschiedene Ethnien, die durch ihre Kulturgeschichte das Mosaik unserer Kulturgeschichte ergänzten.“ Und gerade darauf soll das neue Festival auch künftig aufmerksam machen, meint Brožek. Nun, sein erster Jahrgang wurde aus aktuellem Anlass dem tschechischen Romantiker Mácha gewidmet. In der Darbietung von vielen in Prag lebenden Journalisten, Schriftstellern oder Musikern gab es am Samstag im Prager Waldsteingarten Máchas Mai zum Beispiel in der Roma-Sprache, auf Kurdisch, Kirgiesisch, Polnisch oder Spanisch zu hören.Dieser Veranstaltung schließen sich im Lauf des Mácha-Jahres viele weitere an, die in Zusammenarbeit renommierter Institutionen wie etwa der Gedenkstätte des nationalen Schrifttums, der Nationalbibliothek oder der Wissenschaftsakademie zustande kommen: Ausstellungen, Konferenzen, Autorenlesungen, Besprechungen oder Fachdiskussionen, die den Dichter Mácha aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und sicherlich auch etwas neues über ihn zu Tage fördern wollen. Eine schwere Aufgabe bei einem Klassiker, der schon 200 Jahre lang Experten und Leser in seinen Bann zieht.